laut.de-Kritik

Nicht mal ein Albumtitel war dem Goldkehlchen vergönnt.

Review von

Composer: Dieter Bohlen.
Lyricist: Dieter Bohlen.

Lyricist!? Wäre die Welt ein gerechter Ort und gäbe es eine Gottheit, die nicht mit völliger Taubheit geschlagen ist: Es müssten ob dieser Vokabelschändung Blitze hernieder fahren. Von "Lyrics" zu sprechen, verbietet sich bei dem miserabel formulierten textlichen Dünnpfiff, den "The Album" parat hält, von alleine.

Eigentlich reicht schon eine kleine Liste, um sich eine erste Meinung zu bilden. Die Schlüsselwörter aus allen dreizehn Songs geben bereits die songschreiberische Raffinesse preis, die diesen Longplayer schmückt. Das wären dann: "love", "to the clouds", "please", "stay tonight", "over", "smile", "lonely night", "why", "how" - nicht zu vergessen "love", "love" und "love". Wir haben hier also ein herzerwärmendes Potpourri von klassischen "Love and Pain"-Phrasen, all the way durch zwanzig Jahre Worst Of Kuschelrock.

Abgesehen davon bekommt man es mit der klassischen Bohlen-Ballade zu tun. Kennt man eine, kennt man sie alle. Bohlen setzt hier für seinen Schützling auf klassisches Instrumentarium: Sachte programmierte Drums, auf die selbst der letzte Rhythmuslegastheniker einen Stehblues hinbekommt, die einsame Akustikgitarre, Chimes, Streicher, allgegenwärtige theatralische Background-Gesänge: Fertig ist die lauschige Laube, bitte die Feuerzeuge jetzt schwenken.

Wen jetzt das Gefühl ereilt, das meiste hiervon so oder sehr ähnlich bereits gelesen zu haben, hier, hier oder möglicherweise hier: ganz recht. Irgendwann gehen uns für die immer gleiche Grütze eben doch die neuen Formulierungen aus. Die Empörung über die nächste exzellente Stimme, die im 300-prozentig radiofreundlichem Flachwasser ersäuft wird, weicht leiser Resignation.

Wie rettende Inseln muten da die beiden Tracks an, die nicht auf dem Mist von Deutschlands Supercompos(t)er gewachsen sind. Obwohl jeweils tausendfach gehört offenbaren die schnörkellose Eurythmics-Nummer "Sweet Dreams" und Bill Withers' "Ain't No Sunshine" gleichermaßen, was man an dem Buben aus Pfullendorf hätte haben können: eindrucksvollen, emotionsgeladenen, für einen Kerl tatsächlich verblüffend hellen Gesang, der alles, aber auch alles, ausdrücken könnte wie einen Schwamm.

Ach, gäbe man Daniel Schuhmacher nur irgendetwas auszudrücken! Gönnte man ihm nur einen Hauch Individualität! Statt dessen muss er lieb- und ideenlos hastig zusammengeschusterten, austauschbaren Warz der Marke "You are my deeeeestiiinyyyy!" vortragen, der in seiner Zweidimensionalität kein Fitzelchen Raum für Interpretationen lässt.

Schade ist gar kein Ausdruck. Nicht einmal ein Albumtitel war dem Nachwuchs-Goldkehlchen vergönnt. "The Album" - eine Idee, so innovativ wie das Golden Goal. (Das stand übrigens bereits hier.)

Trackliste

  1. 1. Anything But Love
  2. 2. Take Me To The Clouds
  3. 3. Sweet Dreams
  4. 4. Please Stay Tonight
  5. 5. Emily
  6. 6. 'Cause It's Over
  7. 7. I Love Your Smile
  8. 8. Ain't No Sunshine
  9. 9. Nothing's Gonna Change It
  10. 10. It's A Lonely Night
  11. 11. Why
  12. 12. How Can I Be Sure
  13. 13. Anything But Love

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137 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    Haben wir diese Review jetzt wirklich gebraucht?

    Möchte an meine alte Kritik erinnern, das hier ist doch völlig, aber völlig unnötig - dann noch die gute Dani an so einen Scheiß zu verschwenden, ich bitte euch.

  • Vor 14 Jahren

    @lautuser (« Möchte an meine alte Kritik erinnern, das hier ist doch völlig, aber völlig unnötig - dann noch die gute Dani an so einen Scheiß zu verschwenden, ich bitte euch. »):

    Augenscheinlich ist sie doch so ähnlich vorgegangen wie Dieter Bohlen beim Verfassen des Albums: viel Recycling von altem Material, 'n büsch'n 08/15 dazu, Schlußstrich drunter und veröffentlicht.
    War also wohl nicht so viel Arbeit, die Rezi zu schreiben. Wahrscheinlich ging das Schreiben sogar schneller als das Durchhören des Albums. Wobei ich nicht weiß, wie lange die Rezensentin nach dem Hören gebraucht hat, die Zähne wieder aus dem Schreibtisch zu kriegen - das Album hat sie wohl etwas frustriert :D

    Gruß
    Skywise

  • Vor 14 Jahren

    mich frustriert in der tat die verschwendung von guten stimmen an so lieblosen scheiß.