laut.de-Kritik
Gottarist John lässt uns wieder erschaudern.
Review von Michael Schuh"There's one room, there's one light, there's one night", beginnt John Frusciante sein fünftes Album, das innerhalb eines Jahres erscheint. Und machen wir's kurz: Auch "Inside Of Emptiness" lässt einen wieder erschaudern ob des qualitativen Levels des schier manischen Arbeitstiers Frusciante, der tatsächlich wenig mehr als einen Raum, eine Kerze und eine Nacht zu benötigen scheint, um seiner Kreativitätsschübe Herr zu werden.
Wies die großartige "DC EP" vom September, die er in zwei (!) Nächten im Washingtoner Fugazi-Studio einspielte, leichte Songwriting-Parallelen zu seinem Pop-Manifest "Shadows Collide With People" auf, ist vorliegendes Werk so etwas wie "The Will To Death" minus Todessehnsucht plus Verzerrer-Spielchen. Gleich beim Opener zeigen der Gottarist und sein Schlagwerker Klinghoffer, dass man in Sachen Lo-Fi Rock'n'Roll keine Nachhilfe von den White Stripes benötigt.
Als Lieblingsplatten während der Aufnahmen nennt John Velvet Undergrounds "White Light/White Heat" und Iggy Pops "Lust For Life", was eine ungefähre Vorstellung vom hier gewünschten Produktionsgrad übermitteln sollte. Im mit ungestümen Schrei-Attacken ausgestatteten Rock-Bratzer "666" holte er sich Inspiration beim Satanisten-Fachmann Aleister Crowley, der diese Zahlenreihe gerne als Signatur seiner Briefe verwendete. Den nötigen Wahnsinn für solch ein Thema bringt denn auch Mars Volta-Gitarrist Omar Rodriguez mit in den Proberaum. Textlich gibt es ebenfalls wieder einiges zu entdecken, die vielleicht schönste Zeile des Albums liefert der verkappte Lovesong "I'm Around", in dem Verlangen und Unbeschwertheit in einer Beziehung gleichermaßen einen Ausdruck finden: "Sunday waves and makes faces at us all the time".
Mit jeder neuen Veröffentlichung wartet man ja gegen den eigenen Willen doch irgendwie darauf, dass dem Kerl mal etwas misslingt, nur um sicher zu gehen, dass man es hier noch mit einem Menschen aus Fleisch und Blut zu tun hat. Prompt treffen einen dann die liebgewonnenen Songstrukturen bis ins Mark, die mit unnachahmlichen Frusciante-Licks aufwarten ("A Firm Kick") oder er wickelt uns einfach mit zart-wirren Eskapaden ("The World's Edge") um den Finger, deren ideenreiche Songwendungen ihn so einzigartig machen. Apropos, höre ich in der 50s-Rock'n'Roll-Nummer "Interior Two" etwa die Smiths heraus?
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