laut.de-Kritik
Die schwedischen Gothic Rocker öffnen sich Hippie-Sounds.
Review von Michael EdeleSo wirklich berechenbar waren Tiamat nie. Johan Edlund war schon immer ein Mensch, der seinen ganz eigenen Weg gegangen ist - sowohl musikalisch, als auch textlich und privat. Der Weg führte mittlerweile weg von Century Media und Nuclear Blast hin zu Napalm Records. Und musikalisch bleibt die Band einmal mehr zwischen den Welten wandernd.
Das offenbart sich vom Fleck weg, denn "The Scarred People" legt ungewohnt los. Hat der gute Johan in letzter Zeit zu oft die finnischen Gothic-Rocker The 69 Eyes gehört? Uptempo-Rocker finden sich mit dem eingangs fatal an Ella Fitzgeralds "Summer Time" erinnernden "Love Terrorist" und "Thunder & Lightning", für das eigentlich Tantiemen an die Sisters Of Mercy fließen müssten. Damit bewegen sich Tiamat mehr oder weniger auf bekanntem Terrain und wagen mit "384 - Kteis" sogar einen Ausflug in "Wildhoney"-Zeiten, auch wenn das Gebrüll im Mittelteil die Stimmung ein wenig killt.
Von der ungewöhnlichen Seite zeigen sich Tiamat in Tracks wie "Radiant Star", wo Johan die Strophe quasi rappt und der Refrain mit ordentlichem Bläsereinsatz daher kommt. Das Solo im Pink Floyd-Stil ist da schon wieder eher typisch. Ganz im Gegensatz zu der Sitar im Hintergrund von "The Sun Also Rises", die man dank des ungewohnten Einsatzes auch gern mal für ein Banjo halten könnte.
Es finden sich also einige gute und interessante Songs auf "The Scarred People", aber mit Sachen wie "Winter Dawn" oder dem belanglosen Hippie-Stückchen "Messinian Letter" (sowas passiert wohl, wenn man zu viel Mate-Tee trinkt) scheichen sich leider auch ein paar mittelmäßige Nummern auf die Scheibe.
Den vollen Hippie-Ausklang liefert dann die Frühstücks-Musik in Form des zweiten Instrumentals "Tiznit" (schön mit Vogelgezwitscher) und dem daran anschließenden "The Red Of The Morning Sun", das leider nur zum Gähnen anregt und den Wunsch verstärkt, dem Zwitscherhannes die Katze auf den Hals zu hetzen.
3 Kommentare
http://de.wikipedia.org/wiki/Summertime
http://de.wikipedia.org/wiki/Summertime
Soviel zum Thema "Summer time" von Ella Fitzgerald, bei aller Liebe für die liebe Ella.
Abgesehen davon klingt es nur kurz ein Bißchen ähnlich, unter "fatal" verstehe ich was anderes.
live gesehen - zum Glück wurde Johan Edlund irgendwann von Peter Tätgren (Pain/Hypocrisy)komplett in Tape eingewickelt - brauch ich nie wieder...