laut.de-Biographie
Tiamat
Was mit lautem Gegrunze 1990 im schwedischen Täby begann, führte zu filigranen Melodiebögen und spannenden vielschichtigen Klangwelten - so könnte man den Werdegang der Gothic Metal-Band Tiamat in Kürze beschreiben.
Aber natürlich geht das auch deutlich ausführlicher. Dazu müssen wir aber noch in die 80er zurück, zu einer Band namens Treblinka, die 1988 zum ersten Mal in Form eines Demos namens "Crawling In Vomit" auf sich aufmerksam macht. Zu der Zeit ist die Combo noch im tiefsten Black Metal verwurzelt, sowohl was das musikalische, als auch das Outfit mit Corpsepaint angeht. Außerdem sind diverse Aussagen und Pseudonyme zu der Zeit im Umlauf, die gelinde gesagt kontrovers sind.
Kurz bevor 1990 das Debüt "Sumerian Cry" erscheint, geben sie sich den neune Namen Tiamat. Die lächerlichen Pseudonyme behalten sie zunächst aber noch bei und so kommt es, dass Gitarrist/Sänger Johan Edlund sich Lucifer Hellslaughter nennt, Gitarrist Stefan Lagergren als 'Emtoc' auftritt, Basser Jörgen Thullberg 'Juck The Ripper' ist und Drummer Anders Holmberg als 'Najse Auschwitzer' auftreten. Die Mischung aus Death und Black Metal ist allerdings alles andere, als ein Meilenstein und bevor das nächste Album wenigstens einen Schritt in die richtige Richtung markiert, kommt es zu den ersten Umbesetzungen.
Stefan und Anders machen sich in Richtung Expulsion davon, weswegen Niklas Ekstrand die Drums und Thomas Petersson die Gitarre übernimmt. Ähnlich wie Paradise Lost bewegen sich Tiamat auf "The Astral Sleep" nur noch bedingt im Death Metal, sondern experimentieren deutlich mit anderen Einflüssen. Der Gesang von Johan hat sich schon ansatzweise verändert/entwickelt und die Keyboards nehmen deutlich mehr Raum ein. Für die zeichnet sich kein anderer, als Produzent Waldemar Sorychta (Enemy Of The Sun/Ex-Grip Inc.) verantwortlich. Nachdem sie zunächst mit Paradise Lost durch ganz Europa getourt sind, schließen sich Anfang '92 noch ein paar Dates mit Samael und Unleashed an.
Mit ihrem dritten Werk "Clouds" zeigen sie sich 1992 noch mehr gewandelt. Inzwischen ist neben Drummer Lars Sköld noch der ehemalige Sorcerer-Bassist Johnny Hagel bei Tiamat eingestiegen und bildet mit Johan ein kongeniales Songwriter-Duo. Bei ihrem ersten Gig in Tel Aviv nehmen sie ein Jahr später dort "The Sleeping Beauty- Live In Israel" auf. 1994 beginnen sie auf Tour mit Morgoth, Unleashed, Voodoo Cult und Crematory. Daraufhin nimmt Thomas seine Hut und auch Kenneth Ross, der immer wieder an den Keys stand, verabschiedet sich aus dem Line-Up.
So kommt es, dass Tiamat ihr bestes Werk namens "Wildhoney" als Trio abliefern. Die Scheibe hat musikalisch keine Schwächen und bietet eine unglaublich dichte Atmosphäre, die durch die Keyboards von Produzent Waldemar Sorychta noch verstärkt wird. Neben den Gastvocals von Birgit Zacher fällt vor allem auf, dass Johan seine Vorliebe für Pink Floyd zelebriert, von denen er auf der Single "Gaia" den Track "When You're In" covert. Gitarrist Magnus Sahlgren liefert auf der Scheibe ein paar Soli ab und geht auch anschließend mit den Schweden auf Tour.
Diese führt sie zunächst mit Type O Negative Ende '94 durch Europa, ehe es Anfang des nächsten Jahres beinahe nahtlos mit Sentenced weitergeht. Der große Wurf steht aber noch aus, denn Black Sabbath laden sie ein, mit ihnen durch die USA und Europa zu touren. Inzwischen ist an der zweiten Klampfe wieder Thomas Petersson dabei, der mit seinen Kollegen schließlich vorzeitig das Handtuch wirft, denn der Album-Tour-Album-Rhythmus ist auf Dauer einfach zu viel für Tiamat. Sie gönnen sich eine längere Pause und das Label veröffentlicht in der Zeit einfach das Box-Set "The Musical History".
In dieser Zeit kommt es zwischen Johan und Johnny zum großen Streit, weswegen der Bassist die Band verlässt. Johan holt sich von Cemetary einfach deren Gitarristen Anders Iwers (Bruder des In Flames-Bassers Peter) und Johnny steigt bei Cemetary ein, um später noch bei Sundown mitzuwirken und Lithium zu gründen. Tiamat melden sich 1997 mit "A Deeper Kind Of Slumber" zurück und setzen vielen Fans damit einen ganz schönen Brocken vor. Die Pink Floyd-Klänge sind deutlich in der Überzahl und von Metal fehlt nahezu jede Spur. Als Gastmusiker sind diverse Leute von den Inchtabokatables dabei. Passend dazu sind sie auch zunächst einmal mit The Gathering auf Tour, ehe Anders als Gitarrist bei Lacuna Coil aushilft, denen sowohl beide Gitarristen, als auch der Drummer auf der laufenden Tour abhanden gekommen sind.
"Skeleton Skeletron" zeigt wieder ein wenig mehr Zähne, doch die vorab veröffentlichte Single "Brighter Than The Sun" wandelt fast schon auf Sisters Of Mercy-Pfaden. Johan lebt inzwischen mit seiner Freundin in Deutschland, schwingt sich für die Tour mit Anathema und Tristania aber natürlich wieder in den Nightliner. Thomas ist mal in der Band drin, mal wieder nicht und so sieht man die Band auch des öfteren mit einem Session-Klampfer auf der Bühne.
Der sonst so introvertierte und melancholisch wirkende Frontmann scheint sich zu dieser Zeit aber ausgesprochen wohl und ausgeglichen zu fühlen und legt somit Anfang 2001 mit "Lucyfire" ein Soloprojekt hin, das auf dem Mera Luna Festival sogar live in Erscheinung tritt. Dabei begleiten ihn Eric Förster und Anders Iwers an den Gitarren, Carlos Satanos am Bass und Alexander Sauerländer (Catastrophe Ballet) an den Drums und Martin Brändström von Dark Tranquillity an den Keys.
Ein Jahr später legt er aber auch mit Tiamat nach und veröffentlicht im Februar "Judas Christ". Zwar ist die Single "Vote For Love" sehr poppig ausgefallen und hauptsächlich was für das Gothic-Publikum, doch der Rest der Scheibe ist wieder etwas anspruchsvoller.
Tiamat gehen somit sowohl poppiger als auch rockiger zu Werke, und Johan versprüht textlich gelegentlich einen Sarkasmus, den man von der Band so nicht gewohnt ist. Zusammen mit Moonspell und Flowing Tears touren sie durch Deutschland und gehen mit Pain auch nach Südamerika. Da Thomas gerade mal wieder nicht kann, springt Henrik Bergqvist ein und die Keys bedient Martin Brändström. Ihr Weg führt sie noch nach Israel und Griechenland, bevor sie sich wieder an die Arbeiten zum nächsten Album "Prey" machen.
Dieses erscheint Ende Oktober 2003 und verzichtet beinahe vollkommen auf Ausflüge in Pop- oder Rock-Gefilde, sondern glänzt einmal mehr durch eine einzigartige Atmosphäre, die sich nur noch mit "Wildhoney" messen lassen muss. Die Touraktivitäten für das Album starten recht spät und so nähert sich 2004 schon dem Ende, ehe sie mit Pain, Theatre Of Tragedy und Sirenia auf Tour sind. Anfang 2005 machen sie damit auch in Münster Station, haben anstatt Thomas aber den Talisman-Klampfer Fredrik 'Kulle' Åkesson dabei. Nach ein paar Festival-Dates im Sommer, machen sie sich an die Arbeiten zu ihrer ersten DVD, die im Mai 2006 unter dem Namen "The Church Of Tiamat" erscheint.
Den Rest des Jahres verbringt Johan nicht nur mit den Arbeiten an einem neuen Tiamat-Album, sondern bastelt gleichzeitig auch an einer neuen Lucyfire-Veröffentlichung. Das Hin und Her mit Thomas Petersson scheint sich derweil erledigt zu haben, denn mit Thomas Wyreson haben Tiamat inzwischen wieder einen festen Gitarristen dabei. Außerdem sind sie mittlerweile bei Nuclear Blast unter Vertrag und veröffentlichen dort Mitte April "Amanethes". Darauf präsentiert die Band quasi einen Querschnitt ihrer bisherigen Karriere und hält wieder mal ein paar Überraschungen bereit.
Schon etwas früher legen Century Media die ersten Scheiben mit diversen Extras neu auf, nachdem sie 2007 schon die Best-Of "Commandments" veröffentlicht haben. Tiamat wandern derweil zu Napalm Records ab, setzen mit ihren weiteren Veröffentlichungen jedoch kaum mehr Akzente.
Noch keine Kommentare