laut.de-Kritik
Das Leben nach dem Tod klingt tragisch und voller Sehnsucht nach Liebe.
Review von Kim Lange"Afterlife", das Leben nach dem Tod, stellt sich jeder etwas anders vor. Die einen sehen darin Reinkarnation, die anderen ein Weiterleben in Himmel oder Hölle. Schließlich gibt es auch noch das vollständige Ende menschlicher Existenz. The Unwinding Hours vertonen dieses Phänomen eher melancholisch mit gefühlvollen Balladen und Klangfeuerwerken, die größtenteils unter die Haut gehen.
Zweieinhalb Jahre nahmen sich die beiden ehemaligen Aereogramme-Mitglieder Zeit für den Nachfolger ihres ersten, selbstbetitelten Albums. Craig B, der für Theologie und Soziologie an die Uni zurück kehrte, kam zu einer Erkenntnis: "Ich fühlte mich endlich in der Lage, so viel wie möglich zu lernen und zu absorbieren, aber damit auch zu artikulieren, was ich schon seit Jahren ausdrücken wollte." Einmal die Woche traf man sich dann zur gemeinsamen Arbeit an neuen Ideen und Demos im Studio, wo Ian Cook derweil fleißig andere Bands produzierte.
"Afterlives" beginnt mit einem Stück, das über den Hörer hereinbricht wie ein Gewitter: Streicher, Drums, Bass und Klavier vereinen sich in "Break" zu einer treibenden Mischung. Genauso flott geht es weiter, bevor "The Right To Know" die gewohnte Schwermütigkeit etwas ins Rollen bringt. Der fast sechsminütige Song beginnt verheißungsvoll: Um Craigs Stimme schmiegen sich ein paar Drums und sanfte Pickings.
Mit "Saimaa" und "The Promised Land" folgen zwei Balladen, die von leisen Streichern sowie Kanongesängen leben. "I Don't See You Promised Land / This One Life is All I Have", singt Craig, während Gitarren und Klavier langsam eintreten und das Stück schließlich komplettieren.
Nun wussten die beiden Jungs wohl nicht so recht, wie sie eine weitere Ballade verpacken sollen, denn "Wayward" erinnert stark an den Album-Opener und "Say My Name" zieht sich genauso in die Länge wie "The Right To Know". Da fragt man sich irgendwann, wo denn das Ende bleibt; irgendwann ist schließlich auch mal genug der gehauchten Worte.
"The Dogs" gerät wieder schön romantisch: "So Please Take Me Away From Here / To Find Peace Somewhere The Constant Roar Cannot Reach / Don't You Know You Are All I Need". Bei diesen Worten wird jeder ein bisschen weich, und zugegeben, sie klingen auch wirklich schön.
"Skin On Skin" tanzt noch mal aus der Reihe. Ebenfalls sehr melodramatisch, aber endlich kommen auch die Synthesizer richtig zum Einsatz. Dennoch geht der Gesang, der sich nicht wirklich von den übrigen Songs abhebt, etwas unter.
Schließlich lässt man all die traurige Musik ganz langsam hinter sich. Wie ein in der Ferne verschwindender Punkt läuft "Afterlives" aus, wird immer leiser und kommt dann zur Ruhe. Der letzte Track ist so still, dass er kaum mehr auffällt. Das Leben nach dem Tod klingt emotionsgeladen, ein bisschen tragisch und voller Sehnsucht nach Leben und Liebe.
14 Kommentare
Schon wieder nur 3/5?!
Na gut, der Nachfolger bleibt etwas blass. Mir fehlen hier die Übersongs und zeitweise plätschert es...
Aber zum Vorgänger: da war die Wertung ein Schlag ins Gesicht. Große Songs, ein Album mit extrem langer Halbwertszeit.
laut.de hat doch keine Ahnung von Post-Rock... Man betrachte nur mal die Wertungen die GY!BE bekommen haben... "Skinny Fists..." hat 2/5 (!) erhalten... Sollte die Gruppe nicht gerade "Mogwai" heißen, endet Post-Rock auf laut.de ziemlich sicher in einem eher schlechten Bereich. Insbesondere, wenn es experimenteller wird (65daysofstatic kamen ja auch ganz gut weg)
Anonymous-Test.
Komme in das Unwinding hours-Zweitwerk auch noch nicht wirklich rein - weiß aber auch nicht, ob das immer noch am Aereogramme-Groll liegt. Deren letzte fand ich auch schon so super fad, obwohl ich sie nach in "A Story In White" und "Sleep and release" echt vergöttert hab.
Ähnlich war es mit dredgs "el cielo", da dacht ich noch, das werden Langzeit-Wegbegleiter. CWA hatte dann schon an manchen Stellen erstes Naserümpfen zur Folge, und wenn man Textstellen wie "I'm not your shinin' star, here to save your life, to make your wallet fat while mine's on a diet" hört, und das dann mit späteren Ergüssen wie "Information" oder der gesamten "Chuckles" vergleicht, bleibt doch das Geschmäckle der gezielten Anbiederung aufgrund einer gewissen Verbitterung, welche die Band ja nicht müde wird zu dementieren...
Also ich finde Aereogramme's letzte herrlich. Ist mein persönliches Winterzeitalbum.
Was Dredg angeht... Joah... "TP, TP, TD" war schon äußerst durchwachsen, wobei ich "Information" immer mochte: es ist für mich ein toller Popsong.
Da fand ich "Saviour" oder "Mourning The Morning" wesentlich schlimmer.
Deren letzte Platte wird von ihne gern als Experiment angesehen, aber bitte: warum als dredg?! Hätte man das nicht klarer abgrenzen können?!
Ich fand die letzte (oder erste, je nach dem wie man sieht)auch etwas ... ernüchternd. Klar waren da echt geile Songs drauf - Knut z.B. - aber ich hab mehr erwartet.
Mal sehen, vielleicht ist die hier besser