laut.de-Kritik
Neuer Klassiker des 58-jährigen Indie-Helden Nick Saloman.
Review von Dominik KrausÜber sieben Jahre ist es nun her, seit Nick Saloman mit seiner 'Band' Bevis Frond ein letztes kreatives Lebenszeichen aussandte. Frustriert vom schlechten bis gar nicht vorhandenen Feedback auf "Hit Squad" zog er sich mehr und mehr ins Private zurück, gab hier und da mal ein Konzert in einem Pub in der Nähe, das war's. Bevis Frond schien Geschichte zu sein.
Umso erfreulicher, dass im Spätherbst 2011 plötzlich die überraschende Kunde kam: der mittlerweile fast 60-jährige Saloman hat sich doch noch einmal aufgerafft, seine kleine aber treue Fangemeinde mit einem weiteren Doppelalbum zu beglücken. In die Vorfreude mischte sich da allerdings ab und an die bange Frage, ob "The Leaving Of London" mit den alten Scheiben würde mithalten können.
Doch schon bei den ersten Takten des Openers "Johnny Kwango", einer Ode an einen vor allem in den 50er und 60er Jahren bekannten britschen Wrestler, wird klar, dass Saloman trotz fortschreitenden Alters und schütter werdendem Haar rein gar nichts von seiner Schaffenskraft verloren hat. Wäre "Johnny Kwango" vor 45 Jahren von den Byrds eingespielt worden, wir würden den Song heute regelmäßig im Radio hören.
In den folgenden 17 Songs zeigt Saloman all seine künstlerischen Facetten, und führt uns durch ein Repertoire von vorwärts pumpenden Rock-Gewittern ("You'll Come, Heavy Hand"), melancholischen Singer-Songwriter-Tunes ("The Divide"), fluffig vorgetragenen Midtempo-Ohrwürmern ("An Old Vice") und jubilierenden Psychedelic-Pop-Tracks ("Stupid Circle", "Preservation Hill"), die den Vergleich mit "New River Head"-Glanzzeiten nicht zu scheuen brauchen.
Und zwischen all den wunderbaren neuen Songs sticht jedoch dann doch noch einmal "Son Of A Warm Gun" ganz speziell heraus. Das Stück ist eine bittersüße kleine Ballade, die den vielleicht besten Saloman aller Zeiten zeigt, stimmlich wie textlich, als Songwriter wie als Gitarrist. Kaum zu fassen, dass dieser großartige Künstler nicht mehr Resonanz erfahren hat.
Dies mag wohl auch daran liegen, dass Nick früher seine Platten gerne auch mal ganz alleine aufnahm, ohne die Unterstützung einer Band und in eher mittelprächtiger Soundqualität. Dies ist bei "The Leaving Of London" glücklicherweise etwas anders, neben seinem All-Time-Spezl Adrian Shaw (Ex-Hawkwind) am Bass, lässt sich Nick hier wirkungsvoll von Dave Pearce an den Drums und Paul Simmons an der zweiten Gitarre unterstützen.
Was sowohl dem Gesamtsound sowie der Tightness der ganzen Rhytmusgruppe merklich gut tut. Und so kann man am Ende der 75 Minuten Spielzeit die zu Beginn von Johnny Kwango gestellte Frage "Everyone has a favorite tune ... Is this yours?" nur mit einem genussvollen "Oh ja" beantworten.
1 Kommentar
ja! geil!