laut.de-Kritik

Eine Zumutung wie Björks "Fossora".

Review von

Igitt, was ist das denn? Eine pilz- und Alien-artige, fleischfarbene Kreatur mit zwei Augenpaaren ziert ein Albumcover, das wohl
zu den hässlichsten aller Zeit gehören dürfte. Vier Jahre nach "K-12" widmet sich Melanie Martinez der aggressiven Dekonstruktion ihrer bunten Bühnenfigur, die sie bislang verkörperte. Die neue Platte "Portals" wird ihrem Namen gerecht, jedenfalls wenn damit ein Portal zur Horror-Kitsch Hölle gemeint ist. Gewisse Parallelen zu Björks "Fossora" (2022) lassen sich beim Anblick und Anhören des Albums nicht verleugnen. Ausgemachte Fans der Isländerin dürften daher an Melanies Experimenten unter Umständen Gefallen finden. Für alle anderen ist "Portals" eine Zumutung.

Den Anfang macht der Opener "Death": Eine unheimliche Kinderstimme wiederholt mehrmals die Formulierung "Death is life is death". In einer Mischung aus Pop und Dubstep singt Martinez "I'm back from the dead". Melanies "Cry Baby"-Persona und deren Zuckerguss-Pastellwelt, die Martinez in ihren ersten beiden Alben zum Einsatz brachte, musste dran glauben. Martinez neue Alien-Kunstfigur soll nun deren Reinkarnation darstellen, wirkt jedoch eher untot als lebendig.

Im Song "Void" beglückt uns Martinez mit so vielsagenden Zeilen wie "The void ate me, look at the mess I've done" und einem gekünstelten Lispeln. Unangenehm sind auch Melanies Perioden-Metaphern im Track "Moon Cycle", in dem sie ihre Menstruation mit Granatapfel- und Himbeersaft vergleicht. Auch der Text des etwas eingängigeren "Battle Of The Larynx" (Deutsch: "Kampf des Kehlkopfs") wirkt kryptisch. In einem TikTok-Video fügte Martinez einem Teaser des Songs folgende Beschreibung bei: "Stell dir vor, du bist ein Kerl auf Psychedelika und ich bin die Ex, die nicht aufhören wird, dich durch Pilze zu verfolgen." Mehr lässt sich dazu nicht sagen.

Die Texte passen in ihrer mangelnden Aussagekraft zu den lustlosen Melodien der 13 Tracks, bei deren Produktion nicht an Autotune gespart wurde. Die Pop-Arrangements bleiben leblos, auch wenn die Themen Lebenszyklus und Reinkarnation in diesem Konzeptalbum ganz groß geschrieben werden.

Beginnt die Platte mit einem Tod, so greift sie mit "Womb" den Kreislauf der Wiedergeburt erneut auf. Die Geburt wird dabei zum Horrorszenario. Aus der Perspektive eines Embryos singt Martinez:"And I know she suffers contractions of hell and death. Eyes are bloody, screamin' out, ooh, yeah-ah". Passend zum Albumtitel beschreibt Martinez den Geburtskanal als Portal des Lebens. Das Album endet, wie es beginnt: Das Intro von "Death" findet sich im Outro von "Womb" wieder: "Life is death is life is death".

Ob man sich nach dem Anhören des Albums tot oder lebendig fühlt, dürfte darüber entscheiden, ob man sich die drei Zusatztracks ("Powder", "Pluto" und "Milk Of The Siren") auf der Deluxe Version des Albums auch noch antut. Mir hat es nach "Womb" jedenfalls gereicht. Die knappe Stunde, die es braucht, um "Portals" in voller Länge zu hören, lässt sich mit Sicherheit besser verbringen.

Trackliste

  1. 1. Death
  2. 2. Void
  3. 3. Tunnel Vision
  4. 4. Faerie Soirée
  5. 5. Light Shower
  6. 6. Spider Web
  7. 7. Leeches
  8. 8. Battle of the Larynx
  9. 9. The Contortionist
  10. 10. Moon Cycle
  11. 11. Nymphology
  12. 12. Evil
  13. 13. Womb

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10 Kommentare mit 58 Antworten

  • Vor einem Jahr

    Peinliche Rezension tbh

    Portals ist sicher kein Meisterwerk, aber das hier hört sich an nach "Mir wird nicht alles auf dem Silbertablett serviert und ich muss tatsächlich meinen Kopf benutzen, um die Musik zu verstehen :("

    Konzept an sich nicht wirklich mein Fall, aber über die Umsetzung kann man nicht meckern

    • Vor einem Jahr

      Wieso hört es sich danach an? 1. Ist das eine geschriebene Review und 2. ist man doch sehr wohl im Stande gewesen, das Konzept zu verstehen und hat es sogar 1 zu 1 in den Text übertragen. (siehe Anfang und Ende)

      3. zu spät, über die Umsetzung wurde gemeckert.

    • Vor einem Jahr

      Die Review setzt kryptisch mit mangelnder Aussagekraft gleich, schon bisschen cringe. Dass das Konzept grundsätzlich verstanden wurde, habe ich nie bestritten, aber dafür reicht es auch, den ersten Song zu hören oder einfach einen Blick auf die Tracklist zu werfen. Und zumindest die klangliche Umsetzung wurde kaum thematisiert. Kein Wort über Production, Soundscapes, die Übergänge etc.

  • Vor einem Jahr

    Gehört habe ich es noch nicht, aber die Parallelen zu "Fossora" werden ja schon lange hitzig diskutiert und unter Fans von Björk scheint das hier nicht allzu arg gefeiert zu werden. Beim Cover ist die Schrift schon mal kompletter Müll, sonst wäre es nicht schlechter als das von Björks "Utopia", das ich mag. Abseits dessen, dass es hier wie eine verkrampfte Kopie wirkt, wenn man mit den letzten visuellen Arbeiten von Björk vertraut ist; Rina Sawayama hat das besser hinbekommen. Ob ich mich dazu aufraffen kann, mir von der Musik ein eigenes Bild zu machen, weiß ich noch nicht. Die Rezension motiviert zwar nicht - allerdings höre ich auch "Fossora" noch immer sehr gerne...

  • Vor einem Jahr

    Mal kurz reingehört, das ist nicht im Ansatz auf dem Niveau von Großmeisterin-fickt-alles-weg Björk! :mad:

    • Vor einem Jahr

      Da würde ich mittlerweile zustimmen. Habe nun die ersten beiden Songs und "Battle Of The Larynx" angehört. Der Opener fängt ja wie eine "All Is Full Of Love"-Kopie an und wird zum melodischen Rohrkrepierer, die anderen beiden Tracks sind etwas, aber nicht viel besser. Konzeption und Sound find ich noch ganz nett, tragen aber nicht über den allgegenwärtigen lieblosen Charakter einer Wish-Version von Grimes, wie sie als Wish-Version von Björk wäre. Na ja. Platz 4 momentan.

    • Vor einem Jahr

      (Und dann heißt ein Bonustrack ja auch noch "Pluto"... Hilfe.)

    • Vor einem Jahr

      Gleich mal das richtige Pluto hören gehen. ♥

    • Vor einem Jahr

      Das vorliegende visuelle Konzept der Dame ist jedenfalls ganz klar epigonales Schwachmatentum, und die Musik kommt m.E. über den Hyperpop-Einheitsbrei auch nicht hinaus.

  • Vor einem Jahr

    Diese Rezension ist derart mau, lustlos geschrieben, dass die Frage aufkommt, ob die “Musik“-Redakteurin in einer anderen Sparte besser aufgehoben wäre? Oder war es die Praktikantin, die dazu genötigt wurde? Der Artikel liest sich wie die rotznäsige Handschrift einer 16-Jährigen.

    Und mir wollen sich die Parallelen zu Fossora nicht erschließen Ahhhh. Kopfweh. Wegen der überlagerten Voicoder Background Stimmen, oder rein wegen des abstrusen Erscheinungsbildes der Martinez? Ich hör keinen Gabba, keine Klarinette, Chöre, dissonanten Gesänge heraus.

    Portals klingt eher nach gefälligem Pop mit feinen Rockansätzen, nichts Weltbewegendes. Dennoch wäre eine genauere Auseinandersetzung von jemanden mit besseren Ohren angebracht, als einfach nur die Titelnamen runterzutippen und belangloses Kauderwelsch reinzurotzen.

    Nun gut. Es soll ja Menschen geben, für die Lachsfarbe und Orange das ein und dasselbe ist.

  • Vor einem Jahr

    Ich versteh' daran nicht, ob uns der Tod jetzt Angst machen oder die Hoffnung auf einen fantasievollen Trip in alle Ewigkeit darstellen soll.
    Falls letzteres der Fall sein sollte, macht mir das sowohl musikalisch als auch bildlich Beklemmungen. Bitte nicht 8-(

    Und nicht alle Pilze sind Freunde:
    https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/pi…