laut.de-Kritik
Eine Zeitreise zurück in die Sixties.
Review von Sara KäferDas Toe Rag Recording Studio unter der Führung von Liam Watson (The White Stripes, Billy Childish) ist bekannt dafür, viel Equipment aus den späten 50ern zu verwenden. Das Studio hat keine Computer und keinen digitalen Soundabmischer. Der Schwerpunkt liegt bei traditionell analogen Aufnahmemethoden. Mit diesen Infos im Hinterkopf verwundert der Sound der Bishops kein bisschen.
Die Zwillinge Mike und Pete und Schlagzeuger Chris haben sich vollauf den Sixties verschrieben: nicht nur die Frisuren und die Anzüge passen perfekt in die Zeit der Beatlesmania, die drei Londoner lassen auch die Musik dieser Zeit wieder auferstehen. Mit einem Mal kann man die Hysterie der Teenies von damals nachvollziehen.
Das Grundschema bleibt dabei im Laufe der CD immer gleich: Tambourin und Schlagzeug schlagen einen knackigen Beatrhythmus, eine flirrende Gitarre und ein konsequenter Bass erzeugen einen kontinuierlichen Sound. So entstehen 14 beschwingte Songs. Das klingt alles sehr nach den Fab Four. Doch die Retro-Truppe kann noch mehr.
Die Melodien von "Say Hello" und "The Only Place That I Can Look Is Down" erinnern stark an Lieder von Sugarplum Fairy oder Mando Diao und lassen sich mindestens so schwer wieder aus dem Kopf bekommen wie die Hits der Schweden. Beides sind eingängige und gute Popsongs. Ebenso schwierig aus den Gehörgängen entfernen: About Town" und "So High". Hier erinnert aber der Beat schon wieder sehr an die 60er.
Damit begnügen sich die Engländer aber nicht. Sie bauen immer wieder, neue Elemente ein, die die Hookline auflockern. So zum Beispiel bei "I Can't Stand It Anymore", bei dem leichte Taktveränderungen schon dazu führen, dass man aufstehen und zu tanzen beginnen will. Bei "Higher Now" versuchen sie es mit etwas lauteren und aggressiveren Gitarren, was den Song ein wenig kratzbürstig erscheinen lässt.
Das Wort "Versuch" war schon mit Bedacht gewählt, denn manchmal gelingt es nicht so ganz, Abwechslung in die Sache zu bringen, und es stellt sich bei manchen Liedern eine gewissen Eintönigkeit ein. Ab und an kommt der Gedanke auf, ob man das Lied nicht schon kurz vorher gehört hat.
Die Platte ist sauber ausgearbeitet, kurzweilig und mit Sicherheit sehr charmant. Alle Stücke leben von guten Harmonien und gehen direkt ins Ohr. Das macht die Platte trotzdem noch nicht zu solidem Rock'n'Roll, sondern die Lieder sind gute Pop-Hymnen. Und das Monotone kann mit ein bisschen Reife sicherlich ausgebügelt werden: Pete und Mike sind schließlich erst 20.
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