laut.de-Kritik
John Frusciantes liebster melancholischer Feengesang.
Review von Hannes WesselkämperBetrachtet man kontemporäre Indie-Bands, kommt man nach wie vor kaum am Label Post-Punk vorbei. Die Mädels von Warpaint auf diese engmaschige Zuschreibung zu reduzieren, wäre jedoch unangebracht - zu vielschichtig der musikalische Genuss von "The Fool".
Gitarren-Ikone und Ex-Pepper John Frusciante gilt als prominenter Fan der ersten Stunde und mischte die 2008 erschinene Debüt-EP "Exquisite Corpse" ab. Die bescherte Warpaint in den USA einen gewissen Stellenwert und hievt sie ins Vorprogramm von Indie-Größen wie Yeasayer oder Vampire Weekend.
Vom ersten Longplayer der Damen darf man sich nun eine weitaus stärkere Wirkung erwarten. "The Fool" kommt als enorm homogenes Album mit großem Hang zu melancholischer Schwärmerei daher. Hallender Zwiegesang feengleicher Stimmen führt unsere Hörorgane an dunkelste Abgründe der Seele. In Verbindung mit immer wieder aufheulenden, post-rockigen Schlagzeugsalven ergibt sich ein tiefsinniges wie mitreißendes Stück Musik.
Trotz des teils akustischen, teils elektronischen Instrumentariums zeigt sich "The Fool" wie aus einem Guss. Warpaint halten die Stimmung stets düster-bedeckt, atmosphärisch und von einigen träumerischen Sequenzen durchsetzt. Ein flirrender Gitarren-Sound, der nicht selten an The Cure erinnert, untermalt die sphärischen Klangwelten des Albums. Auch die ätherischen Stimmen von Emily Kokal und Theresa Wayman erscheinen weniger dominant, sondern wabern geisterhaft durch die neun Songs der Platte.
Warpaint präsentieren sich mit ihrem Debüt als Missing Link zwischen Radiohead und Cat Power – eine eigenartige Mischung, die jedoch durchaus Sinn macht. Während vor kurzem Antony And The Johnsons den Herbst einläuteten, befindet sich der Hörer des Warpaint-Erstlings bereits in der Winterdepression. Die Lust am Leiden behält allerdings stets die Überhand und so wohnt jedem noch so traurigen Song stets ein gewisser Groove inne.
14 Kommentare
jaja, da gibts mal ein gutes album auf laut und keiner kommentiert, schreiben alle lieber was zu bill kaulitz in der saturn werbung, die großmäuler
Ziemlich starke Überschrift. Ich befand mich eine Weile bis eben in der Prüfphase des Standhaltens dieser mächtigen Messlattenhöhe. Mein Ergebnis ist "ja".
was zur hölle?! da wollte ich gerade ausdrücken wie es sich hier um einen 5/5er kandidaten handelt und ich von so ziemlich jedem song umgehauen wurde und dann trifft man sich so wieder... nun ja.
trotzdem verdammt gutes album und auch sehr psychedelisch. nur john frusciantes namen kann man einfach mal weglassen. bei einem so guten album muss eine so plumpe überschrift nicht sein.
Okay, muss sagen, dass das Teil irgendwann anfängt zu nerven, was einfach am Frauengesang liegt. Das ist das Problem mit "Ethereal", obwohl Song wie Undertow schon wirklich gut sind. Ich widme mich lieber dem Deerhunter Album. Dennoch super Sache das Album.
hehe, ich weiß genau, was du mit "etheral" meinst. ich habe das bspw mit den cocteau twins oder bat for lashes so. 'the fool' kann ich komischerweise noch immer hören, ohne jegliche tracks zu skippen.
beim neuen deerhunter muss ich mich endlich nochmal zwingen es ganz zu hören. ich war irgendwie gar nicht angetan davon...
Höre gerade zum ersten mal "Undertow", weils auf dem 12. Gratissampler von urban outfitters drauf ist. Entzückendes Stück Musik.