laut.de-Kritik
Die besten Live-Aufnahmen von Yes seit langem.
Review von Yan VogelDie Prog-Pioniere Yes existieren derzeit in zwei Varianten. Während Ur-Gitarrist Steve Howe und Drummer Alan White unter dem regulären Banner touren, treten Sänger Jon Anderson, Keyboarder Rick Wakeman und Gitarrist Trevor Rabin mit dem Zusatz Yes feat. ARW in Konkurrenz zu den vermeintlichen Originalen. Gegen die erste Formation spricht, dass die Qualität ihrer Auftritte des Öfteren zu wünschen übrig lässt. Gegen die zweite Inkarnation, dass es keine einzige reguläre Studio-Aufnahme gibt, auf der alle drei Musiker zu hören sind.
Immerhin veröffentlichen Anderson, Wakeman und Rabin nun mit "50Th Anniversary - Live At The Apollo" die beste Live-Dokumentation von Yes seit langem. Die DVD verbindet überzeugend den Spirit und die Kreativität der Siebziger Prog-Phase mit dem Esprit und Mainstream-Gedanken des Achtziger-Materials. Dieser eklektische Rundumschlag funktioniert auf mehreren Ebenen.
Zunächst stimmt das Zusammenspiel der um Bassist Lee Pomeroy und Drummer Lou Molino III erweiterten Band. Auch die Einzelleistung lässt aufhorchen. Rick Wakeman thront in einem königlichen Bademantel hinter seinem Palast aus Synthesizern. Jon Andersons Goldkehlchen trällert auch mit seinen 73 Lenzen die verschlungensten Melodien durchs Theater. Trevor Rabin – nebenbei erfolgreicher Filmkomponist – entlockt seiner Axt bodenständig-rockige Töne und sorgt für die Grundierung inmitten der Klangkathedralen.
Jeder Phase tragen die Prog-Granden Rechnung. Klassiker der frühen Alben wie "And You And I", "Roundabout", "Perpetual Change" oder "Heart Of The Sunrise" stehen Smasher wie "Hold On" und "Owner Of A Lonely Heart" gegenüber. Das mit Keyboarder Patrick Moraz entstandene, kompromisslose "Relayer" spart die Gruppe mit Rücksicht auf Rick Wakemans Psyche aus. Auch das bahnbrechende "Close To The Edge" bleibt außen vor. Unbestrittenes Highlight stellt die Monster-Version von "Awaken" dar, ein zwischen neoklassischer Filmmusik, Avantgarde und Ballade changierendes Epos.
Bild- und Kameraführung genügen den Ansprüchen und sind technisch einwandfrei umgesetzt. Der Sound tönt transparent und gut im Mix platziert aus den Boxen. Die spielerisch nahezu perfekt umgesetzten Tracks lassen selbst bei einer technisch einwandfrei agierenden Band wie Yes auf eine Nachbearbeitung schließen. Für eine Frisierung im Nachhinein sprechen auch die ständig hochgezogenen Publikumsreaktionen, die gar nicht zum Ambiente des Sitzkonzerts passen und teilweise überhaupt nicht mit dem Bildgeschehen korrespondieren. Aber das ist auch der einzige Makel dieser Live-DVD.
5 Kommentare mit 6 Antworten
Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.
top besetzung, handwerklich auf weltniveau und erstaunlich, mit welcher kraft sie klopper wie das unterschätzte "changes" im alter bringen.
Yes, war schon immer eine Geldmaschine, aber eine sehr gute.
Ich sah eben auf einem Live Video vom gurkigen Song: Rythm of Love, dass sie anständigen Ersatz am Bass gefunden haben.
Wobei man auch sagen muss, dass Rabin das Filigrane von How abgeht- leider.
Für mich 3/5, für Anderson und Wakeman- das ganze klingt doch recht hemdsärmelig.
Der Klang der CD könnte besser sein. Manchen Nummern fällt der Punch.
Triste Besprechung, humorbefreit wie das Genre selbst.
Wer braucht Humor wenns 7/8-Takte gibt?
Ach weißt du, dieses Progzeugs ist mir viel zu versnobt. Jedem Hühnerfurz wird da per se irgendeine krasse Metaebene zugeschrieben. Wer braucht sowas schon, nicht wahr?
Humorbefreit sind mir eher Kreaturen wie der Schwinger... mir macht gute Musik - wie auch Yes - Spass!