laut.de-Kritik

Es fehlt an kompositorischer Substanz.

Review von

Spätestens seit seiner Kollaboration mit Kendrick Lamar steht Saxophonist Kamasi Washington an der Speerspitze einer neuen Jazz-Generation. Mit "The Epic" legte der 36-Jährige ein Monster von einem Dreifach-Album vor. Diesmal setzt Washington auf Kürze und veröffentlicht mit "Harmony Of Difference" eine EP mit sechs Stücken. Eine Full-Length-LP soll nächstes Jahr anstehen.

Während "The Epic" noch allen Grund zum Staunen gab, ist "Harmony Of Difference" vor allem in einem Aspekt nur wenig überzeugend: Denn während Washington als Solist und Bandleader ganze Arbeit leistete, hapert es auf der EP ein wenig an den Kompositionen. Denn schöne Crescendi, imposante Steigerungen und exzellente Instrumentalisten hin- oder her: Die Stücke leben von einigen greifbaren Melodien, die in geringen Variationen und mit gewissen Unterbrechungen immer und immer wieder durchexerziert werden.

Die edlen Performances täuschen einen über dieses Faktum hinweg, und leider werden oft sehr eingängige und einschmiegsame Parts durch ständige Wiederholung trivialisiert. Ein gutes Beispiel hierfür: der Bigband-Kracher "Humility". Beim Schönklang von "Knowledge" wird das leider nicht besser, hier klingt es so, als performte ein Haufen übermäßig talentierter Musiker vier Minuten lang die Traumschiff-Melodie – und würde dabei beschließen, die ganze Sache mit etwas Performancekunst kurzweiliger zu gestalten. Die Latin Grooves von "Integrity" bieten leider nicht unbedingt mehr Abwechslung.

Man würde sich etwas mehr kompositorisches Gewicht wünschen. Allzu kulinarisch kommt "Harmony Of Difference" daher. Beim finalen Stück "Truth" lotet Washington das Thema auf ganzen dreizehn Minuten aus. Überraschenderweise gelingt ihm damit das hörenswerteste Stück der Platte. Polyrhythmik, Chöre, Gegenmelodien, überraschende Fills, Breakdowns: hier bekommt die Wiederholung ihr meditatives wie weiterdenkendes Element.

Bleibt abzuwarten, ob der Sax-Hotshot mit seinem nächsten Longplayer Substanzielleres abliefert.

Trackliste

  1. 1. Desire
  2. 2. Humility
  3. 3. Knowledge
  4. 4. Perspective
  5. 5. Integrity
  6. 6. Truth

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