laut.de-Biographie
Katja Ebstein
Bei manchen Künstlern kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, es habe sie schon immer schon gegeben. Katja Ebstein gehört dazu; seit vielen Jahren war sie - manchmal mehr, oft weniger - doch stets in irgendeiner Weise präsent, und zumindest in der älteren Generation gibt es kaum jemanden, der Zeilen wie "Theater, Theater, der Vorhang geht auf" oder "Wunder gibt es immer wieder" nicht mitsingen könnte.
Dabei lässt sich Katja Ebstein keineswegs auf eine in den 70er Jahren erfolgreiche Schlagersängerin reduzieren.
Geboren am 9. März 1945 in Girlachsdorf bei Breslau, als sich ihre Mutter auf der Flucht vor der vorrückenden Roten Armee befand, studiert Karin Witkiewicz zunächst in Berlin Archäologie und Romanistik. Eine schwere Erkrankung verhindert den ins Auge gefassten Studienabschluss.
Karin entscheidet sich statt dessen für ein Volontariat beim SFB. Bald schon fängt sie Feuer und nimmt Gesangs-, Schauspiel- und Tanzunterricht. Diese Bestrebungen unterstützt unter anderem Komponist Heino Gaze, der zwei Singles mit dem jungen Talent produziert. Erste Fernsehaufnahmen stammen aus dem Jahr 1964, als sie bei einer vom SFB veranstalteten Jamboree "Fandango De Huelva" zum Besten gibt.
Ihre Sangeskarriere startet Karin in den 1960er Jahren in der Berliner Liedermacherszene. Der Spaß an der Sache gibt den Ausschlag: Für eher symbolische Gage singt sie in den gleichen Kneipen, in denen auch andere ihre Laufbahn beginnen. Darunter: Hannes Wader, Reinhard Mey und Insterburg & Co., die Combo um Ingo Insterburg und Karl Dall, die sehr erfolgreich die "Kunst des höheren Blödsinns" kultiviert und damit im Grunde erfindet, was später unter dem Etikett Stand Up-Comedy in jedem besseren Waschsalon feilgeboten wird.
Der Griffigkeit halber verabschiedet sich Karin, die sich allgemein Katja rufen lässt, von dem sperrigen Witkiewicz. Bei der Wahl ihres Künstlernamens steht die Epensteinstraße, Katjas damalige Anschrift in Berlin-Reinickendorf, Pate. Aus Karin Witkiewicz wird Katja Ebstein.
Das Folklorefestival auf Burg Waldeck wird zum Sprungbrett. Auf der Suche nach jungen Künstlern, die das Zeug zu einer internationalen Karriere haben, wird Siegfried E. Loch auf Katja Ebstein aufmerksam und schließt mit ihr 1968 den ersten Solo-Plattenvertrag ab.
Gemeinsam mit dem Songwriter, Komponisten, Arrangeur, langjährigen Aufsichtsratsvorsitzenden der GEMA und ganz nebenbei Katjas späteren Ehemann Christian Bruhn produziert Loch ihr Debüt "Katja", das 1969 auf dem Label Twen erscheint. Hier manifestiert sich die vollzogene Wende vom doch eher traditionellen Liedgut zum "gehobenen Schlager".
Um den Verkauf ihres Albums zu fördern und auch Christian Bruhn zuliebe nimmt Katja Ebstein 1970 bei der deutschen Vorentscheidung zum Grand Prix d'Eurovision de la Chanson teil - und gewinnt. Mit ihrem Titel "Wunder Gibt Es Immer Wieder" belegt sie in Amsterdam einen dritten Platz. Ihr Name befindet sich von Stund an auch international im Gespräch. Als Special Guest geht sie mit dem Orchester James Last auf Deutschland- und Europatournee.
1971 und 1980 soll Katja Ebstein erneut beim Grand Prix antreten. Ein weiterer dritter und ein zweiter Rang können sich sehen lassen - besser stand Deutschland kaum jemals da, was sogar Ralph Siegel zähneknirschend zugeben müsste, würde man ihn fragen. Aber wer fragt schon Ralph Siegel?
1972 heiratet Katja Ebstein Christian Bruhn, über den man ganz eigene Romane schreiben könnte. Er komponiert für seine Gattin zahlreiche Songs, die sich zu echten Hits auswachsen, darunter "Der Stern Von Mykonos" oder "Ein Indiojunge aus Peru". Diese und andere Titel werden auch im Ausland veröffentlicht. Katja nimmt Lieder in zahlreichen Sprachen auf.
Als inzwischen kommerziell erfolgreiche Interpretin wechselt sie zu EMI Electrola und nimmt - wieder in Zusammenarbeit mit Christian Bruhn - eine LP mit Liedern von Heinrich Heine auf. Später, nach ihrer Scheidung, fördert Regisseur Klaus Überall die zahlreichen Talente Katjas.
Nach ihren großen Hits wird es um Katja Ebstein etwas ruhiger, ganz still jedoch nie. In späteren Live-Auftritten nehmen Berliner Liedgut und Kabarettelemente wieder breiteren Raum ein. Katja Ebstein arbeitet als Musicalsängerin und Schauspielerin. Neben großen Rollen am Theater dreht sie unter anderem die ARD-Vorabendserie "Mit Katja Unterwegs". Begleitend zu ihren verschiedenen Solo-Programmen entstehen diverse Bücher.
Neben alldem war und ist Katja Ebstein stets politisch aktiv. So engagiert sie sich beispielsweise lautstark für die Wiederwahl Willy Brandts. Kein Witz: Der alberne Slogan "Katja sehen. Wählen gehen. Willy - wen denn sonst?" hat diese vermutlich nicht bewirkt, aber doch auch nicht verhindert.
Zusätzlich zu ihrem Engagement für die Welthungerhilfe und diverser anderer medizinischer und sozialpolitischer Hilfsorganisationen ruft sie 2004 die Katja-Ebstein-Stiftung für sozial schwache und notleidende Kinder ins Leben. 2005 unterstützt sie die Kampagne "Starke Frauen" für Heide Simonis. Die Augen mögen grün sein, Haare und Herz bleiben rot.
Pünktlich zu ihrem 60. Geburtstag erscheint das Album "Witkiewicz" unter ihrem Mädchennamen. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass das noch lange nicht alles war. 2007 wagt sich die mittlerweile 62-Jährige dann für die TV-Show "Let's Dance" aufs Parkett und verblüfft die Zuschauer nicht nur mit blendendem Aussehen, sondern im Doppel mit ihrem Partner Oliver Seefeldt auch mit äußerst gelenkiger Beinarbeit.
Ihr soziales Engagement für Kinder in Not würdigt der Bundespräsident im Januar 2008 mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. 2016 wird sie vom brandenburgischen Landtag zum Mitglied der Bundesversammlung gewählt und nimmt 2017 in dieser Funktion an der Wahl des Bundespräsidenten teil, aus der Frank-Walter Steinmeier als Sieger hervor geht.
2023 nimmt Katja Ebstein als 'Okapi' an der ProSieben-Show "The Masked Singer" teil. Ihre Rückkehr ins deutsche Fernsehen findet allerdings ein schnelles Ende: bereits in der ersten Folge wird sie enttarnt.
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