laut.de-Kritik

40 Jahre Abrisskommando.

Review von

Entgegen des Szenarios drohenden Gasmangels sind die Tanks bei den hessischen Thrash-Abgeordneten gut gefüllt. Und im Gleichklang mit der fantastischen Europareise des Heimatclubs Eintracht Frankfurt schicken sich die Kosmo-Proleten von Tankard an, ihre besondere Version des Promille-basierten Heavy Metals in die Welt zu tragen.

Neben einer formidabel befeuerten Riff-Schmiede und ordentlich Wumms dahinter, haben die Mannen um Kultsänger und Wuschelkopf Gerre einen Hang zur Hook und griffigen Punchlines. Das Image der stumpfen Bierbarbaren dekonstruktiert das Quartett auch auf "Pavlov's Dawgs" über Albumlänge erfolgreich. Thrash-Traum einerseits und technischer Ehrgeiz andererseits schließen sich nicht aus, wie schon ein Blick nach Altenessen zu den Kollegen von Kreator zeigt.

Dass die Meister der Vergangenheit und Helden der Jugend munter in den Hirnwindungen herumpogen, zeigt sich an etlichen Stellen. "Ex-Fluencer" oder "Lockdown Forever" kommen direkt zur Sache und zeugen von einer profunden Kenntnis der Abschlussklasse von 1983 ("Kill 'Em All"). Auch zahlreiche Intros lockern das drahtige Geschehen auf.

An der Dynamikschraube drehen Tankard ebenso in die andere Richtung wie "Veins Of Terra" und der Closer "On The Day I Die" beweisen: Tracks, die textlich eine ernsthafte Haltung aufweisen. Gerres Lohn- und Broterwerb ist die Sozialarbeit im Frankfurter Drogen-Milieu. Der Mann ist Leid gewohnt.

"Metal Cash Machine", das Konsumdenke und Wackenfizierung im Metal kritisiert, bedient sich behände an diversen Klassikern wie "Raining Blood" von Slayer oder Maidens "Hallowed Be Thy Name". Die Hessen haben die Spielregeln des Genres tief verinnerlicht.

Ob die Stiko hingegen bei Gerres Ansicht "Football Is My Vaccine mitgeht, steht noch aus. Wer hingegen Eintracht gegen die Kickers live überlebt, kommt auch gut durch den Corona-Winter. Die Huldigung des gut gehopften Flüssigkeitsausgleichs darf natürlich nicht fehlen, wofür der Titeltrack und das passenderweise betitelte "Beerbarians" Pate stehen.

"Pavlov's Dawgs" läutet das 40-jährige Jubiläum des Abrisskommandos standesgemäß ein. Der Humor trägt zur feucht-fröhlichen Stimmung bei und sorgt dafür, dass kein Auge und keine Kehle trocken bleibt. Hunde, wollt ihr ewig rocken? Sabberlott, wenns so gut produziert und frisch entgegenschallt wie hier, dann ist die Frage mit einem eindeutigen Prost zu beantworten.

Trackliste

  1. 1. Pavlov's Dawg
  2. 2. Ex-Fluencer
  3. 3. Beerbarians
  4. 4. Diary Of A Nihilist
  5. 5. Veins Of Terra
  6. 6. Memento
  7. 7. Metal Cash Machine
  8. 8. Dark Self Intruder
  9. 9. Lockdown Forever
  10. 10. On The Day I Die

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Tankard

Wie meinte einer mal so treffend: "So lange in Deutschland noch Bier gebraut wird, so lange werden wir Tankard auch nicht los." Scheint was Wahres dran …

1 Kommentar