laut.de-Kritik
So viel nette Nostalgie gehört einfach belohnt. Punkt!
Review von Matthias von ViereckDen Preis für das beste Hippie-Plattencover '09 haben sie schon mal in der Tasche. Eigentlich hätte dieses Album am 15. August, also einen Tag später, erscheinen müssen. Feierten wir doch an eben diesem Tag das 40-jährige Jubiläum des legendären Woodstock-Festivals. Ein Debütalbum wie gemacht für diesen erinnerungsseligen Spätsommer.
Die Assoziationen, Referenzen und Anspielungen, mit denen Edward Sharpe & The Magnetic Zeros so nonchalant jonglieren, sind mannigfaltig: Da sitzt das vielköpfige (das Booklet listet ein Dutzend Mitspieler) Kollektiv auf einem alten, umgebauten Schulbus (gleichzeitig Tourbus) und schon muss man an Ken Kesey und The Merry Pranksters denken. Da findet sich mit "Home" ein wunderbares Duett im Stile einer June Carter und eines Johnny Cash ein (auch wenn die dreiste Anlehnung ans Original fast ein wenig unverschämt ist).
Da gibt es barocke Opulenz à la Arcade Fire, das in gleißendes Licht getauchte Bild einer Gießkanne schwingenden Schönheit und obendrein 'ne Prise Nick Cave und auch einen Schuss Jim Morrison.
Epigonentum? Einerseits. Andererseits: Who cares? So viel nette Nostalgie gehört einfach belohnt. Punkt! Zugegeben: Ein wenig lässt man sich von der sympathisch verspulten, visuellen Inszenierung im CD-Booklet (was machen die denn da: Ringelpietz mit Anfassen?) blenden. Denn freilich gibts Durchhänger. Aber hey: Auch in Woodstock war nicht jeder Auftritt perfekt. Manchmal wirken die Zeros ein wenig zu harmonieselig, teils einfach ein bisschen zu theatralisch.
Dass der psychedelische Folkrock von Frontmann Alex Ebert (der auf der Bühne Edward Sharpe als sein Alter Ego benutzt) und Genossen mit einem 24-Spur-Aufnahmegerät von 1979 auf Band gebracht wurde, verwundert kaum und passt ganz hervorragend. Schon jetzt darf man sich auf die visuelle Umsetzung des Albums freuen.
Geplant ist nämlich, jedem Song der Platte noch ein Filmchen zu widmen. Ausnahmsweise glauben wir hier auch mal dem Pressezettel, der kundtut, Zuschauer würden bei Konzerten der Kalifornier nicht selten in Freudentränen ausbrechen.
Also: konsequent positive, konsequent großspurige, konsequent tolle Musik. Großes Kino. Apropos: Am 3. September kommt Ang Lees mindestens ebenso tolles Werk "Taking Woodstock" in die Cineplex-Säle. Das letzte, in diesem Film gesprochene Wort lautet "Beautiful".
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