laut.de-Kritik
Vom Wahnsinn nicht nur einmal in den Arsch gebissen!
Review von Michael EdeleWas ist denn das bitte? Ein Haufen schmieriger Tennis-Fetischisten und eine der hässlichsten Frauen der Sport-Geschichte auf dem Cover einer CD? Was ist eigentlich aus Substyle geworden?
Was auch immer sich die Duisburger von The Bonny Situation dabei gedacht haben mögen, es ist auf jeden Fall schräg. Schräg, aber auch genial und somit absolut passend zum Sound, den das Sextett auf seinem zweiten Album bietet. Zwar sind die metallischen Klänge auf der aktuellen Veröffentlichung im Vergleich zum Debüt "Still Another Day To Come" zurück gegangen, doch das schadet der Scheibe überhaupt nicht. Auch wenn es mit "After All" recht poppig losgeht, setzt sich die Melodie doch umgehen im Ohr fest.
Zu behaupten, dass die Band eine etwas poppigere Ausgabe von Faith No More sei, ist gar nicht so weit hergeholt, denn auch Sachen wie "People" oder "Medicine" haben diese gewissen Melodien und zugleich einen unglaublichen Drive. Da dürften bei Konzerten nicht allzu viele Leute still stehen. Doch die Jungs haben auch ein Gespür für Epik und Theatralik, was sie eindrucksvoll bei "Dead Powder" beweisen. Dieser Song lebt vor allem von den ausladenden Melodien vom Keyboard und natürlich dem starken Gesang von Benjamin Peters.
Noch langsamer und ruhiger geht es beim folgenden "Thermometer" zu. Wenn das Stück nach der Hälfte ein wenig Wellenschlag bekommt, zerrt der Keyboardsound jedoch sehr an den Nerven. Kein Wunder, dass es da im "Titeltrack" wieder zügiger zugeht. Hier geben sie einen mindestens so absurden Text zum Besten, wie ihn das Cover erwarten lässt. Ganz großes Kino! Den Jungs hat der Wahnsinn nicht nur einmal in den Arsch gebissen, sondern mehrmals und hinterlässt dabei deutliche Spuren.
Entsprechend abswechslungsreich, aber nie übertrieben legt "Pistolero" mit ein paar leichten Ska-Einflüssen vor oder lässt den Keys etwas mehr Raum. Die tragen dabei immer wieder zur Melodie bei, drängen sich aber nie in den Vordergrund. Zwar hat "Sunday" ebenfalls noch ein recht flottes Tempo, doch die Stimmung ist eindeutig melancholischer, was sich auch im nachdenkllichen "Two" fortsetzt.
Vor allem textlich geht es für The Bonny Situation-Verhältnisse ungewohnt ernst zu. Das gilt auch für den akustischen Ausklang namens "The Tree", der das Album sehr stimmungsvoll abrundet. Der Track nervt allerdings mit einem überlangen Outro, das keinen wirklichen Sinn ergibt.
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