laut.de-Kritik
Trotz Star-Aufgebot bleibt es ein langweiliger Sampler.
Review von Sven Kabelitz"Künstler von Heute covern die Klassiker der 80er!" verspricht der Pressetext zu "Sounds Of The 80s" vollmundig. Chrissie Hynde, Level 42, Kylie Minogue, Dolly Parton, Texas, Boyzone und Lisa Stansfield "Künstler von Heute" zu nennen, könnte man durchaus als gewagt bezeichnen. Warum spielen sie nicht gleich ihre eigenen Hits nach?
Für Sara Cox' populäre Radiosendung auf BBC Radio 2 entstanden insgesamt 37 neue Versionen altbekannter Stücke aus dem Schulterposter-Jahrzehnt. Jedes einzelne Lied wurde exklusiv für Sendung und das dazu erscheinende Album aufgenommen.
Das Ergebnis fällt in den meisten Fällen sehr ernüchternd aus. Die meisten Künstler geben sich damit zufrieden, ehemalige Gassenhauer zu einer Ballade umzuarrangieren oder einfach gleich originalgetreu nachzuspielen. Deutlich merkt man den Aufnahmen die kurze Studiozeit an. Zwischen Frühstück und Knoppers zieht Christina Perri noch schnell die Cher-Nummer "If I Could Turn Back Time" durch.
Wirkliche Überraschungen bleiben auch bei der Titelwahl aus. Als hätten die Achtziger nichts anderes als den üblichen Radio-Kladderadatsch zu bieten gehabt, spielen sich die Beteiligten durch die schon lange zu Tode genudelten Nummern und achten stets darauf, ja nicht zu viel Herzblut in ihre Interpretationen zu stecken. Da erscheint bereits die Songwahl von Millers Daugther, die sich nicht etwa Tears For Fears' "Shout" oder "Everybody Wants To Rule The World" aussuchen, sondern auf "Head Over Heels" zurück greifen, fast schon gewagt. Dem Track verpassen sie allerdings einen allzu seichten Country-Einschlag.
Immerhin bringt Olly Murs mit Earth, Wind & Fires "Let's Groove" etwas Leben in die Bude. Gabrielle Aplin Interpretation von Genesis' "That's All" versprüht mit seiner aggressiven Wucht sogar weitaus mehr Charme, als das Original. London Grammar verpassen Chris Isaaks Edelschnulze "Wicked Game" ein attraktives und zeitgemäßes Gewand. Dido zeigt, dass wohl wirklich niemand den Bronski Beat-Klassiker "Smalltown Boy" tot bekommt.
Wirklich übel wird es in Bon Jovis "Lay Your Hands On Me", das Dolly Parton gemeinsam mit Jons Gitarristen Richie Sambora vorträgt. Ein einziges planloses Kuddelmuddel, dem ein schauerlicher Mix endgültig den Dolch in die Brust rammt. Ich bin mir nicht mal sicher, ob die hier alle das gleiche Lied spielen.
Hatte sich James Blunt gerade noch so nett für "You're Beautiful" entschuldigt, haut er uns nun mit Elton Johns "I Guess That's Why They Call It The Blues" eine mindestens genauso schleimige Nummer um die Ohren. The Overtones entreißen tatsächlich, Whams "Wake Me Up Before You Go-Go" noch den letzten Funken Seele. Das schafft auch nicht jeder.
Die Kaiser Chiefs halten sich beschämend artig an die "Should I Stay Or Should I Go"-Vorlage, ohne auch nur in die Nähe des The Clash-Geifers zu gelangen. Selbst die Manic Street Preachers scheitern mit dem Rolling Stones-Hit "Start Me Up" bereits an der Songauswahl. James Dean Bradfield krächzt sich mühsam durch einen Track, der einfach nicht zu ihm passen mag.
In dieser Umgebung schmerzt Sophie Ellis-Bextors Annäherung an New Orders "True Faith" weitaus weniger, als es auf dem Papier noch den Anschein macht. Auch Ed Sheerans Kratzfuß vor dem Boss hätte mit "Atlantic City" weitaus schlimmer ausfallen können.
Trotz manch einer gelungenen Ausnahme bleibt "Sounds Of The 80s" ein unausgegorener, liebloser und langweiliger Sampler, über dem grelle Leuchtbuchstaben ein einziges Wort in die Nacht schreiben: Warum?
1 Kommentar
Dann doch lieber http://www.laut.de/Various-Artists/Alben/8…
Amy MacDonald - Waiting For A Star To Fall
Den Song mit so'ner Knödelstimme? Hmm, könnte sogar was werden