laut.de-Kritik

Die Berliner sind wieder auf dem richtigen Weg.

Review von

"Blind Camera" hat mir vor einem Jahr einiges an Kopfzerbrechen bereitet. Ich muss gestehen, dass das Album nur noch selten den Weg in meinen CD-Player gefunden hat. Nach wie vor fehlt da in meinen Ohren das gewisse Etwas, das die beiden Vorgänger ausgemacht hat.

Mit dem schlicht "Still" betitelten vierten Album sind die Berliner aber wieder auf dem richtigen Weg. So legt der Titeltrack zu Beginn gleich mal rockig los. Ob man es dem Album wirklich so deutlich anhört, dass es live im Studio eingespielt wurde, sei mal dahin gestellt. Jedenfalls merkt man schon im Opener die Spielfreude des Quartetts an. Die setzt sich in "Niemand Kann Es Sehen" und auch auf dem Rest des Albums eigentlich nahtlos fort .

Besonders deutlich wird das bei den ebenfalls zügigeren Nummern wie dem richtig hart rockenden "Inside Your Arms", dem mit kräftig Synthies aufgepeppten "Toxic Skies" oder "I'll Follow You". Dem Gegenüber stehen besinnlichere Momente, die zum Teil in "Gib Mir Dein Gift" oder "Halbes Ende" anklingen. Vor allem erstgenannte Nummer wollte zunächst nicht so recht an mich gehen. Das hast sich inzwischen aber wieder relativiert, da man sich an die nur bedingt überzeugenden, rauen Vocals im Chorus mit der Zeit gewöhnt.

Einmal mehr ist es Sven Friedrichs Stimme, die die Band wirklich einzigartig macht. Auch der Wechsel aus deutschen und englischen Texten ist inzwischen traditionell bei Zeraphine. Allerdings muss ich wohl einsehen, dass Sven in "Fang Mich" im Chorus nicht "Zerwühl mich" singt, wie ich zunächst angenommen hatte, sondern "Therapier mich". Macht auch einen Hauch mehr Sinn ... Doch auch jenseits aller Freudschen Verhörer sind die Texte des Mannes durchaus ehrenwert.

"Still" ist jedenfalls ganz und gar kein Titel, der den rockigen Tönen des Albums gerecht wird. Ganz im Gegenteil melden sich Zeraphine schon ein Jahr nach "Blind Camera" kraftvoll und rockig zurück und stimmen mich somit wieder deutlich versöhnlicher.

Trackliste

  1. 1. Still
  2. 2. Niemand Kann Es Sehen
  3. 3. Inside Your Arms
  4. 4. Gib Mir Dein Gift
  5. 5. Nichts Aus Liebe
  6. 6. Toxic Skies
  7. 7. Fang Mich
  8. 8. Halbes Ende
  9. 9. Since We're Falling
  10. 10. I'll Follow You
  11. 11. State Of The Moment
  12. 12. Nur Ein Tag

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1 Kommentar

  • Vor 17 Jahren

    Still ist dieses Album ja mal gar nicht. Zeraphine haben selten so gerockt, wie auf diesem Album. Mit Inside your arms tauchen sie sogar richtig weit in dieses und auch andere Genres ein.
    Die Balladen, die dieses Album aber im Gothic/Melancholic-Genre halten, sind für mich (bis auf Nichts aus Liebe und dem Bonustrack Out of the void) jedenfalls die Schwachpunkte dieses Albums.
    Auf Kalte Sonne und den beiden Nachfolgern war diese Band aber auch noch mehr auf Balladen gedrillt, daher hier nur ein kleines Minus.
    Die hervorragenden Synthies (bspw. bei Toxic skies) gleichen das aber wieder aus.

    Da bin ich schon gleich viel gespannter auf Sven Friedrichs Soloprojekt Solarfake, welches wesentlich elektronischer und rockiger sein soll. Album kommt dieses Jahr. Zera selbst füllen dieses Jahr leider nur mit einem Best Of, welches sehr von Kalte Sonne geprägt ist, ein fünftes Studioalbum soll 2008 folgen.

    Nun ja, am besten gefallen auf jeden Fall Inside your arms & Still, aber auch I'll follow you & Toxic skies.