laut.de-Kritik

Im Midtempo-Bereich lassen die Aussies erstmals Federn.

Review von

So langsam aber sicher nähern sich auch die letzten großen Rock-Saurier der Gegenwart den ewigen Jagdgründen. Axl/DC tragen gerade die aller Voraussicht nach letzten TNT-Riffs zu Grabe. Die Herren Steven Tyler und Joe Perry planen ebenfalls ihre Abschiedsvorstellungen. Auch Kiss tingeln nur noch durch amerikanische Kleinstädte, in denen die Maskenrocker schon seit Dekaden nicht mehr zu Gast waren. Die Knochen tun weh, die Finger wollen nicht mehr so richtig und irgendwann will man auch mal die lädierten Füße hochlegen. Die Kreise schließen sich. Zeit, die Zepter an die jungen Wilden zu übergeben.

Die Ersten, die sich anstellen, sind auch schon seit über zehn Jahren unterwegs. Nach anfänglich wildem Rumgerenne ("Runnin' Wild"), zwischenzeitlich stolzgeschwellter Brust ("No Guts, No Glory") und zuletzt räudigem Gebelle ("Black Dog Barking") sind die Jungs von Airbourne nun bereit für das ultimative Sprengen sämtlicher Ketten.

Raus aus der Alltagshölle, rein ins Rock'n'Roll-Wonderland. Mit ihrem neuen Studioalbum "Breakin' Outta Hell" soll es für die beiden O'Keeffe-Brüder Joel und Ryan und ihre Mitstreiter David Roads und Justin Streets geradewegs ins Hardrock-Paradies gehen. Na dann: Hinsetzen, anschnallen und los geht's.

Der Titeltrack drückt zu Beginn gleich ordentlich aufs Tempo. Abgedämpfte Powerchords, trockene Phil Rudd-Gedenkprügel und Joels geiferndes Geröhre lassen bereits nach wenigen Minuten den Schweiß von der Decke tropfen. Fans der ersten Stunde gefällts. Alles wie gehabt. Der abermals von Bob Marlette und Mike Fraser gebastelte Sound klingt wie eine moderne Mixtur der beiden Starkstrom-Studio-Legenden "Highway To Hell" und "Back In Black". Alles scheint angerichtet für eine weitere australische Hardrock-Retro-Sause.

Doch bevor die Band mit dem pulsierenden "Never Too Loud For Me" das nächste Fist-in-the-air-Feuerwerk zündet, müssen sich die Anhänger erst einmal mit ungewohnten RATM-meets-Kiss-Vibes ("Rivalry") und monotonen Stehaufmännchen-Anekdoten herumschlagen ("Get Back Up"). Es sollen nicht die einzigen Partybremsen bleiben.

Die "Rock And Roll Ain't Noise Pollution"-Adelung "I'm Going To Hell For This" kommt ebenfalls nicht so richtig aus dem Quark. Auch "Down On You" und "Rocked Like This" kommen über den Filler-Status nicht hinaus. Vor allem im Midtempo-Bereich lassen Airbourne diesmal jede Menge Federn.

Unspektakuläre Riffs, Allerweltsstrophen und lustlos im Chor rausposaunte Refrains reihen sich aneinander wie Dominosteine im Keller von Robin Paul Weijers. Einzig auf der Überholspur lassen es Airbourne anno 2016 angemessen krachen ("Thin The Blood", "When I Drink I Go Crazy").

Kurz vor Schluss hauen sie dann aber doch noch einen raus. Im pathosgeschwängerten Helden-Epos "It's All For Rock And Roll" bekommen Joel und Co endlich alles auf die Reihe. Fäuste in die Luft und schöne Grüße in Richtung Bon und Lemmy. Geht doch.

Trackliste

  1. 1. Breakin' Outta Hell
  2. 2. Rivalry
  3. 3. Get Back Up
  4. 4. It's Never Too Loud For Me
  5. 5. Thin The Blood
  6. 6. I'm Going To Hell For This
  7. 7. Down On You
  8. 8. Never Been Rocked Like This
  9. 9. When I Drink I Go Crazy
  10. 10. Do Me Like You Do Yourself
  11. 11. It's All For Rock And Roll

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Airbourne

Spätestens seit AC/DC und Rose Tattoo steht außer Frage, dass Australien ein ausgesprochen gutes Pflaster für Hardrock ist. Das sehen auch die Gebrüder …

5 Kommentare mit 12 Antworten