laut.de-Kritik
Aus den Platten-Cases deutscher Dancehall-DJs.
Review von Eberhard Dobler"40 Richtige im Style-Olymp der bassigen Beats" oder "die beste deutsche Reggae-Compilation" überschlägt sich der verantwortliche Promoter. In diesen Lob-Gesang muss man nicht einstimmen. Dennoch bringen Jamaika-Einsteiger oder Privat-Party-DJs ihre Schäfchen mit der Compilation durchaus ins Trockene.
Macht sie doch mit den Top-Acts der Szene, solchen, die es noch werden können und angesagten Tunes zwischen antreibendem Dancehall und relaxtem Rootsreggae vertraut. Unter Riddim-Fachleuten dürfte die Doppel-CD, von der einen oder anderen Nummer mal abgesehen, weniger für Gesprächsstoff sorgen.
"Selekta" bringt internationale Schwergewichte, deutsche Szene-Protagonisten, neue Tunes und Klassiker ohne große Reibungsverluste zusammen. Auf Sean Pauls poppigen Konsens-Tune "Get Busy" verzichtet derzeit kaum ein Hit-Sampler. Die Berliner Seeed unterstreichen mit der modern pumpenden Single "Music Monks" (Degree verwendet denselben Riddim) ihre Ausnahme-Stellung.
Die jamaikanischen Superstars Bounty Killer und Capleton fehlen genauso wenig wie die angesagten Dancehall-Ladies Cecile und Lady Saw. Gegen letztere sehen einige männliche Toast-Kollegen blass aus. Während T.O.K.s schneller Stakkato-Tune "I Spy" die Beine antreibt, schleicht sich das Silly Walk Movement (feat. Tanya Stephans) mit smooth-melodiöser Bassline ebenso ins Ohr wie Morgan Heritages sonniger Tune "Works To Do (Pt. I)".
Turbulence bounct wieder mächtig straight aus den Boxen, Nattyflo brennt elektronisch up to date, und auch Martin Jondos knackigen Track "Der Rebell" sollte man sich nicht entgehen lassen. Jan Delays "Vergiftet" übersetzt Rootsreggae in einen unwiderstehlich deutschen Kontext - in "Germaica" ohne Zweifel vorne dabei.
Der zweite, weniger bouncende Silberling steigt mit Wayne Wonders Reggae-Soul-Hybrid "No Letting Go" ein, der in den USA gerade voll durchstartet. Gentleman, Patrice und Beenie Man, einer der bekanntesten Jamaika-DJs, geben sich im Anschluss friedlich entspannt und läuten die nachfolgende Rootsreagge-, Dub- und Skaorientierte Runde ein.
"Die Welt Steht Still" begeisterte bereits im vergangenen Jahr. "Higher Vibration" erfreut die Gehörgänge, wie ein eiskalter Cocktail die Kehle. Lee Perrys sowie Altheas Riddims gehören zu den Klassikern schlechthin.
Best Ofs sind zwar immer Euphemismen - einen Anspruch auf Absolutheit können subjektiv zusammen gestellte Compilations gar nicht formulieren. Andere hätten andere Tracks kompiliert. Im vorliegenden Fall dürften sich Headz aber zumindest auf die Auswahl der Künstler verständigen können: Jamaika-Bomben treffen auf kredible Vertreter der deutschen Szene - ein informativer Querschnitt durch die Platten-Cases deutscher Dancehall-Selektas.
Noch keine Kommentare