laut.de-Kritik
Der Longplayer klingt nach Provokations-Tourette.
Review von Markus Brandstetter"So sehr es eine Auflistung unserer Obsessionen ist, so sehr ist es auch eine Odyssee der Sinne - Sex, Drogen, Politik, der Nordirische A-Lister Sam Neill" - so beschreiben die britischen Rabauken von Fat White Family ihren neuen Longplayer "Songs For Our Mothers". Da wird sich Mutter aber freuen.
Vorab: Es reicht ein kurzer Blick auf die Tracklist um zu sehen, dass die Band die Lust an Provokationen - plump oder nicht - nach wie vor nicht verloren hat. Nachdem das letzte Album "Champagne Holocaust" schon allein bei der Titelgebung nicht an Geschmacklosigkeit sparte, gibt es auf "Songs For Our Mothers" den Schlusstrack "Goodbye Goebbels" (nur wenig überraschend ein Lied über die letzten Stunden im Führerbunker). Nennungen von Massenmördern ziehen eben immer, egal ob das die Nazis sind oder der britische Arzt und Mörder Harold Shipman (auf "When The Shipman Decides" verewigt").
Fat White Family haben Appetit auf Nihilismus, Rausch und Chaos. Ein anderer Weg im Nachglühen der völlig degenerierten Postmoderne scheint nicht begehbar. Darin liegt die Lust, darin liegt der Hedonismus der Band, die sich in einem Südlondoner Pub bei, so besagt es die gerne zitierte Legende, dem einen oder anderen Kaltgetränk und der einen oder anderen Line gegründet hat. "Whitest Boy On The Beach" macht den Anfang, klingt aber nicht bedrohlich sondern wie ein knuffiger Aufguss von grimmigen Überresten des britischen Indie auf ein bisschen Rest-LSD. Die Gitarren galoppieren, da klebt ein wenig Acid auf den Stimmbändern, der Beat bleibt stoisch und Fanfaren begleiten uns in den Untergang.
"Satisfied" schlägt in die gleiche Kerbe, produziert hat den Track Sean Lennon in New York. Düstere Choräle und verzerrte Beats gibt es bei "Duce", verstimmter, besoffen-blecherner Country bei "Lebensraum" mit Blasmusik-Einlage, grimmiger Disco, durchwachsener Psychedelic, Post-Punk und ein wenigIndie-: Fat White Family legen es in erster Linie darauf, plakative und soghafte Bilder zu kreieren. Die absolute Tristesse, den unschönen aber präsenten Rausch, man soll ihn aus allen Poren und in allen Körperöffnungen spüren. "We Must Rise" klingt wie ein grimmiger Begräbnismarsch, Geräusche und Lärm verdichten sich, es bleibt monoton, metallisch.
Die Welt von Fat White Family - zumindest jene, die sie besingen - ist eine trostlos-orgiastische. Ausweglosigkeit, Abhängigkeit, Beliebigkeit: Es bleibt uns die die Betäubung. Eine müde, ausgebrannte Ekstase als Zeitvertreib, der Alltag eine einzige Psychose. Das stellen sie alles so plakativ zur Schau, dass sie manchmal die Substanz ihrer Stücke vergessen. Wenn der Longplayer nicht gelegentlich so offengründig nach Provokationstourette klingen würde, könnte "Songs For Our Mothers" Spaß machen. Klar, die Musik wäre am liebsten gleichermaßen Überfall, Ekel, Gefahr, Schock und Aufruhr - dafür kommt es dann aber zu konstruiert rüber. Wie sagt Mutter so schön: alles halb so heiß gegessen wie gekocht.
1 Kommentar
Der Brandstädter hat keine Ahnung, ist nur neidisch udn überhaupt werden hier Pop-Themen generell schlecht bewertet!!! 5/5