laut.de-Kritik
Die Normalität hat Scott, Slash und Co. wieder.
Review von Eberhard Dobler"Das Gefühl und die Energie, die 'Libertad' prägen, entspringen dem niemals endenden Kampf nach persönlicher und sozialer Freiheit." Letzteres Anliegen in Ehren: Slash und Co. kämpfen eher um ihre persönliche Freiheit. Etwa das hart erarbeitete Privileg, das Leben eines Rockers jenseits des Nine To Five-Hamsterrads zu führen. Oder, wie Slash, sich in Großbritannien auf Tour das Rauchen nicht verbieten zu lassen.
Scott Weiland (Ex-Stone Temple Pilots), Gitarrist Dave Kushner sowie die Ex-Gunners Slash, Basser Duff McKagan und Trommler Matt Sorum spielen auf Album Nummer zwei trotzdem ihre ganze Routine aus. So dürfte den beißenden Opener "Let It Roll" jeder Hardrock-Fan lieben.
An die Power des Tracks kommt aber kaum eine weitere Nummer des Albums mehr heran - abgesehen vom lässigen Rockgroover "Get Out The Door" - Weiland liefert hier mit seine besten Vocals ab - sowie im Anschluss die harte und eingängige Single "She Builds Quick Machines".
Erst jetzt gewähren Velvet Revolver mit einer Halb-Ballade die erste Verschnaufpause: Ab "The Last Fight" kann man aber nicht mehr mit allem einverstanden sein. So bietet das an sich rotzige "Pills, Demons & Etc." im Refrain großes Kino - allerdings im Sinne Jon Bon Jovis. "Can't Get It Out Of My Head" erinnert in seiner offenen Hymnenhaftigkeit an Aerosmith. Dazu passend kippt der Abschlusstrack "Gravedancer" in eine Mainstream-Countrynummer - das klang anno 1991 mit dem kurzen Gunnersstück "Ain't The First" echter.
Zuvor wenden sich Velvet wieder den Anhängern der gepflegten, exakt und schnell gespielten, Whiskey-getränkten Rock-Gitarre zu: "Mary Mary" und "Just Sixteen", letzteres fast im Motörhead-Tempo. "Spay" legt an Fahrt noch mal zu.
Und so läuft Velvets Zweitling problemlos auf jeder Rockerparty - eine saubere Sache, vielleicht zu sauber. Brendan O'Brien verpasste dem Quintett eine kompakte, transparente und bombensichere Produktion. Das Ganze wirkt im Vergleich zum Debüt über Albumlänge aber doch kontrollierter.
So klingen Weilands Vocals produktions-technisch besser in den Sound integriert als früher. In Wirklichkeit hat sich der Mann bei aller Stimmgewalt eher etwas zurecht gestutzt. Das Gunners/Stone Temple-Gebräu wirkte damals frischer. Zumindest hat Weiland seine Alternative-Attitüde an der Tür der Gesangskabine abgegeben. Velvet Revolver sind mit einem durchschnittlich gutem Rockalbum in der Normalität angekommen. Eine halbstündige Doku-DVD rundet dieses Paket ab.
8 Kommentare
Gut kann man vergessen, bei euch wird sowieso nie etwas was irgendwie mit den Guns N Roses zu tun hat eine gute Wertung erreichen... nur was ich nicht verstehe ist dass ihr die Scheibe die deutlich besser geworden ist als ihr Vorgänger um einen Punkt schlechter bewertet... (und das sagt soziemlich jedes Musikmagazin, ob online oder Print)
und ich verstehe nicht, das ihr die Platte ja garnicht mal so schlecht bewertet IM TEXT, aber die Punktewertung dann doch so schlecht ist. euer text dazu klingt eher nach 3 punkten...
Stimmt durchschnittlich gutes Album sind bei 5 Punkten eigentlich 3. Na ja egal, ist ehrlicher Rock'n'Roll. Nicht mehr und nicht weniger. Wobei ich zugegebenerweise etwas erschrocken war, wie man so nach Bon Jovi klingen kann...
Meiner Ansicht nach haben es Velvet Revolver verdient, nicht ständig mit ihren vorherigen Bands verglichen zu werden, sondern endlich als eigene Band anerkannt zu werden. Ob nun "You Ain't The First" besser ist als "Don't Drop That Dime"? Das eine hat mit dem anderen doch überhaupt nichts zu tun.
"Libertad" ist nicht für "echte Guns N Roses Fans" ... es ist für Velvet Revolver Fans. Im Gegensatz zu "Contraband" trauen sich Velvet Revolver auf "Libertad" was zu. Hier klingt nicht jeder Song wie der nächste, hier schaut man mal über den eigenen Tellerrand hinaus, hier bemüht man sich um Abwechslung im Stil.
Ich bin - wie man bestimmt merkt - Velvet Revolver Fan, aber "Contraband" als Album hat mich nicht vom Hocker gerissen (anders als die spektakulären Live-Auftritte von VR). Mit "Libertad" gehen VR meiner Meinung nach in die richtige Richtung: Sie suchen sich ihren eigenen Stil und ruhen sich nicht auf ihrer übermächtigen Vergangenheit aus. Sie haben es verdient, dass man sie als eigene Band sieht und nicht als Guns N Roses Verschnitt.
"Libertad" ist für mich eines der besten Rockalben, dass ich in letzter Zeit gehört habe - gerade weil manches unerwartet klingt. Und auch gerade weil es sich bestimmte Bandmitglieder nicht "raushängen" lassen, dass sie ja früher bei den Legenden zu Hause waren. Slash hat einmal in einem Radio Interview gesagt, dass er nicht auf Gedeih und Verderb jedem Song ein einminütiges Solo à la "November Rain" aufdrücken muss, sondern darauf hört, was der Song "braucht". Diese Herangehensweise finde ich jedenfalls besser als übertriebene Geltungssucht - davon hat schließlich Axl genug.
Finde das Album auch wie alle anderen hier eigentlich sehr gelungen. Eigentlich kein einziger zacher song und sogar einige höhepunkte (Get out the door, SBQM, The Last Fight...).
Neben dem QOTSA Album sicher das beste was man dieses jahr bis jetzt aus dem heavy rock genre zu hören bekam.
Auch ich kann mich den Vorrednern nur anschließen, ein sehr gutes und vor allem sehr variantenreiches Album. So stelle ich mir zeitgenössische Rockmusik vor! Und nicht das was andere Bands wie z.B. Red Hot Chilli Peppers mit Blick auf den Kommerz so abliefern! Sorry Herr Dobler, meiner Meinung nach eine absolut nicht nachzuvollziehende unqualifizierte Kritik!
LG
Blackjack