laut.de-Kritik
Gewohnt stark und fokussiert, aber auch etwas vorhersehbar.
Review von Manuel BergerAlter Bridge-Fans habens gut. Auf den dreijährigen Veröffentlichungs-Rhythmus der Band ist Verlass. Zudem unterhalten die beiden Mainguys daneben auch noch produktiv Nebenprojekte, sodass kaum ein Jahr ohne frische Musik aus dem Lager vergeht. Mark Tremonti legt nun bereits das vierte Soloalbum seit 2012 vor. Seinen Qualitätsstandard hält er auf "A Dying Machine" problemlos, allerdings krankt das Album wie schon der jüngste Alter Bridge-Output "The Last Hero" an fehlenden neuen Impulsen – jedenfalls bis zum letzten Song.
Von anderen Platten Tremontis unterscheidet "A Dying Machine", dass der Gitarrist und Sänger erstmals ein Konzeptalbum entwickelte. Derzeit arbeitet er mit Cyberpunk-Autor John Shirley an einem begleitenden Roman, in dem er das Bild einer futuristischen, etwas an "Westworld" erinnernden Gesellschaft zeichnet, wo Menschen und nach deren Vorstellung programmierte Androiden koexistieren.
Opulente Story hin oder her, Tremonti verfällt zum Glück keinem progressiven Wahn, in dem er versucht, seiner Idee mit ausufernden, verkopften Epen gerecht zu werden. Er konzentriert sich auf seine Stärken. Und das sind neben komplexen Riffs eben auch fokussierte Kompositionsstrukturen. Alle Songs kommen schnell auf den Punkt und besitzen Wiedererkennungswert.
Der Härtegrad liegt im Schnitt erneut höher als bei Alter Bridge. Neben gewohnt heavy Groove-Riffs, taucht Tremonti auch des Öfteren in Thrash Metal-Gefilde, zum Beispiel bei "The Day That Legions Burned". Auch dank des entfesselten Schlagzeugers Garrett Whitlock gerät der Track sehr zwingend. Reich an Melodien ist "A Dying Machine" natürlich trotzdem. Gerade in dieser Hinsicht erinnern die Stücke stark an die Hauptband. "As The Silence Becomes Me" würde auch mit Myles Kennedy am Mikrofon hervorragend funktionieren. Vergleiche zwischen den beiden Sängern sind aber müßig, zumal Tremonti sich durchweg stark präsentiert und im Titeltrack eine Chorus-Hook zaubert, die denen seines AB-Kollegen ebenbürtig ist. Auch "Trust" mit seinen breiten Melodiebögen und subtil-ungewöhnlichen Harmonien läuft wunderbar rein.
Der einzige echte, für manche aber wohl wesentliche Kritikpunkt ist, dass "A Dying Machine" quasi vorhersehbar war. Die Mischung aus Bretthart und wohldosierten ruhigen Phasen kennt man nicht nur von den vorhergehenden Tremonti-Platten, sondern auch von Alter Bridge zur Genüge. Von bloßer Repetition sind die Riffs zwar noch weit entfernt, das Schema, nach dem Tremonti sie und seine Soli anlegt, wiederholt sich dagegen mittlerweile etwas zu oft.
Dazu kommt, dass sich "A Dying Machine" auch klanglich kaum von den Vorgängern unterscheidet. So versiert Produzent Michael "Elvis" Baskette auch zu Werke geht und so gut das Album objektiv klingt, vielleicht täte eine veränderte Konstellation zwischendurch ganz gut. Immerhin produzierte der Mann nicht nur sämtliche Tremonti-Platten, sondern auch die letzten vier Alter Bridge-Werke, Myles Kennedys "Year Of The Tiger" und dazu noch das unter dessen Mitwirken entstandene Slash-Album "World On Fire". Nichts gegen Kontinuität, doch man läuft dabei eben auch Gefahr zu stagnieren – besonders bei einer hohen Output-Frequenz wie sie der AB-Clan derzeit an den Tag legt.
Gerade vor diesem Hintergrund ist das Instrumental "Found" so wichtig, denn hier marschiert Tremonti in eine für ihn neue Richtung. Zwar fungiert der Track in erster Linie als Outro, doch der an Massive Attack erinnernde Industrial-Rock macht neugierig, wozu der Mann im Stande wäre, würde er sich öfter aus seiner Komfortzone bewegen.
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