laut.de-Kritik
Progressive Stoner Rock zwischen Diesseits und Jenseits.
Review von Manuel BergerNa toll, noch ein Grund, sich endlich einmal Lars von Triers "Geister"-Serie anzugucken. Langsam wird's wohl echt Zeit. Zumindest wenn sie in etwa so gut ist wie diese Leipziger Band, die sich nach einem Element der Serie — einem Raum zwischen Diesseits und Jenseits — benannt hat: Swedenborg Raum.
Die Thematik eines Raumes zwischen den Welten verfolgen Swedenborg Raum, wie der Name schon sagt, auch auf ihrem zweiten Album "In Between". Im Artwork, das einen Blick hinein bzw. hinaus erlaubt, und auch in den Texten, die Gitarrist Flo im Lauf der ersten drei Songs vorträgt.
Der Fokus der Band liegt jedoch klar darauf, den Raum musikalisch-instrumental zum Leben (und Tod) zu erwecken. Das gelingt dem Trio ziemlich gut. Genauso wie sich das namensgebende Gemäuer mystisch und unberechenbar gibt, agieren auch Swedenborg Raum. Grob lassen sich die Songs in die Psychdelic Stoner-Richtung einordnen, bisweilen ist das Durchkomponierte des Progressive Rock aber unübersehbar. Genau wie eine mentale Nähe zum Doom.
Mit den ersten Delay-bereicherten Tönen des Titeltracks spinnen die Leipziger ein immer dichteres Atmosphäre-Netz, in dem sich der Hörer recht schnell gefangen sieht. Um die Integrität dieses Körpers nicht zu zerstören, mündet ein Track nahtlos in den nächsten, sodass ein stimmiges Gesamtkonstrukt entsteht, dem man seinen Konzeptcharakter durchweg anmerkt, dessen Ziel, zu fesseln und in eigene Welten zu entführen, aber vollends aufgeht. Dass keine Langeweile aufkommt, dafür sorgen unter anderem rhythmische Spielereien wie im Instrumental "From Life", meiner persönlichen Lieblingsstelle. Das hat dann tatsächlich nicht mehr viel mit dem sonst vorherrschenden Stoner-Vibe zu tun, sondern schielt eher in Richtung 70er-Prog, der sich in cleanen Passagen immer wieder mit orientalischen Einflüssen und Krautrock-Psychedelik derselben Epoche mischt.
Doch "In Between" ist düster durch und durch; wenn hier überhaupt etwas wächst, sind es Giftpflanzen. Statt Iron Butterfly ist hier eher Belzebong zuhause. Das hört man vor allem im Closer "Into Death" noch mal recht deutlich.
Gitarre und Bass stehen hier absolut gleichberechtigt. Klar sticht zunächst einmal die Sechsseitige an der Oberfläche heraus, doch recht bald fällt auf, dass Tieftöner Ben ebenfalls unermüdlich Melodien rausschüttelt. Häufig resultiert das in parallelen Läufen, die sich umeinander schrauben wie ein unheiliges Liebespaar. Das funktioniert so gut, dass Swedenborg Raum größtenteils sogar auf Overdubs verzichten. Natürlich kommt man um einzelne unterstützende Backings oder mal eine zweite Leadgitarre nicht herum. Doch das ist auch gut so: dafür sind Studioproduktionen schließlich da. Für diese trug Gitarrist Flo übrigens selbst Sorge.
Und ihr solltet dafür Sorge tragen, dass Swedenborg Raum dem Underground entsteigen und bald auch einem größerem Publikum vorstellig werden. Wobei das Untergründige zumindest der Musik ganz gut steht. Wie ich das Ganze zusammenfassen würde? Opeth mit Stoner-Jam-Flair vielleicht? Die Richtung stimmt. Alles weitere entscheidet ihr am besten selbst.
2 Kommentare
Sehr gute Review, kann ich vollstens bestätigen! Das ist frischer Wind im Stoner/Progressive Rock!
Hach ich weiß nich. Das ist irgendwie nicht schlecht, aber so richtig gut auch nicht. Hört sich alles an wie ein Minutenlanges Intro, und man denkt die ganze Zeit: Na nu kann es aber mal los gehen. Tut es aber nicht. Mit sehr viel Wohlwollen aufgerundete 3 Sterne.