laut.de-Biographie
Twisted Sister
Twisted Sister verkörpern wie keine andere Band die verschiedenen Strömungen harter Musik in den Achtzigern. Die Schwester vereint rohe Motörhead-Power mit AC/DC-Highway-Groove, Songstrukturen à la Judas Priest harmonieren mit einer rebellischen Punk-Attitude, und ihre Kiss-Ästhetik bildet die Make-Up-Speerspitze des Glamrocks.
Über allem thront das Mörderorgan des charismatischen Frontmanns Dee Snider. 1989 löst sich die Gruppe nach fünf Studioalben auf und die ehemaligen Mitglieder rocken in anderen Formationen weiter. Spätere Lebenszeichen der Twisted Sister bleiben die 92er Greatest Hits-Compilation und der Tribute-Sampler aus dem Jahre 2001.
Die Anfänge von Twisted Sister gehen zurück ins Jahr 1976. Die Punkwelle ist in vollem Gange und prägt den New Yorker Dee Snider. Der wächst in den ärmeren Gebieten von Long Island auf und sucht nach einer Möglichkeit, Wut und Frustration loszuwerden. Und was liegt da näher als eine Band zu gründen?
Flugs werden Mitstreiter rekrutiert. Sein alter Kumpel Jay Jay French schnappt sich die eine, Eddie (Fingers) Ojeda aus der Bronx die andere Gitarre. 1978 stößt Bassist Mark (The Animal) Mendoza von der Punkband The Dictators zu den Sisters, und als letzte Schwester kommt kurze Zeit später Drummer A. J. Pero dazu.
Nach diversen Indieproduktionen erscheint 1982 auf Secret Records/Intercord das Debüt "Under The Blade". Das Album steht unter dem zwiespältigen Einfluss des Abflauens der Punkbewegung und dem Aufschwung des Heavy Metals. Das Cover ist schon mal absolutes Metal-Klischee. Die Band posiert mit Dauerwelle, Make-Up, Fransen und engen Lederkostümen, doch die Musik ist alles andere als glattgebügelter Poser-Rock.
Hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Bei Songs wie "What You Don't Know" und "Shoot 'Em Down" geht die Post ab. Rebellische Texte ("Run For Your Life", "Tear It Loose") wechseln sich mit Rock-Romantik à la AC/DC ab ("Bad Boys Of Rock'n'Roll", "Day Of The Rocker"). Der rumpelige Sound tut ein Übriges.
Das Debüt und die spektakulären Liveshows machen Atlantic Records auf Twisted Sister aufmerksam, und bereits ein Jahr später erscheint dort "You Can't Stopp Rock'n'Roll". Der Name ist Programm. Hits wie "The Kids Are Back", "We're Gonna Make It" oder der Titeltrack haben auch nach einem Jahrzehnt nichts an Durchschlagskraft verloren.
Mit "The Power And The Glory" und "I'll Take You Alive" machen Twisted Sister auch mit Judas Priest-Anleihen eine gute Figur. Danach geht es zum ersten Mal nach Europa, wo man mit Motörhead die Bühnen unsicher macht.
Doch Dee Snider und Co. ruhen sich nicht auf den Lorbeeren aus. Anfang 1984 steht "Stay Hungry" in den Regalen. Das Album zeigt die Band auf dem absoluten Höhepunkt ihres Schaffens. "We're Not Gonna Take It" wird zu der Twisted Sister-Hymne schlechthin, und mit "Stay Hungry", "Street Justice" und "SMF" prügeln Twisted Sister alles schnell und rotzig in Grund und Boden.
Doch die Jungs können auch anders, denn "The Price" kann als eine der schönsten Rockballaden ever durchgehen. Auf der folgenden Tour lässt man die Meute von einer Band namens Metallica als Metallica anheizen. Leider geht es danach künstlerisch und kreativ bergab.
Das 86er-Album "Come Out And Play" zeigt erste Schwächen. "Stay Hungry, Feel The Fire" geht nicht mehr als Bandmotto durch, der Zenit scheint überschritten. Zwar gibt es mit "Come Out And Play" und "Out On The Streets" die typischen Twisted-Tracks, doch zum Großteil dominieren lahme Hardrock-Stücke. Auch die perfekte, aber zu glattgebügelte Produktion von Dieter Dirks passt nicht zum Sound der Sisters.
Mit dem fünften Studioalbum "Love Is For Suckers" driften Twisted Sister dann endgültig in lahme Poser Metal-Gefilde ab. So verkündet Dee Snider 1989 spät - aber noch rechtzeitig - das Ende der Band.
1992 erscheint noch die obligatorische Greatest Hits-Compilation, die wirklich jeder Metal-Fan in seinem Schrank haben sollte. Dee Snider bleibt dem Hardrock-Genre jedoch erhalten: Mit den Desperados und als Soloartist geht es weiterhin hart und rotzig voran.
2001 erscheint, wie bei allen wichtigen Gruppen, eine Cover-Tribute-Scheibe, auf der sich u.a. Anthrax, Motörhead, Chuck D, Joan Jett, Overkill und Hammerfall an Sister-Songs mehr oder weniger erfolgreich versuchen. Und plötzlich stehen die Schwestern wieder in der Originalbesetzung auf den Billings mehrerer Festivals.
Auch in Deutschland treten sie 2003 auf dem Bang Your Head und dem Wacken Open Air auf, wo sie nach allen Regeln der Kunst abgefeiert werden. Diesen Aufwind wollen die New Yorker nicht ungenutzt verstreichen lassen und veröffentlichen Ende Oktober 2004 via Drakkar "Still Hungry".
Dabei handelt es sich um die Neuaufnahme des legendären "Stay Hungry"-Albums - angereichert mit sieben weiteren Songs, die es bisher auf kein Album geschafft haben. Das lässt auch bei anderen Labels Dollarzeichen in den Augen aufleuchten und über Demolition Records erscheint Ende 2005 fast der komplette Backingkatalog auf den Markt.
"Stay Hungry" bleibt zwar aus offensichtlichen Gründen außen vor. Jedoch erscheint eine neue "Best Of", die mit remasterten Re-Releases samt Bonusmaterial in etwa so sinnvoll ist wie ein dritter Daumen. Ende 2006 kommt in Form von "A Twistes Christmas" ein Album, auf dem sich die Schwestern ein paar Weihnachtssongs vornehmen, die eher Die Hard-Fans ansprechen. Mehr macht die Ende 2008 erscheinende Live-CD/DVD "Live At The Astoria" her, die einen Gig von 2004 abbildet.
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