4Lyn - " Neon"

Nicht schlecht. Vielleicht ist es ungerecht, das Hamburger Quartett einfach als Plagiat amerikanischer NuMetal-Größen wie Limp Bizkit oder Korn abzustempeln - ein düsteres Image inklusive. Der Gedanke drängt sich trotzdem auf. 4Lyns zweites Album ist auf hohem Niveau produziert und soll endgültig den Aufstieg in die oberste Riege der Metal- und Crossover-Szene bringen.

Auf "Neon" knallen die Drums und die Gitarren arbeiten vorbildlich. Fette Basis-Riffs wie beim Opener "Me Vs Me" oder Stücken wie ".... Deadnekk" und "Realculties" finden sich in fast jedem Track. Doch so abgebrüht wie Fred Durst, krank wie Jonathan Davis oder talentiert wie Chino Moreno klingen die vier Jungs eben nicht. Das ist zwar kein Beinbruch. Dem Sound fehlt aber sozusagen der finale Kick, der erwähnte Protagonisten auszeichnet. Die Kids pogen trotzdem - und nur das zählt.

Seit zwei Jahren sind 4Lyn im Geschäft. "Neon" spiegelt das wieder. Die Songs sind dichter, der Groove zwingender gestrickt. Live reißen Ron "Braz" Clauß (Vocals), René "Russo" Knupper (Gitarre), Björn "Biggdeee" Düßler (Bass) und Sascha "Chino" Carrilho (Drums) ihr Publikum mit. Auf Platte mag sich diese Begeisterung aber kaum einstellen. Daran ändert auch Afu-Ras Versicherung "We keep things cookin', from Hamburg to Brooklyn" nichts. Der US-Rapper soll auf "None Of Y'All" für die nötige Street-Credibility in Sachen Metal-Rap sorgen.

Die Nummer mit dem US-Rapper funktioniert ähnlich gut wie der Rest der Platte. Auf "Neon" findet sich kein Ausrutscher, weder nach unten, noch nach oben. Dafür läuft die 4Lyn-Maschine zu rund. Band, Plattenfirma, Image, Promo, Musik, Zielgruppe - alles setzt sich zu einem zeitgemäßen Puzzle zusammen. Mit "Neon" haben sich 4Lyn im Vergleich zu ihrem Debut ein Stückchen unangreifbarer gemacht. Nicht schlecht.