laut.de-Kritik

Zurück auf den "Concrete Schoolyard".

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Das Wortungetüm "wertkonservativ" liest man im Begleitschreiben zu einem aktuellen Album auch nicht alle Tage. Jedenfalls nicht in Zeiten, in denen jeder den heißesten Scheiß, ein ach so innovatives Produkt, mindestens aber next level shit abzuliefern behauptet.

An Hip Hop-Gründervater Afrika Bambaataas Maximen dagegen erinnert sich kaum noch jemand: "Peace, love, unity - and having fun." Der entspannt-flockige Boom-Bap-Sound der Golden Era, Jazzmatazzsches Hinüberspitzeln in den Jazz oder schlicht das keineswegs grundlos bewährte Ein-DJ-ein-MC-Gespann feiern nicht gerade Hochkonjunktur.

Die Demograffics zollen nun aber all dem Respekt und destillieren daraus ihren ganz eigenen Klangkosmos - nicht revolutionär, nicht übertrieben wagemutig, trotzdem aber nicht halb so angegammelt, wie das schimmelige Coverartwork vielleicht befürchten lässt. Man fühlt sich, ganz im Gegenteil, sofort zurück auf den "Concrete Schoolyard" der Jurassic 5 verpflanzt, wo sich Beats, Cuts und Raps wie von selbst zu einem stimmigen Ganzen fügen.

Maniac, der "Cheese" zudem fast im Alleingang produzierte, rappt lässig und auch dann noch treffsicher, wenn das Tempo deutlich anzieht. Aus gefühlt Hunderten von Samplequellen aus allen möglichen Schubladen cuttet und scratcht DJ Rufflow den Feinschliff für die solide arrangierten Beatkulissen zusammen.

Es geht um Musik im Allgemeinen, um Rap im Speziellen. Maniac thematisiert - insbesondere in der einleitenden "Intrography" - seinen Werdegang, seine Entwicklung und Erfahrungen, linst aber auch über den eigenen Bauchnabelrand hinaus.

"Take A Look" fordert beispielsweise zu einer kritischen Betrachtungsweise dessen auf, das einem Medien oder Politik zu filtern und vorzukauen versuchen: "All we got to do is search and discover." Weniger kritisch, aber nicht minder gelungen: die sprachwissenschaftlich-spielerische Analyse der Assoziationen, die "The Word Raw" wach ruft.

Die Inhalte, die Maniac aufs Tapet bringt, könnte man als ausgelutscht (oder doch zumindest etwas angeschlotzt) schmähen, präsentierte er sie nicht allesamt aus seiner ganz individuellen Vogel-Perspektive. "I drop my own style." Wohl wahr. Etwas Abstand hilft oft, die Dinge und ihre Zusammenhänge klarer zu sehen.

So sind einem "German white boy rappin'" in den USA die schiefen Blicke und hartnäckig haftenden Klischees geläufig, die dem Einwandererbuben auf beiden Seiten des großen Teichs gleichermaßen zu schaffen machen. Ebenso erkennt der Rückkehrer in die bajuwarische Heimat die Lächerlichkeit derer mühelos, die dort, in idyllischen Postkartenkulissen, verbissen von Ghettoleben und Gangstertum schwadronieren.

Statt auf derlei Posen herum zu reiten, servieren Maniac und Rufflow aber lieber einen Durchmarsch durch die Musikgeschichte und die Inspirationsquellen, die diese bot: "Sweeet", das. Mit drei E.

In "Get The Job Done" mit seinem zu hektischer Betriebsamkeit treibenden Rhythmus meint man schier, den drängelnden Chef oder den unbarmherzigen Trainer mit der Stoppuhr im Nacken sitzen zu haben und ihn "Tempotempotempo!" nerven zu hören.

Wer "Alotastress" hat, hat sich danach allerdings die entspannte Pause verdient, "Tag Am Meer"-Gefühl inklusive. Supergroovy, veredelt mit prägnanten Bässen, wird es in "Ratatat" oder "The Way It Is" noch früh genug, ehe sich in "Universal Vibrations" mit U-Cees Reggae-angehauchtem Soul-Gesang das hippieske One-Love-One-World-In-Harmony-Gefühl zu voller Blüte entfaltet.

Die Mosaiksteinchen, mit denen die Demograffics arbeiten, glaubt man allesamt schon gut zu kennen. Das Gesamtbild, das daraus entsteht, strahlt entsprechend wohlige Vertrautheit und ausschließlich positive Vibes aus. Warum auch nicht? Den einen oder anderen Wert sollte man eben tatsächlich konservieren.

Trackliste

  1. 1. Intrography
  2. 2. Still Talking
  3. 3. Hold Up
  4. 4. Sweeet feat. Renee 'Rai' Benson
  5. 5. The Word Raw
  6. 6. Get The Job Done
  7. 7. Alotastress
  8. 8. Maniac
  9. 9. Take A Look feat. Chrizondamic
  10. 10. Ratatat
  11. 11. The Way It Is feat. Simple One
  12. 12. Up To You
  13. 13. How Long
  14. 14. Same Hustle
  15. 15. Cheese
  16. 16. Universal Vibrations feat. U-Cee

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