laut.de-Kritik

50 Sekunden vielversprechendes Kopfkino reichen nicht.

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Ein Streichinstrument ertönt im Hintergrund. Wenige Sekunden später liefert eine Sprecherin detailgetreue Einblicke in die Arbeit der spanischen Zollfahndung an der marokkanischen Küste. Dealer verpacken Haschisch und bringen es auf Boote. Die Drogen-Jäger kontrollieren die Flotte währenddessen aus der Luft. Die ersten 50 Sekunden des Intros von "Mocro" klingen vielversprechend und erzeugen ein dichtes Kopfkino.

Doch dann sticht Dù Maroc in See und "ist an Deck mit einem Album, das die Szene fickt", wie er uns gleich zu Beginn vollmundig wissen lässt. Gut, durchs "Intro" windet er sich mithilfe der dröhnenden Geigen-Power noch so einigermaßen gekonnt durch.

Aber schon im Anschluss daran wird deutlich, wie austauschbar und fad sein inhaltlicher Gangster-Rap-Film von der Straße erscheint. Kaum eine Hook bleibt im Ohr hängen, eine Zeile aus einem Part schon gar nicht. Man erfährt höchstens, was es heißt Mocro zu sein ("Ich Bin Loco"): "Ich regel', wenn er übertreibt / Ich muss damit nicht prahlen, ihr wisst Bescheid."

In "Plata'o Plomo" atmet Dù Maroc am Anfang kräftig durch, um sich dann in Widersprüche zu verstricken. Tickte er eben noch Weißes am Block, will er uns jetzt etwas ganz anderes weismachen: "Ich sag' dir, wie die Lage ist / Ich bin Lagerist / Im Opel Corsa Lagertwist."

Einfallslose Texte treffen auf eine fragwürdige Reimtechnik. In "Welo Welo" kommt Dù Maroc auf die Idee, einen halben Vers auf dieselbe Endung zu reimen. Dabei zimmert er unsaubere Reime solange zusammen, bis man irgendwann meint, dass sich das Ganze einigermaßen verträglich anhört. Das Resultat aber ist zum Fremdschämen und der Frankfurter hätte es besser ganz schnell im Main versenkt: "Nique la police, rap für M - O - Ceee / Komm spiel mit unseren Fotos Memor - eeeyyy / Ich mache Schwarzgeld wie Emor - yyy / Intravenös wie R - O - E / Polizeisirenen ist die Melodi - eee / Wenn ich an der Konsti mit Yayo d - e - a - l / Cops sind verkleidet wie an Hallo - weeeen / Und suchen Leute, die singen wie Meno - w - i - n."

Wenn es überhaupt einen Grund dafür gibt, sich diese Platte zu Gemüte zu führen, dann sind es die sauber produzierten Instrumentals von Freshmaker, HNDRC, KD Beats, Mesh oder Juhdee. In der ersten Hälfte wartet eher staubtrockener aber kopfnickender Boom Bap-Sound auf den Hörer, während ab "90er" Trap-lastigere und melodiösere Beats Einzug halten.

Auf Songs wie zum Beispiel "Ehrenlos" oder "Bleitrifft" gefällt Dù Maroc stimmlich und flowtechnisch dann etwas besser als in den Anspielstationen zu Beginn. Über die hetzt er mit seinem Frankfurter Slang so schnell drüber, als wollte selbst auch, dass es bald vorbei ist.

Positiv fallen die Feature-Beiträge von Summer Cem, Farid Bang, Haftbefehl und Hanybal ins Gewicht. Alle vier sorgen in gewohnter Manier für ein wenig Abwechslung im ansonsten eher grauen Einheitsbrei.

Das Beste an "Mocro" allerdings ist, dass die Großzahl der einzelnen Tracks nach drei Minuten beendet ist und man das Album schnell zur Seite legen kann.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. New Jack City
  3. 3. Trebendo
  4. 4. Plata'o Plomo
  5. 5. Straight Aus Nador feat. Farid Bang
  6. 6. Ich Bin Loco
  7. 7. Ketmajinn
  8. 8. Alte Schule Frankfurt fest. Hanybal
  9. 9. Neunziger
  10. 10. Selam feat. Kopf an Kopf
  11. 11. Ehrenlos feat. Summer Cem
  12. 12. Mocro
  13. 13. Welo Welo
  14. 14. Pisola feat. Haftbefehl
  15. 15. Rubel
  16. 16. Bleitrifft

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