laut.de-Biographie
Teka
"Nichts ist schlimmer als zu cleane, tot-editierte Musik." Diese Warnung nimmt sich Reggae-Produzent Thilo 'Teka' Jacks von Beginn an zu Herzen.
Nur mit einem Sampler und einem DAT Recorder ausgestattet, finden 1995 im Keller eines Kumpels die ersten Experimente statt. Ausgehend vom Slot an der Gitarre fühlt sich der gebürtige Frankfurter schnell auch zum Tüfteln an den Reglern hingezogen - und schustert sich schon 1997 mit zwei Freunden ein eigenes Studio zusammen.
Mit Nosliw und Nattyflo als erste Signings heben sie 2000 Rootdown Records aus der Taufe. Nur kurze Zeit später stößt Nikitaman zum in Hürth bei Köln ansässigen Label und debütiert 2002 mit seiner EP "Aah...Loco?".
Richtig ins Rollen gerät der Stein 2004: Nosliw veröffentlicht seinen Zweitling "Mittendrin", Nikitaman stellt – mittlerweile im Verbund mit Sängerin Mono – fest: "Das Spiel Beginnt". Auf dem soliden Grundstein, den Seeed und Gentleman zuvor gelegt haben, etabliert sich deutschsprachiger Reggae zur viel gehörten, viel gespielten und viel gefeierten Sparte. Maßgeblich daran beteiligt: Rootdown Records.
Beim zehnjährigen Jubiläum beschreibt Teka gegenüber Bunch TV die Grundphilosophie des Labels: "Wir wollten unsere eigenen Charaktere einbringen statt anderes zu adaptieren. Das ging schon mit den Texten los." Obwohl Reggae von Anfang an das Rhythmusgerüst gewesen sei, habe man nicht die jamaikanischen Themen aufgreifen wollen.
Thilo Jacks spielt dabei die Rolle des Hausproduzenten. Begonnen mit Nattyflos 7inch-Labelstartschuss "Babylon" sitzt er in den ersten Rootdown-Jahren bei jeder Veröffentlichung hinterm Mischpult und geht in seiner Arbeit natürlich voll auf:
"Ich liebe es, Live-Instrumente um mich herum zu haben und sie durch Verstärker und Effektgeräte zu jagen. Tapedelays, Feder- oder Platten-Hall und alte Fenderverstärker. Sie geben einen warmen, dreckigen Sound, den ich dann später Stück für Stück auseinandernehme und im Computer wieder zusammensetze", schwärmt er.
Den Titel "Produzent des Jahres - National" beim Leserpoll des Fachmagazins RIDDIM hat Teka ab den späten Nullerjahren quasi abonniert. Vorerst vorbei sind an dem Punkt allerdings die Zeiten, in denen die Offbeat-Musik hierzulande stark im Trend lag. "Deutscher Reggae erlebt im Moment eine Schlappe", bilanziert Rootdown-Schützling Sebastian Sturm Ende 2011 im laut.de-Interview.
Thilo unternimmt kurzerhand ein paar Ausflüge in internationale Gefilde und bereichert seine beeindruckende Diskografie um Namen wie Ziggi Recado, Anthony B., Richie Spice und Luciano. Doch das Rootdown-Camp setzt seine Arbeit tapfer fort, 2011 erscheinen die von Teka produzierten Platten "Unter Freunden" (Mono & Nikitaman) und "Asphalt" (Maxim).
Natürlich hat der Wahlkölner als Hausproduzent mit den größten Teil zur Rootdown-Entwicklung beigetragen. "Das Flashpoint-Studio war immer ein zentraler Punkt - zum Kennenlernen und die Arbeit aufnehmen. Und um herauszufinden, was man gemeinsam kreieren kann."
Das sei mittlerweile etwas offener geworden, weil er nicht mehr an jedem Release als zuständiger Produzent mitwirke. Und natürlich säßen die Rootdown-Mitarbeiter nicht mehr mit eineinhalb Meter Deckenhöhe direkt über der Gesangskabine, sondern in einem ordentlichen Büro. [Im Keller zwar, aber immerhin. D. Red.] "Es ist alles gewachsen, doch das Studio ist weiterhin der Ausgangspunkt."
Das Prinzip Hip Hop meets Reggae als Kreuzung zahlt sich 2009 beim einzigen Release der Großgruppe Koalas Desperados aus. Latin-Mestizo-Einflüsse beleben das Soundgemisch zusätzlich. Während sich Nosliw zur Cash Cow des Labels entwickelt, übernimmt das Rootdown-Camp zusätzliche Aufgaben in Promotion, Newcomer-Beratung und Konzertplanung.
Zum Live-Business gehört etwa die Betreuung des Klub Kartell, einer Band, die drei bis vier wechselnde Tour-Sänger gebündelt durch den deutschsprachigen Raum führt. Im Jahr 2018 sind mit dem Klub Kartell Sebastian Sturm, Ganjaman, Dellé und Jahcoustix unterwegs.
Trotz seiner umfassenden Vernetzungen in die deutsche Szene tüftelt Teka eher zurückgezogen. Zum Beispiel 2013 an Jaqees Album "Yes, I Am" auf der autofreien schwedischen Insel Styrsö. Dorthin nimmt er eine Bratschenspielerin, eine Cellistin und zwei Geigerinnen mit.
2013 gehen auch Maxims Charts-Song "Rückspiegel" und Ivy Quainoos Album-Cut "Dancing Dynamite" auf Tekas Konto, 2015 führt er Megaloh und Trettmann in "Was Soll's" zusammen, später bastelt er Trettis EP "Reggae Showcase". Für einen Beitrag auf Thilos "Straight From The Fridge Riddim" lässt sich sogar Mr Vegas begeistern. Zudem macht Teka sich als Remixer einen Namen. Neben Arbeiten für Veedel Kaztro entsteht von 2019 bis '21 mit dem in der Schweiz lebenden Cali P die Serie "Vizion I", "Vizion II" und "Vizion".
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