laut.de-Kritik
Metal Heart, was willst Du mehr?
Review von Yan TemminghoffUdo Dirkschneider veredelt mit seiner markanten Reibeisenstimme seit vierzig Jahren roh und rau geschmiedeten Stahl bundesdeutscher Prägung. Zuerst entstanden im Verbund mit Accept Meilensteine des Metals wie "Balls To The Wall". Nach der Trennung und zahlreichen Schlammschlachten mit Chefaxt Wolf Hoffmann sendet der 71-Jährige mit U.D.O. regelmäßige Sterne des Stahls in die Umlaufbahn der Hörerschaft.
Aus der alten Seilschaft um seine Ex-Accept-Kumpels Peter Baltes und Stefan Kaufmann rekrutiert Udo nun Bassist Baltes. Der gelockte Tieftöner hat Hoffmann angeblich den Laufpass gegeben, nachdem er spitz gekriegt hat, dass er bei der Solinger Stahlschmiede nur ein Angestellten-Dasein fristet. Bei U.D.O. fühlt sich Baltes pudelwohl. Metal Heart, was willst du mehr?
Geriet der Vorgänger "Game Over" 2021 mit siebzig Minuten Spielzeit ausufernd, gibt sich das Quintett auf "Touchdown" deutlich fokussierter. Der gewachsene Bandkern um die jungen Wilden Dee Dammers, Victor Smirnov und Sohnemann Sven sorgt für Aha-Effekte, während Dirkschneider Senior und Baltes den Markenkern wahren. Beim wütend stampfenden "The Betrayer" mischen sich moderne Momente in das Soundbild. Der Titeltrack hingegen spendiert ein freudige Melodie zum Mitsummen.
Neben den Axt-Attacken im zackigen Riff-Format schütteln Dammers und Smirnov klassische Fingerübungen aus dem Ärmel. In "Fight For Your Right" rollt Mozarts "Rondo Alla Turca" im Powercord-Gewand aus den Boxen. Dass es bedeutend traditioneller geht, zeigt "Living Hell", oder höre nur etwa ich da Metallicas "Enter Sandman" heraus?
Metal-typische Themen um Krieg und Krawall hübscht das Quintett um die Kategorie Sport auf. Football und Heavy Metal pflegen eine interessante Verbindung. Männer mit Muskeln und mehr oder minder definierten Bäuchen machen sich a) durch Tackling oder b) Headbanging die Köpfe kaputt. Hauptsache es knallt! Oder doch lieber Rugby und Rock'n'Roll?
4 Kommentare mit 2 Antworten
Puh...das Metallerherz will zumindest in meinem Fall erheblich mehr.
Dank dieser sehr gut geschriebenen Rezension weiß ich jetzt, wo der Bassist die Locken hat und irgendwas mit Stahl. Wird wohl auf einen Blindkauf hinauslaufen.
Ungehört 5/5 peitschend donnernde Kruppstahl-Ambosse.
Ich verstehe durchaus, dass der Dude da mit Herzblut Metalmusik macht, aber derbe Fremdscham evoziert das dennoch, wenn ich mir das so anschaue und -höre. Allein die englischsprachigen Titel sind cringe.
Die Rezi "Metal Heart, was willst Du mehr?" titeln und dann 3/5 geben ist schon hart zynisch.
Dachte auch, dass das irgendwie nicht so gut zusammenpasst
Ist halt Metal.