laut.de-Kritik
Kennt man Beatrice Egli jetzt schon in Schottland?
Review von Kai ButterweckDie vergangenen acht Jahre waren nicht einfach für die schottischen Pop-Rocker um das Band-Aushängeschild Sharleen Spiteri. Verzweifelte Label-Suche, Solo-Ausflüge und lebensbedrohliche Gesundheit-Knock-Outs zerrten stark an den Nerven aller Beteiligten.
So hatten auch viele Fans bereits den Glauben an ein neues Album des "Summer Son"-Quintetts verloren. Ende 2012 dann die unerwartet frohe Kunde: Die Band arbeite wieder an neuem Material. Das Ergebnis heißt "The Conversation" und präsentiert eine Band, die nach diversen Achterbahnfahrten in den letzten Jahren scheinbar erst einmal wieder zu sich kommen muss. Vom erfrischenden Vibe des acht Jahre alten "Red Book"-Albums sind die insgesamt zwölf neuen Songs jedenfalls meilenweit entfernt.
Zwar beeindruckt der eröffnende Titeltrack noch mit unterkühlten Finger-Snaps und Spiteris warmem Organ, das sich gekonnt um eingängige Harmonien wickelt. Doch spätestens mit Beginn des anschließenden "Dry Your Eyes" ziehen sich bei Kennern des Kollektivs die Augenbrauen zusammen. Hier trifft sich die Combo urplötzlich mit Andrea Berg und Beatrice Egli im bandeigenen Proberaum und bastelt emsig am Bewerbungssong für die taufrische Schlager-Sause auf Sat.1 Gold. Gruselig.
"If This Isn't Real" ist keinen Deut gehaltvoller, auch wenn sich Gitarrist Ally McErlaine mit surfigem Thema redlich Mühe gibt, Leben in die Bude zu bringen. Überhaupt sind Spiteri und McErlaine die einzigen, die mit akzentuierten Vorstößen wenigstens hin und wieder "Southside"- oder "White On Blonde"-Erinnerungen wecken. Dagegen schleicht der rhythmische Background nahezu durchgehend komplett blutleer durch die Produktion. Ross McFarlanes Kesselspiel hat in etwa die Durchschlagskraft einer Toys R Us-Bohrmaschine für Kita-Baumeister, während John McElhone sich im Nachhinein fragen dürfte, ob sein Viersaiter während der Aufnahmen überhaupt angeschlossen war.
Abgesehen von kurzweiligen Energieschüben à la "Detroit City", "Talk About Love" und "Hearts Are Made To Stray" dümpelt die Masse der Songs träge und fernab von Ohrwurm-Gefilden vor sich hin. Kaum eine markante Melodie und keinerlei Sound-Provokationen: Texas gehen anno 2013 auf dem Zahnfleisch. "Ich tue mich immer sehr schwer damit, unsere Musik zu beschreiben. Ich weiß nur, dass 'The Conversation' exakt wie ein Texas-Album klingt", befand die Sängerin vor einigen Wochen. Alles eine Frage der Wahrnehmung.
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