laut.de-Biographie
Juliane Werding
Wenn der Name Juliane Werding fällt, denken Hippies an "Conny Kramer", 60-jährige Grundschullehrerinnen an den Spruch "Wenn du denkst, dann denkst du nur, du denkst" und 80er-Jahre-Schlagerfans an Songs wie "Nacht Voll Schatten", "Stimmen Im Wind" oder "Sehnsucht Ist Unheilbar". Als eine der wenigen deutschen Künstlerinnen hält und behauptet sich Werding über mehr als drei Jahrzehnte im Popbusiness.
Als Kolleginnen wie Nicole, Ina Deter, Jule Neigel und Nicki schon längst wieder in der Versenkung verschwunden sind, legt Juliane mit "Es Gibt Kein Zurück" ihr 19. Album vor. Doch die wenigsten wissen, dass sich Juliane auch in der Schauspielerei, beim Drehbuchschreiben, im Internet und als Heilpraktikerin erfolgreich betätigt.
Juliane Werding kommt am 19. Juli 1956 in Essen zur Welt. Als sie 14 wird, schickt die Mutter eine Aufnahme zum SWF-Talentschuppen, den sie später sogar gewinnt. Ein Jahr später tritt sie dort erneut auf, diesmal schon mit einer Udo Jürgens-Komposition ("Mein Erster Weg"), und erhält noch vor der Sendung einen Plattenvertrag. Ihren Durchbruch schafft Juliane 1972 mit dem Mega-Hit "Am Tag, Als Conny Cramer Starb", der sich über eine Million Mal verkauft.
Der Song ist eine eingedeutschte Coverversion vom Hippie-Oldie "The Day, They Drove Old Dixie Down". Die folgenden Debüt-Platte "In Tiefer Trauer" schafft es immerhin auf 100.000 verkaufte Einheiten. Juliane steigt zum Teenie-Idol auf und holt sich den Bravo-Otto als beliebteste Sängerin des Jahres.
Doch im Gegensatz zu vielen anderen hebt Juliane Werding nicht ab. Sie besucht nach der mittleren Reife weiter fleißig eine Handelsschule. So dauert es drei Jahre bis zum zweiten großen Erfolg. Das von Gunter Gabriel geschriebene "Wenn Du Denkst, Dann Denkst Du Nur, Du Denkst" wird wieder zum Nummer-eins-Hit. Silberner Löwe und Otto folgen.
Die nächsten zehn Jahre zwischen 1975 und '85 verbringt sie im ständigen Wechsel zwischen Studio und Fortbildung. Größter Hit ist die 82er-Coverversion von Oldfields "Moonlight Shadow".
Neben der musikalischen Karriere nutzt Juliane die verbleibende Zeit zur Selbstfindung. Sie reist viel, lernt Italienisch, beschäftigt sich mit der Holzschnitzerei, liest eine Menge und beginnt 1985 eine Ausbildung zur Heilpraktikerin. Ach, ja: Nebenbei lässt sie sich auch zur PR-Frau ausbilden.
Erstaunlich, dass Juliane noch genug Zeit findet, um 1986 mit "Sehnsucht Ist Unheilbar" ihr bestes und reifstes Werk abzuliefern. Das Album steht ganz unter dem Stern fernöstlicher Mythologien. Als Beispiel sei hier das grandiose "Würfelspiel" erwähnt, in dem ein alter Mann eine Frau von einer Zugfahrt in den Tod abhält.
Die Platte verbringt ein Jahr in den deutschen Charts und geht 750.000 Mal über die Ladentische. Auch, wenn die folgenden Scheiben fast alle Goldstatus erreichen: An den Erfolg von "Sehnsucht ..." knüpft Werding nicht mehr an.
Deutschsprachiger Chanson-Pop verschwindet in den 90er mehr und mehr aus Zeitgeist und Charts. Obwohl immer noch mit strammen Verkaufszahlen gesegnet, zieht Juliane Werding 2009 dennoch einen Schlussstrich. Sie beendet ihre Karriere und stellt sich als längst fertig ausgebildete Heilpraktiker in den Dienst an ihren Mitmenschen.
Zwar tritt sie noch hin und wieder im Rahmen kleinerer Tourneen auf, doch ihre Zeit auf der Bühne betrachtet sie im Grunde als beendet. Geblieben sind ein musikalisches Vermächtnis, das vor allem in den Texten und Stimme seinesgleichen sucht und immer noch zu wenig gewürdigt wird, und die Sehnsüchte, natürlich:
"Sehnsüchte verändern sich mit dem Alter, mit der Ausnahme von Kindheitsträumen. Aber ich finde, dass sich die meisten Sehnsüchte gar nicht erfüllen sollen. Eine gestillte Sehnsucht stellt sich meistens als gar nicht so befriedigend heraus wie man sich das immer vorgestellt hat. Wahrscheinlich ist es dieser Zustand der Sehnsucht, der so schön ist."
1 Kommentar
Geile Frau mit super Stimme und tollen Songs