laut.de-Biographie
Genesis
Dinosaurier! Das ist wohl die Bezeichnung, die auf Genesis zutrifft wie auf kaum eine andere Band. Zusammen mit Yes sind sie DIE Band, die Generationen von Progressive Rock-Bands beeinflusst hat. Waren sie von Ende der 70er bis weit in die 90er Jahre absolute Megaseller, so haben auch Genesis mal ganz klein angefangen.
Sänger Peter Gabriel und Keyboarder Tony Banks gründen noch zu Schulzeiten an der Carterhouse School in Surrey, London zusammen mit dem ehemaligen The Anon-Gitarristen Anthony Phillips, Basser Mike Rutherford und Drummer Chris Stewart die Band The Garden Wall. Nachdem sie ein paar Demos aufgenommen haben, ergattern sie bald einen Deal mit Decca Records und benennen sich in Genesis um. Allerdings floppen die ersten beiden Singles genauso wie das Debütalbum "From Genesis To Revelation".
Auf dem Debüt ist mit John Silver schon ein neuer Mann an den Drums zu hören. Doch auch ihn hält es nach den enttäuschenden Verkaufszahlen nicht lange, und so nimmt Mitte '69 John Mayhew auf dem Drumhocker Platz. Der Deal mit Decca ist weg, aber ihr neuer Manager Tony Stratton-Smith bringt sie bei Charisma unter. Dort erscheint "Trespass", macht auf die Musikwelt aber genauso wenig Eindruck wie der Vorgänger. Drummer John fliegt nach der Veröffentlichung aus der Band, weil sich Genesis lieber den ehemaligen Flaming Youth-Drummer Phil Collins holen.
Anthony Phillips packt ebenfalls seine Koffer, um solo weiterzumachen. Seinen Platz nimmt Steve Hackett (Ex-Quiet World) ein, und gibt seinen Einstand auf dem '71er Werk "Nursery Cryme". Collins übernimmt auf der Scheibe beim Song "For Absent Friends" zum ersten Mal den Leadgesang, doch auch mit ihrem dritten Album verfehlen sie den Charteinstieg. Dennoch setzen sie alles auf eine Karte und reißen sich in Sachen Touren mächtig den Hintern auf. Der Aufwand zahlt sich schon mit dem nächsten Album, dem heutigen Prog-Klassiker "Foxtrot" von 1972 aus, dessen 23 Minuten-Epos "Supper's Ready" als unantastbar gilt.
Auch "Selling England By The Pound" steigt in die Charts ein, doch erst mit "The Lamb Lies Down On Broadway" schaffen sie auch in den USA den Durchbruch. Dieses Doppelalbum von 1974 ist zwar kommerziell nicht sonderlich erfolgreich, aber ein Monument des Progressive Rock in höchster Vollendung. Das ändert jedoch nichts daran, dass Peter Gabriel sich nach der anschließenden Tour von Genesis trennt. Anlässlich der Veröffentlichung der Genesis-Box "1970 - 1975" erzählt Gabriel erstmals von den privaten und psychischen Problemen, die ihn zu dieser Zeit plagten und die - neben musikalischen Meinungsverschiedenheiten - für die Trennung wohl mitursächlich waren.
Nachdem die restlichen Mitglieder längere Zeit vergeblich nach einem neuen Sänger suchen, entschließt sich Phil, vom Schlagzeug ans Mikrophon zu wechseln. Während er im Studio nach wie vor sämtliche Drums selber einspielt, vertritt ihn während der Liveauftritte zunächst Bill Bruford (Ex-Yes/King Crimson), später auch Chester Thompson (Ex-Frank Zappa).
Ob es allein an Collins liegt oder nicht, jedenfalls bewegt sich die Band nach und nach weg vom theatralischen Progressive Rock und nähert sich immer poppigeren Gefilden an. Auch Steve Hacket steigt nach dem '78er Album "Seconds Out" bei den Briten aus, Gerüchte besagen, dass er mit der musikalischen Ausrichtung nicht mehr zufrieden ist.
So kommt es, dass Genesis ab 1978 im Kern nur noch aus dem Trio Collins, Banks und Rutherford bestehen. Der passende Titel des nächsten Albums heißt also "... And Then There Were Three ...", ihrer Karriere tut das aber keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil, sind die folgenden Alben von 1978 bis 1991 doch ihre erfolgreichsten. So ganz nebenbei jazzt Collins auch noch mit Brand X zwischen 1976 und 1980 auf insgesamt sechs Alben, bevor sich alle Mitglieder an diversen Soloalben versuchen. Mit unterschiedlichem Erfolg, muss man sagen.
Rutherford veröffentlicht 1980 "Small Creep's Day", Collins legt ein Jahr später mit "Face Value" ungleich erfolgreicher nach. Doch nicht nur musikalisch lebt sich der respektierte Drummer und Sänger aus, sondern auch cineastisch. So dreht der kleine Brite doch mehrere Filme, die allerdings nicht alle zu Kassenschlagern werden. Tony Banks, der schon '79 mit "A Curious Feeling" die ersten Soloschritte vollführte, ist hingegen nur mäßig erfolgreich. Dafür legt sein Kollege an der Gitarre ab '85 mit Mike & The Mechanics eine recht solide Performance hin.
Das Hauptaugenmerk liegt dabei natürlich nach wie vor auf Genesis, und die Maschine läuft wie geschmiert. Platinauszeichnungen gehören inzwischen zum Standard, und spätestens seit "Land Of Confusion" haben sie auch den Videomarkt erobert. Dennoch scheint sich Collins bei Genesis nicht mehr so recht wohl zu fühlen, denn Mitte der 90er steigt er bei der Band aus, um sich ausschließlich auf seine Solokarriere zu konzentrieren. Für viele Fans ist das gleichbedeutend mit dem Ende von Genesis, doch statt dessen präsentieren Rutherford und Banks schon bald einen Nachfolger für Collins.
Dieser hört auf den Namen Ray Wilson und trat bisher nur bei den Schotten Stiltskin in Erscheinung. Dennoch scheint er die beiden älteren Herren überzeugt zu haben, denn er debütiert für Genesis 1997 mit "Calling All Station". Die Drums spielt auf dem Album der bekennende Genesis-Fan Nick D'Virgilio (Spock's Beard/Fates Warning) ein. Doch der Erfolg stellt sich nicht ein, und so bekommt Wilson recht schnell wieder seine Papiere ausgehändigt.
1999 geschieht ein kleines Wunder. Der Song "Carpet Crawlers" von 1974 wird in der alten Besetzung mit Peter Gabriel und Phil Collins erneut aufgenommen und mit ein paar angenehmen neuen Beats unterlegt. Enthalten ist er auf dem Best Of Album "Turn It On Again - The Hits". 2000 kommt es auch zu einem einzelnen Reunion-Gig mit Collins, bei dem sie Werbung für "Archives Volumes 2: 1976-'92" machen. Den interessantesten Auftritt legt Collins aber am 50. Geburtstag von Queen Elizabeth II. hin, als er mit Black Sabbath "Paranoid" singt und auf der Bühne den Ozzy macht.
Während Ray Wilson nach einigen Soloscheiben wieder seine alte Band Stiltskin reaktiviert, verbreiten sich im Herbst 2005 erste Gerüchte um eine Reunion-Tour. Und tatsächlich geben Phil Collins, Mike Rutherford und Tony Banks im November 2006 auf einer Pressekonferenz in London die Termine der "Turn It On Again"-Tour bekannt.
Mitte Juni 2007 geben die drei Veteranen, begleitet von zwei weiteren Musikern, vor etwa 35.000 Zuschauern in Helsinki ihr erstes Konzert seit 15 Jahren, bevor sie für insgesamt acht Auftritte nach Deutschland kommen.
3 Kommentare
genesis..aber nur bis and then there where three...nach diesem album ..war mir alles etwas zu collins lastig.
Wie wärs mit nem Meilenstein für Seling england by the pound?
Genesis sind fuer mich eindeutig der beste englische Interpret. Alles was man sonst in der Musik im Gegensatz zum Broadway immer vermisst, ist hier vereint in einer Band. Man koennte sich Phil Collins auch rueckwaerts anhoeren, und er waere klasse. Endlich mal hammer Melodien von einer Insel. Leider leidet die Band noch heute unter dem homosexuellen Status. Das wird sich leider auch nie aendern. Wer die Band nicht mag, faengt halt gleich mit diesem Argument an. Aber daemliche homophobe Menschen brauch das Volk halt auch. Wir brauchen ja auch nunmal Leute die in Kreisligasportvereinen spielen und im Fernsehen auftreten. Man haette auch die Prinzen nehmen koennen. Bestes Album ist ganz klar Hot Space, aber Genesis war fuer mich immer schon eine klassische Stadionband und keine Albumband.