Porträt

laut.de-Biographie

Eko Fresh

"Du denkst, du flowst jetzt wie Mos Def, dein Homes scratcht wie Tony Touch / Wieso gründet ihr nicht eine Crew mit Namen 'Toys R Us'? / Ich bin verhasst. Rapper glauben hart, sie haben Talent / doch es ist leider nur so viel, dass man es grade verkennt."

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Passanten staunen nicht schlecht, als an einem schönen Herbsttag des Jahres 2002 knapp zwei Dutzend mit hängenden Hosen bekleidete junge Menschen eine Barkasse im Hamburger Hafen entern, um Sekt trinkend einer Live-Präsentation von Kool Savas und seiner Optik Crew zu lauschen.

Mit an Bord: ein Rap-Rookie namens Ekrem Bora aka Eko Fresh als Partner- und Back-Up-Emcee für Hauptdarsteller Savas. Der Jungspund überzeugt die Anwesenden mit seinem glasklaren Flow und eigenen Doppelreim-Punchlines so sehr, dass sich Hip Hop-Veteran Phantom Black genötigt sieht, ihm Props zu geben. Schüchtern nimmt Eko den erwiesenen Respekt entgegen.

Jene Schüchternheit steht zur damaligen Zeit im krassen Gegensatz zum rappenden Auftreten auf Platte. Mit der Optik Crew steigt Eko gegen MC Rene und den Improversum-Stall in den Ring.

Er droppt bei Gastauftritten hungrige Zeilen wie "Ich wär gerne ein Rapstar mit Hoes und Streetfame, und ich weiß, dass ich besser bin als es Samy war mit 17" auf dem Track "Komm Her". Zudem schlägt er sich in dessen Beef mit Samy Deluxe auf die Seite von Azad: "Ich kille Euch mit any bars, wie Azad es mit Samy tat."

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Die EP "Jetzt Kommen Wir Auf Die Sachen" aus dem Jahr 2001 auf Royalbunker und ein Feature für Savas' "Haus und Boot"-Maxi rücken Eko in die Nähe der respektlosen Berliner-Battle-Szene. Zu Unrecht. Er hat nur die erstbeste Chance genutzt, um ins Rapgame einzusteigen. Die bot sich eben nur im Umfeld von Kool Savas, als dieser Ende 2000 tatsächlich Ekos Einladung zu seinem 17. Geburtstag nach Mönchengladbach folgt.

Es funktioniert. Eko trifft sein Idol und rappt ihm ein paar eigene Verse vor. "Savas fand das echt geil und wollte noch einen hören. Bis ich dann alle Reime vorrappen musste, die ich hatte, sogar die schlechteren", erinnert sich Eko. Eine Einladung nach Berlin folgt, kurz darauf erscheint besagte EP mit Beats von Savas-Produzentin Melbeatz, Parts vom Mentor selbst und mehr Doppelreim-Punchlines, als sie Fabolous aufzubieten hat.

Eko avanciert zum ersten deutschsprachigen Rapper, der eher auf die oft kritisierten Mainstream-MCs steht, als auf Underground-Hip Hop. "Wenn das Gehen dich nervt, Man, ich wäre direkt da und brülle 'Pain is Love' wie Cadillac Tah. Ich bin Dein Mack realistisch und nenn' Statements wie: 'Ich bin fresh und Du rappst wie Grand Agent'."

Clubs, coole Klamotten und Cruisen stehen bei Eko auf dem Spaßprogramm. Falsche Scheu vorm, frei nach Afrob und Max, "Teenie-Presse Verarschungssystem" kennt er nicht. Er will sogar explizit zum ersten Bravo-Rapper avancieren, der eine Brücke zwischen Mic-Skills und Pop-Appeal schlägt.

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Dieses Anliegen führt im Herbst 2003 zum Bruch mit Mentor Kool Savas. Zwar ist Eko bei der Gründung von Savas' eigenem BMG-Unterlabel Optik Records im Mai 2002 und der VÖ von "Der Beste Tag Meines Lebens" kurze Zeit später noch voll am Start, doch nach der EP "König Von Deutschland" ist Schluss. "Musikalische Differenzen", so heißt es aus dem Optik-Umfeld.

Eko ist auf sich allein gestellt, doch mit dem mächtigen BMG-Majorlabel und einer Riesenportion Talent im Rücken geht er seinen Weg straight weiter. Anfang November steht sein Debütalbum "Ich Bin Jung Und Brauche Das Geld" in den Läden und hoch oben in den Charts.

Im Laufe des Jahres 2004 legt sich Eko erst mit Bushido an, dem er ankreidet, dass er bei Universal unterschreibt, statt im BMG-Stall anzuheuern. Dann sind im Diss-Track "Abrechnung" unter anderem Kool Savas, Sido und Fler an der Reihe.

"Wir waren doch das Dream-Team, nur du und ich, wegen Groupies und Pflicht hast du unsere Zukunft gefickt", lamentiert Eko. Zwischen all dem Gedisse bleibt ihm aber noch genügend Zeit über, um zwei Alben zu releasen. Mit Valezka veröffentlicht er "Life Of Valezka & Eko", bevor er mit Azra auf Royalbunker "Dünya Dönüyor - Die Welt Dreht Sich", ein deutsch-türkisches Rapalbum, an den Start bringt.

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Außerdem gründet er das Sublabel German Dream, mit deren Signings er 2005 den Allstar Team-Sampler veröffentlicht. Ansonsten verläuft das Jahr für den Rapper eher ruhig. Dafür macht er 2006 wieder von sich reden: Als Vorgeschmack auf sein neues Album "Hartz IV" gewährt er einen Blick in sein "Gheddo" - und wer könnte da besser zur Seite stehen, als der Herrscher des Electro-Ghettos?

Eko, der Freshe, und Bushido, Ersguterjunge und angeblicher Gangster, berichten aus den Randbezirken, aus Köln Kalk und Gremberg und Berlin Tempelhof, Geschichten aus den vergessenen - oder verdrängten? - Bezirken abseits der glitzernden heilen Welt. Auch auf den Ersguterjunge-Labelsamplern "Nemesis" und "Vendetta" ist Ekrem vertreten.

Ende 2006 geht er den nächsten Schritt und unterzeichnet selbst bei Bushidos erfolgreichem Label. Die erste Arbeitsprobe für den neuen Chef liefert er ein gutes Jahr später ab: Im November 2007 folgt mit "Ekaveli" eine Reminiszenz an Tupac Shakur, der unter dem Pseudonym Makaveli im Jahr 1996 den Klassiker "7 Day Theory" herausgebracht hatte. Auf fetten G-Funk-Beats verstellt der Rapper seine Stimme, um den kehligen Klang der Westcoast-Legende bestmöglich zu imitieren.

Genervt vom Rapbiz veröffentlicht Eko Ende 2007 auf MySpace ein Statement, in dem er erklärt, dass er seine Rapkarriere vorerst niederlegt: "Der Shit macht mir keinen Spaß mehr." Zwar habe jeder seine Songs gehört, aber keiner gekauft und umsonst müsse er nicht rappen. Außerdem sei er nicht der Meinung, dass es viele gebe, "die es verdient haben, dass ich weiter rappe". Seine Zukunft bezeichnet der Deutsch-Türke als ungewiss, schließt aber ein Comeback nicht aus.

Allzu ernst scheint es Eko mit der Abkehr vom Game nicht gewesen zu sein: 2010 meldet er sich mit "Was Kostet Die Welt?" zurück - nachdem er sich zuvor durch diverse C-Promi-Formate der Privatsender, darunter "Der VIP-Hundeprofi" und "Das Perfekte Promi-Dinner", reichen ließ.

In den Jahren darauf legt Eko mit "Ekrem" (2011) und "Ek To The Roots" (2012) nach. Zwischendurch findet er noch Zeit für Mixtapes, Freestyles, Kollaborationen, unter anderem mit Xzibit und Raptile, und weitere Auftritte in diversen TV-Shows.

Das richtig runde Album, das er seit Jahren vollmundig verspricht, gelingt ihm allerdings erst 2013 mit "Eksodus". Der Nachschlag "Deutscher Traum" ein Jahr später schwächelt allerdings schon wieder.

Auch, wenn Eko - wie seit seiner Abkehr von Kool Savas häufig - gemischte Reaktionen entgegen schlagen: Irgendwie hat er es tatsächlich geschafft, mit dem Spagat zwischen Rap und Mainstream.

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