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Fat Freddy's Drop

Neuseeland ist weit weg. Neuseeland ist ganz schön weit weg. Um genau zu sein, ist Neuseeland so fuckin' weit weg, dass es egal ist, welche Richtung man auf dem Weg dorthin einschlägt. Vermutlich liefert dieser Umstand die Erklärung dafür, dass Neuseelands Supergroup dem durchschnittlichen Mitteleuropäer lange Zeit nicht untergekommen ist. So geht das nicht weiter! Ladies and Gentlemen! Vom anderen Ende der Welt, direkt aus der Hauptstadt Wellington: Wir begrüßen Fat Freddy's Drop!

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Ferris gibt den Dorfganoven. Nazar und die 257ers feiern Charterfolge. Bushido und/oder Tomekk leiden an Realitätsverlust. Was waren nochmal Tapes?

Soul, Funk, Jazz, Rootsreggae, Dub, Electronica, Hip Hop und Folk: Alles steckt drin, im Sound der Neuseeländer. Den musikalischen Output der siebenköpfigen Formation einem Genre zuzuordnen, erweist sich als schwieriges Unterfangen. Zu verschieden sind die Hintergründe, denen die einzelnen Mitglieder entstammen.

Viele Seiten- und Soloprojekte, vom Live-Techno-Act bis zum Reggae-Soundsystem, sorgen zusätzlich für Verwirrung. Etliche grundlegende Dinge verbinden die sieben Herren jedoch: Alle sind sie in Wellington aufgewachsen, allen scheinen Berührungsängste mit anderen Musikrichtungen fremd zu sein, und alle essen gern. Eine gesunde Basis. Keyboarder Iain Gordon (Bühnenname: "Dobie Blaze") bekocht die Truppe regelmäßig. Bandleader Fitchie bringt es auf den Punkt: "Wer gemeinsam isst, bleibt auch sonst zusammen."

Die Geschichte beginnt irgendwann Mitte der 90er an der hochangesehenen Wellington Jazz School, die im Zentrum einer neuen musikalischen Entwicklung in Neuseeland steht. Hier formiert sich eine ganze Reihe junger neuseeländischer Bands, wie zum Beispiel die Dubreggae- und Funkband The Black Seeds oder die (nach einem Abschiedskonzert 2005 aufgelöste) Reggaegruppe Trinity Roots. Die Musiker, die sich gemeinsam bei Fat Freddy's Drop engagieren, sind zum Teil auch hier eingebunden.

So gibt Saxophonist Warren Maxwell (aka "Fulla Flash") den Frontmann bei Trinity Roots. Trompeter Toby Laing ("Tony Chang") spielt außerdem bei den Black Seeds. Dritter im Bunde der Bläsersektion, die den Jazz ins Boot bringt, ist Joe Lindsay ("Ho Pepa") an der Posaune, der allerdings erst ein wenig später dazu stößt. Für den Reggae-Gitarrengroove sorgt Tehimana Kerr ("Jetlag Johnson"), er spielt daneben bei der Pop/Rock-Combo Virtual Exponents. Kochlöffel- und Tastenregent Gordon stellt übrigens ein Drittel des populärsten neuseeländischen House-Acts Ebb und spielt (wie die noch fehlenden beiden Kollegen) dubbigen Funk mit Bongmaster.

Fat Freddy's Drop gruppiert sich um die zentralen Figuren, Produzent und Sänger. Beide werden in verschiedenen Kategorien mit dem b-net Music Award ausgezeichnet. b-net, ein loser Zusammenschluss von sechs ehemals studentischen Radiostationen, hat sich der unabhängigen Promotion junger neuseeländischer Musik verschrieben. Fitchie aka DJ Mu wird 2003 und 2005 als bester Produzent, und 2005 zusätzlich als "Most Outstanding Musician" geehrt. Er steuert (mit Hilfe seines allgegenwärtigen MPC-2000-Samplers) bouncende Beats und fette Basslinien bei und sorgt für den Feinschliff der Produktionen.

Die meisten von Fat Freddy's Drops Songs entwickeln sich auf der Bühne. Im Studio verfeinern sie lediglich das Arrangement und legen letzte Hand an. Im Keller von Fitchies Haus, einem der ältesten Gebäude Wellingtons, hat das bandeigene Label The Drop sowie das dazugehörige Studio seinen Sitz.

Dallas Tamaira schließlich ist Lyricist und Sänger der Gruppe. Auf der Bühne nennt er sich "Joe Dukie", nach seinem Vater Joe, der ebenfalls Sänger war, und seinem Großvater, einem Musiker, der - nach Duke Ellington - den Spitznamen "Dukie" trug. Tamaira gewinnt 2005 die b-net Music Award-Kategorie "Best Vocalist". Er zeichnet daneben für die künstlerische Gestaltung verantwortlich. Seiner Feder entstammen Comics, die die Bühnen-Alter-Egos der Bandmitglieder zum Leben erwecken. Für eine Gruppe, die sich nach einer Comic-Figur (Fat Freddys Katze aus der amerikanischen Serie "The Fabulous Furry Freak Brothers") benannt hat: eine mehr als angemessene Art der Präsentation.

Fat Freddy's Drop - Bays
Fat Freddy's Drop Bays
Ein Rundum-Eklektizismus mit Ideen für zehn.
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Fat Freddy's Drop zählen in ihrer Heimat zu den beliebtesten Live-Bands. (Überflüssig zu erwähnen, wer den b-net Award für den besten Live-Act 2004 kassiert.) Sie bieten, wie sie es nennen, Hi-Tek-Soul-Groove. Improvisationen treffen auf ausgetüfteltes Songwriting, ihre Bühnenpräsenz ist enorm. 2001 nehmen sie bei einer Jamsession in einem Nachtclub in Wellington "Live At The Matterhorn" auf. Ihre Debüt-EP verkauft sich allein durch Mundpropaganda über 11.000 Mal und erfährt 2009 eine Neuauflage.

Erste internationale Aufmerksamkeit erregen sie 2002: Joe Dukie und Fitchie veröffentlichen beim Sonar-Kollektiv-Ableger Best Seven "Midnight Morauders". Das eigentliche Band-Debüt folgt auf dem Fuße: Die 10" "Hope" erscheint beim Londoner Label Kartel. Sowohl "Midnight Morauders" als auch "Hope" erreichen Platz eins bei Gilles Petersons "Top 20 Worldwide Picks" (2002 bzw. 2003).

Fat Freddy's Drop touren durch Neuseeland, Australien, Großbritannien und ganz Europa. Sie supporten Mad Professor und das Afro Celt Soundsystem und spielen bei Gelegenheiten wie WOMAD, The Gathering und dem Wellington International Jazz Festival.

"Based On A True Story" erscheint in Neuseeland im Mai 2005 und schafft es als erstes unabhängig vertriebenes Album an die Spitze der neuseeländischen Charts. Ein weiterer Rekord: Bereits am Veröffentlichungstag erreicht "Based On A True Story" (allein mit Vorbestellungen) Gold, innerhalb von zwei Wochen erfolgt die Wertsteigerung zu Platin.

"Flashback", eine der ersten Singleauskopplungen, hält sich Anfang 2005 mehrere Wochen in den B-net-Top-Ten. Die B-Seite, eine Live-Version von "Midnight Morauders", wird für Gilles Petersons Worldwide Awards für die "Beste Session 2004" nominiert. Im Sommer 2005 begeben sich Fat Freddy's Drop auf Europa-Tournee. Für das deutsche Publikum ist "Based On A True Story" ab Ende Juli zu haben.

Danach wird die Geduld der Fans auf eine harte Probe gestellt. Fat Freddy's Drop sind zwar immer wieder live zu sehen. Bis zum nächsten Studioalbum gehen jedoch Jahre ins Land. Erst 2009 steht mit "Dr. Boondigga & The Big BW" ein weiteres neuseeländisches Meisterwerk in den Läden, das dem Vorgänger in nichts nachsteht.

Wieder vier Jahre später erscheint "Blackbird", nun aufgenommen und geschrieben im eigenen Bays Studio. Zuvor hat hier das letzte Vinylpresswerk Neuseelands sein Zuhause, um zwischenzeitlich noch eine apostolische Gemeinde zu beherbergen. "Auf dem Album hört man ganz klar den Sound von Bays", erläutert Fitchie. "Man hört den Raum selbst, den Vibe, den dieser Ort ausstrahlt – und es ist einfach genau die Art von Aufnahmen, die wir zusammen nur dort auf Band bringen können."

Das neue Obdach hinterlässt Spuren in der Arbeitsweise: Das ebenfalls "Bays" betitelte Album, das 2015 erscheint, entstand ein wenig anders als seine Vorgänger. Erstmals brüten Fat Freddy's Drop vorwiegend zu Hause an neuem Material. "Es war echt spannend, die Songs gemeinsam im Studio zu schreiben und nicht bloß Stücke aufzunehmen, die man schon monatelang auf Tour live gespielt und getestet hat", beschreibt Sänger Joe Dukie den Entstehungsprozess.

An Livetauglichkeit stehen die neun Tracks, die "Bays" birgt, früheren Arbeiten am Ende allerdings so wenig nach wie an ihrem musikalischen Einfallsreichtum. Auch Studioalbum Nummer vier birgt neben dem zugrunde liegenden Dub-Reggae-Vibe ein Potpourri der Stile und Einflüsse: Afro- und anderer Funk, Jazz und Soul stecken genau so drin wie 70er-Jahre-Psychedelik, House und Elektro.

Die Jahre zuvor bereits ausgegebene Maxime gilt allerdings noch immer: "Es gibt keinen Druck von außen, nur den selbstverständlichen Drang, sich weiter zu bewegen, zu entwickeln, zu verbessern und musikalisch etwas Neues zu schaffen", erklärt DJ Fitchie die Bandphilosophie.

Mit "Special Edition" erscheint erst Anfang 2020 wieder neues Material, die EP zeichnet eine recht große Bandbreite aus: Statt wie bislang alle möglichen Stile in jedem Track zu verschmelzen, grenzen sich die Songs nun deutlicher voneinander ab. Der Titelsong stützt sich etwa überraschend auf Ska. Die Nummer hatte man bereits 2018 im Liverepertoire.

"Trickle Down" positioniert sich als Techno-Dub erster Güte im Gefilde der Unterwasser-Atmosphäre, die schon frühere Songs von FFD prägte. "Raleigh Twenty" reibt Keyboard- und Saxophontöne funkjazzend gegeneinander. Die EP erscheint als Vorbote einer umfassenden Deutschland-Tour. Nach zahlreichen weiteren Konzerten in England und Europa ist zudem ein zweiter Teil der "Special Edition" noch im selben Jahr geplant.

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Fat Freddy's Drop - Bays: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2015 Bays

Kritik von Dani Fromm

Ein Rundum-Eklektizismus mit Ideen für zehn. (0 Kommentare)

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Gesehen in München 2011 New Zealand-Power an der Isar.

New Zealand-Power an der Isar., Gesehen in München 2011 | © laut.de (Fotograf: Jakob Schröter) New Zealand-Power an der Isar., Gesehen in München 2011 | © laut.de (Fotograf: Jakob Schröter) New Zealand-Power an der Isar., Gesehen in München 2011 | © laut.de (Fotograf: Jakob Schröter) New Zealand-Power an der Isar., Gesehen in München 2011 | © laut.de (Fotograf: Jakob Schröter)

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