24. März 2005

"Wir mögen den FC Köln nicht!"

Interview geführt von

Wir treffen zunächst den Gitarristen Simon Cleave und die Bassistin Terry de Castro (beide waren auch schon bei Cinerama, dem Nachfolgeprojekt von David Gedge, dabei und Simon spielte schon in den 90ern in der alten Wedding Present-Formation mit) Backstage im Kölner Prime Club. Während Mr. Gedge noch durch die Kölner Shopping Meile schlendert, und der neue Schlagzeuger Jon Maiden sowieso keine Lust auf Interviews hat, fangen wir bei lecker Rotwein und mitgebrachten Osterhasen schon mal an zu plaudern.

Ihr seid jetzt schon länger wieder unterwegs. Wie war es bisher?

S: Überraschenderweise gut. So eine intensive Tour haben wir mit Cinerama noch nie gemacht. Es waren einige geschockt, als sie hörten, dass wir 23 Auftritte hintereinander haben.
T: Für uns war es keine große Sache, aber andere haben gesagt, dass wir verrückt sind, so was zu machen. Ich persönlich hatte vor allem Sorge um Davids Stimme. Aber es gibt keinen Grund zur Besorgnis. Seine Stimme ist o.k.

(In dem Moment unterbricht jemand vom Prime Club die Runde und fragt nach David, weil es noch eine Interviewanfrage aus Holland gibt. Die Nachfrage ist nun mal sehr groß. Immerhin gehörten Wedding Present Ende der 80er Jahre zu den erfolgreichsten Indie-Popbands. Simon antwortet, dass er auf dem Weg ist.)

S: Siehst du, dass ist das Ding. Wir organisieren alles alleine, und das ist auf Dauer sehr anstrengend. Die meisten Bands sitzen vor ihren Auftritten nur herum und wissen nicht, was sie tun sollen. Wir langweilen uns nie.
T: Ja, die Tage sind sehr voll.
S: Und sie gehen richtig schnell vorbei.
T: Wir waren mal mit einer Band auf Tour, und die waren total begeistert, dass wir so viele Auftritte haben und dass wir nur vom Catering leben können. Wir essen nie in Restaurants. Immer nur Backstage. Wir machen das schon so lange, auch damals mit Cinerama, deshalb haben wir uns daran gewöhnt. Ich weiß allerdings nicht, wie lange man das so weiter machen kann.
S: Ich denke nach drei Monaten reicht es dann auch. Unsere Körper machen das nicht mehr mit. Irgendwann haben alle eine Erkältung und fühlen sich krank.
T: Wir sind auch immer ziemlich lange auf und bekommen nur wenig Schlaf.
S: Die jungen Leute in unserer Band gehen allerdings früh ins Bett. (grinst, gemeint ist natürlich der junge Schlagzeuger Jon Maiden)
T: Ja, er trinkt immer nur ein Bier und muss dann sofort ins Bett. "He's always Light Weight". Die Schlagzeuger sind immer die "Light Weights." (lacht)

Wie ist es für dich, Simon. Du hast viele Konzerte als Zuschauer hier im Prime Club gesehen, und jetzt stehst du hier selber auf der Bühne?

S: Ich habe schon mal 1997 hier gespielt. Danach wurde es dann renoviert. Es macht Spaß hier zu spielen.

(Jessica, Davids neue Freundin kommt herein und sagt, dass er gleich kommt. Er macht gerade noch ein Telefoninterview mit den Leuten aus Holland. Und dann ist er auch schon da. Mr. David Gedge.)

Erinnerst du dich an das erste Mal, als du hier mit The Wedding Present gespielt hast?

D: Ja, wann war das genau? Ende der 80er Jahre? Der Laden hat sich ein wenig verändert. Sieht schöner aus.

(In dem Moment sieht er die Osterhasen, die Paul und ich als kleines Geschenk mitgebracht haben. Seine Begeisterung hält sich, im Gegensatz zu seinen Bandmitgliedern, in Grenzen.)

S: War das nicht die erste Tour von Wedding Present, als sie im Prime Club gespielt haben?
D: Ja, ich denke schon. Wir haben um die Ecke in einem Hotel gewohnt (Hotel Mado). Ich erinnere mich an diese Straße zum Hotel, wo auch die Straßenbahn lang fährt. Damals hatte mich dort jemand auf seinem Motorrad fast überfahren. Der Typ hat sofort die Polizei geholt und ich musste Strafe zahlen. Gut, ich war wohl auch schuld, weil ich nicht nach der Bahn und dem Straßenverkehr gleichzeitig Ausschau gehalten habe.

Wie ist das Publikum heute? Gibt es einen Unterschied zu damals?

S: Sie sind älter...
D: ...und dicker. Und sie haben weniger Haare. Aber es gibt auch junge Leute.
S: Ja, es gibt noch Fans von Cinerama.
D: Die Konzerte sind schneller ausverkauft, weil sie dicker sind (lacht). Das stimmt. Wenn es ein Green Day Konzert gibt mit 500 Fans sind die alle so dünn, dass es noch sehr viel Platz gibt. Wenn 500 Wedding Present-Fans da sind, dann ist es voll. Die Veranstalter mögen aber die Wedding-Fans, weil sie mehr trinken.
S: Ja, bei uns gibt es auch kein Stage Diving. Obwohl in Leeds gab es einige dicke Männer, die haben Stage Diving gemacht ... aber ganz langsam, wie in Zeitlupe. Man sah, dass viele von ihnen das schon lange nicht mehr gemacht haben.

Gibt es viele alte Gesichter im Publikum?

D: Ja, viele alte Gesichter, aber ich habe keinen erkannt. Außer Tony Woolgar.

Oh wirklich. Tony Woolgar? Das gibt es nicht. Er ist ein Fotograf aus Leeds und bekannt wie ein bunter Hund. Jeder kennt ihn dort.

D: Er wird 50 dieses Jahr, unglaublich, oder?
T: Dann gab es noch diesen Fan, der bei neun Konzerten dabei war. Im Internet hat er ins Gästebuch geschrieben, dass die Auftritte ihn an seine Jugend erinnern.
S: Das war natürlich super für ihn, weil wir jeden Abend das gleiche Set gespielt haben.
D: Ja, er war quasi mit uns auf Tour und seine Freundin wohl im Urlaub. Er ist sogar nach Irland gefahren.

Wie war es in Irland?

S: Es war ausverkauft.
D: Es war großartig. Man fasst es kaum, wie viele Menschen vom Namen Wedding Present angezogen werden. Nur weil wir den alten Namen wieder benutzen, kommen die Leute aus allen Löchern. Bei Cinerama hatten wir nie so viele Zuschauer.

Das hat wahrscheinlich auch mit eurem neuen Album "Take Fountain" zu tun?

S: Ja, die Kritiken waren sehr gut.
D: Und der Name allein hat auf sich aufmerksam gemacht.
S: Die Journalisten kennen die Geschichte von Wedding Present. "Take Fountain" ist nicht das vierte Cinerama-Album, sondern die neue Wedding Present-Platte. Wäre es das vierte Cinerama-Album, würden wir dann auch so große Artikel bekommen? Ich denke nicht. Würdet ihr auch Cinerama interviewen?

Die neue Platte hat sowohl Elemente von Cinerama als auch von Wedding Present ...

S: Ja, das kann schon sein, aber das war keine Absicht. Diese Platte ist definitiv eine Wedding-Platte. Sie könnte nicht von Cinerama sein.
D: Wir haben vor zwei Jahren diese Platte als Cinerama angefangen und später kam dann die Diskussion. Cinerama oder Wedding Present? Vor- und Nachteile wurden diskutiert. Rückwirkend haben wir mit Sicherheit richtig entschieden. Ich sage das nicht nur, weil die Konzerte ausverkauft sind, sondern die Fans wären mit Sicherheit enttäuscht gewesen, wenn wir das Album unter Cinerama verkauft hätten. Es hört sich nicht so sehr nach Orchester-, Soundtrack-Filmmusik an, was bei Cinerama der Fall wäre. Es ist einfach Gitarrenmusik.

War es denn geplant, dass es ein Gitarrenalbum wird, oder war es doch eher der Einfluss von Steve Fisk (u.a. Produzent von Nirvana, Soundgarden ...)?

D: Nein, nicht wirklich. Wir haben die Entscheidung getroffen. Wir wollten uns weiter entwickeln. Nach drei Cinerama-Platten haben wir gemerkt, dass wir was Neues machen müssen.
S: Ich wollte unbedingt ein pures Gitarrenalbum machen. Aber dann habe ich den alten Cinerama-Sound ein wenig vermisst und daher hört man wahrscheinlich diese Elemente auf "Take Fountain".

Ja, die Soundtrack-Qualität ist erhalten. Der wunderbare Ennio Morricone-Style. Zum Beispiel die Album-Version von "Interstate 5", erinnert an einigen Stellen sehr an Morricone.

S: Ja, wir möchten diesen Style nicht ganz aufgeben.
D: Wir nehmen irgendwas, um die Platte besser zu machen. Wir benutzen viele verschiedene Farben, wie auf einer Farbpalette, die man zum Malen benutzt.

"Queen Ann" könnte auch auf einem Soundtrack sein.

D: Ja, wir lieben diese Musik.

Wenn ihr die Chance hättet Musik für einen Film zu machen, was für ein Film wäre das?

S: Irgendwas, wenn jemand kommt, wir sind bereit.
D: Es gab einige Anfragen, aber es ist nie über das erste Treffen hinaus gegangen. Leider. Manchmal sind wir kurz davor. Ich hatte sogar schon mal ein Drehbuch in der Hand, dass mir zugeschickt wurde. Aber ich will nicht mit der Arbeit anfangen, sechs Monate, um danach pleite zu sein. Am Ende bekommt man dann kein Geld von den Produzenten und die Arbeit war umsonst.
S: Der Komponist Michael Nyman (u.a. für Peter Greenaway Filme) macht immer zuerst die Musik und dann kommt der Film. Aber das ist eine Ausnahme. Normalerweise kommt erst der Film, dann die Musik.

Was für Lieblingsfilme habt ihr?

D: "Blue Velvet" von David Lynch.
S: "Come And See". Das ist ein sehr harter russischer Film, der mich sehr beeindruckt hat.
T: "Apocalypse Now". Ich weiß das ist eine langweilige Antwort, aber viele lieben diesen Film.

Ihr lebt doch alle an verschiedenen Orten?

D: Jeden Abend, ja (lacht). Verschiedene Hotels, jede Nacht für die nächsten sechs Monate.

Wie probt ihr denn zusammen? Ist das überhaupt möglich?

D: Das ist schwer, du hast recht. Mit der alten Wedding-Besetzung haben wir nur einige Kilometer weit voneinander entfernt gewohnt, damals in Leeds 6 (beliebtes Studentenviertel, wo viele Musiker wohnen). Da konnte man einfach zu Fuß gehen, um sich zu treffen. Jetzt ist es Kalifornien (Terry), Deutschland (Simon) und England (David). Da müssen wir mehr planen.
S: Wenn wir uns treffen, dann versuchen wir, soviel wie möglich zu machen. Wir proben immer am Anfang einer Tour. Diesmal hatten wir eine Woche Zeit zu proben mit unserem neuen Schlagzeuger Jon. Er war fantastisch, das Problem waren eher wir. (lacht)
T: Ja, er kennt die Lieder viel besser als wir. Er hat uns gefragt, ob wir mehr Proben brauchen und wir sagten: "Ja, natürlich!"
S: Es ist egal wie oft wir proben, bei unserem ersten Auftritt geht immer alles schief.

Wo war euer erster Gig?

T: In Belfast.
S: Das Publikum dort hat schon gewusst, dass sie die Testpersonen sind.
T: Und gestern Abend ist Simon beim ersten Gitarrenanschlag die Saite gerissen.
S: Wenn das beim ersten Auftritt passieren würde, ich wäre total panisch. Aber gestern war ja schon der dritte Gig...

T: Es gab auch mal diesen einen Auftritt, wo ganz viele Fotos von uns gemacht wurden, und Simon und ich fangen immer sofort an zu posen, sobald das Blitzgewitter losgeht Und dann denken wir sofort, oh Gott, was tun wir hier eigentlich. Wir müssen damit aufhören.
S: Wenn ich derartige Grimassen demnächst schneide, dann schlag' mich bitte (alle lachen)
T: O.k.
S: Ich muss aber sagen, dass passiert unabsichtlich, ehrlich.
T: Ja, wirklich.

Und wann stellst du dann deinen Fuß auf den Monitor, Terry?

T: Oh ja, das nächste Mal.

Wo habt ihr eigentlich euren neuen Schlagzeuger her?

S: Jon Maiden kommt aus Brighton. Wir haben ihn in unseren Proberaum getroffen.
D: Er ist ein Freund vom Proberaum-Vermieter und der hat ihn uns empfohlen. Er spielt sonst in einer Band namens ChungKing.
S: Sie machen Dark-Wave-Trip-Hoppy.
T: So ähnlich wie Morcheeba.
S: Er ist ein gelernter Schlagzeuger. Er spielt Jazz, Latin und alles mögliche. Er hat nur 10 Minuten bei uns vorgespielt und dann haben wir 50 Minuten geredet. Sein Spiel war absolut perfekt.

War es schwer für ihn in eine Band zu kommen, die schon so lange zusammen spielt?

S: Ja auf jeden Fall.
D: Aber es hat gut geklappt.
T: Er hat sich von Anfang an gut eingelebt. Das war kein Problem.
D: Es war schon ein wenig komisch. Er kommt gerade in dem Moment dazu wo alle Konzerte ausverkauft sind und geht davon aus, dass es schon immer so gewesen ist.
Er konnte natürlich nicht wissen, dass wir uns acht jahrelang von einem zum anderen Ort geschleppt haben und es doch eher müßig war.
S: Die letzten fünf Jahren waren richtig hart.

Obwohl ihr aus Leeds kommt, habt ihr euer erstes Album nach einem "Scum"-Fußballer (böse Bezeichnung für einen Spieler von Manchester United) benannt: George Best?

(alle lachen)

D: Das kommt daher, dass ich ein Manchester United-Fan bin.

Ups, aber du hast doch in Leeds gewohnt und die beiden Mannschaften mögen sich nicht wirklich ...

D: Ja, aber in Manchester bin ich aufgewachsen. Somit stehe ich mit jeweils einem Fuß auf beiden Seiten von Penines (Hügel zwischen Yorkshire und Lancashire). Leeds war meine zweit liebste Mannschaft. Ich war in einem Zwiespalt. Aber es gab mehr Gründe als Fußball, die Platte "George Best" zu nennen. Es war eine unglaubliche Geschichte. Ich finde die Idee großartig. Er war so ein guter Fußballspieler. Er hat oft nicht mit seiner Mannschaft trainiert, weil er am Abend davor mit Miss World gesoffen hat. Diese ganze Rebellion. Er trug sein Shirt über der Hose, und das war ganz und gar nicht gern gesehen in den 60er Jahren. Außerdem hatte er lange Haare und einen Bart. Er war wie ein Popstar. Er wurde damals der 5. Beatles genannt. Irgendjemand hat auch mal versucht, mich zu beleidigen, indem er gesagt hat, dass Wedding Present den Namen George Best nur benutzten, um cool auszusehen.
S: Ja, das war der Grund (alle lachen). Aber im Ernst. Er war mehr als ein Fußballer. Er war talentiert, und die ganze Geschichte von ihm ist sehr tragisch. Er musste auch einmal eine neue Leber bekommen. Das wiederum macht seine Geschichte so interessant, und die Leute wollen mehr von ihm wissen. Er war einfach brillant, nur leider hat er durch den Alkohol alles verloren.

Und für Fußball interessiert ihr euch auch heute noch?

D+S: Sicher.
S: Aber ich mag fast keine deutsche Mannschaft. Ich mag den 1. FC Köln auch nicht.

Du magst den FC nicht? Buh!

(alle lachen)

S: Ich mag das Stadion nicht. Ich mag diese Karnevals-Songs nicht, die sie zwischendurch immer spielen.

O.k. und diese Cheerleader-Bratzen am Anfang sind auch ganz schlimm. Das stimmt.

S: Wenn ich mich entscheiden müsste, dann wäre ich für Alemannia Aachen.

Habt ihr eure eigenen Wedding Present-Lieblingssongs?

D: Es kommt auf die Stimmung an. Ich bin stolz, dass alle Platten verschieden sind. Die Gefühle und der Sound sind immer anders. Das kommt dadurch, dass die Musiker oft gewechselt haben. Es kommt einem so vor, dass auf jeder Platte eine komplett andere Band spielt. "Seamonsters" hört sich ganz anders an als "Bizarro" oder eben "George Best". Und "Watusi" klingt fast wie Cinerama.
S: Es war komisch für mich, weil ich anfangs nur ein Fan war. Ich war total begeistert von "Bizarro". Aber jetzt spiele ich in der Band und denke anders darüber.
T: Ja, das sehe ich auch so. Als Fan war mein Lieblingsstück "My Favorite Dress" und jetzt liebe ich "Heather" von "Seamonsters".
S: Es gibt einfach manche Stücke, die man gerne spielt. Wenn du in einer Band spielst, hast du Lieblingslieder, die man gerne spielt, und solche, die man einfach nur gerne hört.

(Der Schlagzeuger Jon Maiden kommt ins Zimmer und sagt zu allen Hallo.)

J: Hi, ich habe gar nichts zu sagen. (grinst)
(Lange Pause, alle beobachten Jon, der sich eine Bierflasche aufmacht.)
J: Habe ich das Interview jetzt getötet? Soll ich mich wieder verpissen?

(Alle lachen)
D: Seit du hier reingekommen bist, gibt es so eine düstere Stimmung.
J: Oh, riecht es schlecht?

Was war die letzte Platte, die ihr euch gekauft habt?

S: Die neue Low: "The Great Destroyer". Die ist großartig. Es macht mich richtig glücklich, dass diese Band nach fünf oder sechs Platten immer noch ein Album herausbringt. Ich habe diese Platte im "Normal" in Köln gekauft. Ich war eigentlich da, um zu fragen, ob wir dort einen Instore-Auftritt machen können. Und dann hörte ich diese Musik und dachte, oh, diese Stimme klingt wie von Low, aber die Musik ist ganz anders. Ich war überrascht.

Habt ihr den Instore-Gig gespielt?

S: Nein, es war zu schwierig und zu stressig. Das wäre ja dann heute gewesen, zwischen Interviews und dem Gig hier heute Abend. Nein, das ist zu viel.
D: Mein letztes Album ist das Debüt von "The Deers".
T: Meine letzte Platte war von Mia Doi Todd. Eine Singer/Songwriterin, mit der wir mal gespielt haben. Sehr eigenartige Stimme.
S: Wer hat danach gespielt?
T: Wir. In Brighton.
S: Wir?
T: Naja, am Ende haben wir nicht wirklich gespielt. Wir mussten den Auftritt leider absagen. Die PA war kaputt. Erst hat Mia Doj Todd gespielt, dann Alaska und danach Folk Implosion.
S: (etwas ärgerlich) Ah, stimmt. Und dann haben Implosion die Anlage geschrottet...

Ich habe hier noch ein sehr schönes Zitat gefunden: "The boy Gedge has written some of the best lovesongs of the rock'n'roll-era. You may disagree with this but I'm right and you're wrong. Weißt du, wer das gesagt hat?

D: Winston Churchill? (alle lachen)

Natürlich war es John Peel. Was bedeutet er dir?

D: Oh, wo soll ich da nur anfangen? Seit ich 16 bin, habe ich seine Radiosendungen gehört. Ich bin mit ihm aufgewachsen. Er hat meinen Musikgeschmack geformt. Meine Philosophie, mein ganzes Leben. Er war so ein netter Kerl. Ich war ein großer Fan von seiner Sendung. Bis zu seinem Tod habe ich jede Session mit ihm aufgenommen. Wenn wir auf Tour waren, habe ich Freunde damit beauftragt, seine Sendung aufzuzeichnen. Als ich angefangen habe, selbst Musik zu machen, hat er diese im Radio gespielt. Das war ein fantastisches Gefühl. Ich habe ihn dann später getroffen und das war noch mal eine größere Ehre: Wow, ich habe John Peel getroffen!
Mein Herz war gebrochen, als ich von seinem Tod hörte. Er war zu jung zum Sterben. Ich weiß er war 65, aber das ist zu jung. Es war so, als wäre ein Familienmitglied gestorben. Ich hatte mich so daran gewöhnt, seine Stimme im Radio zu hören. Ich konnte es nicht ertragen.
S: Auf der Tour in England haben wir seine Frau besucht. Das war sehr nett. Wir waren unterwegs von Norwich nach Northampton.
D: Sie schreibt gerade ein Buch. John hat eine Autobiographie angefangen. Er war halbwegs fertig, aber seit seinem Tod versucht die Familie, es zu beenden.

Ihr habt noch vor seinem Tod eine neue Session mit ihm aufgenommen?

D: Ja.

Wird das noch veröffentlicht?

S: Es wurde schon im Radio gesendet. Ich bin froh, dass er noch mitbekommen hat, dass wir wieder als Wedding Present zusammen spielen. Er hat gesagt, dass ihm der erste Song gut gefällt.
D: Er sagte, dass es genauso gut ist, wie die alten Songs. Ich denke diese Session wird irgendwann noch erscheinen. Es sind fast immer unsere Peel-Sessions veröffentlicht worden. Wahrscheinlich dann auf Scopitones. (David Gedges eigenes Label)

Das Interview führten Paul J. Greco und Jasmin Lütz.

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