laut.de-Kritik

Soundgewaltiger Trip durch den Klangkosmos der Schweizer.

Review von

Es lohnt sich, Monkey3 auf dem Radar zu behalten. Die mögen nicht die ambitionierteste Kombo der Welt sein, aber alle paar Jahre bringen sie sich zuverlässig mit einem neuen Album in Erinnerung. "Welcome To The Machine" heißt das neue Raumgefährt, das für eine Rundfahrt durch ihren Psychedelic-Prog-Kosmos bereitsteht. Und weil wie gehabt kein Sänger an Bord ist, lässt allein die Musik von Monkey3 die Kopfkinolandschaften gedeihen.

"Ignition" holt die Hörerschaft mit sphärischen Klängen an Bord. Pluckernde Beats treffen auf 70s-Sci-Fi-Synthies, während im Hintergrund eine verzerrte Stimme unverständliche Anweisungen funkt. Ready to take off. Nach gut eineinhalb Minuten gerät die Crew bereits in einen ersten Meteoritenschauer, Drums und Saitenfront schütteln alles ordentlich durch. In flottem Tempo wetzt die Band danach weiter: Gitarrist Boris entfesselt ein regelrechtes Gewitter an Sololäufen, während die Rhythmusfraktion – bestehend aus Drummer Walter und dem neuen Bassisten Jalil – beständig am Fundament des Raumgleiters hämmert.

Pünktlich zu Beginn der zweiten Hälfte dieses über zehnminütigen Ritts durch den Klangkosmos kehrt wieder Ruhe ein, Tastenmann dB malt majestätische Melodien ins schwarze Nichts, Bass und Schlagzeug bereiten den Boden für die nächste Verdichtung – und man weiß wieder, was man an dieser Band hat. Ein soundgewaltiger Auftakt.

Der Aufbau eines Monkey3-Songs folgt häufig derselben Logik: Auch "Collision" beginnt zögerlich, mit trippy Beat und schlängelnden Synthieklängen. Gitarre und Bass lauern zunächst scheu, aber dann kommt die unvermeidliche Eruption. Dieses Mal kristallisiert sich kühler Industrial-Rock heraus, den die vier Musiker auch verhältnismäßig straight durchziehen. Schicht für Schicht türmt sich der Song zum Ende hin auf, ein fieser, mechanischer Koloss entsteht. Trotz allem bleibt "Collision" nicht der beste Song des Albums.

"Kali Yuga", der zweite Zehnminüter des Albums, kommt zügig in die Gänge, wobei das Tempo aber reduziert gehalten wird, passend zur gedrückten Stimmung. Wieder einmal ist es an Gitarrist Boris, die Dynamik anzuziehen. Während manch anderer Saitenhexer mit einem minutenlangen Guitar Hero-Solo in die Pose des nervigen Angebers verfallen würde, belässt er den Fokus stets auf dem Gesamtsound. Das darf man Boris hoch anrechnen. Vielmehr stellt die Band im Hintergrund unmerklich die Weichen, um "Kali Yuga" in sein wunderbar schwermütiges Finale zu schieben.

Auch der Neuzugang am Bass leistet ganze Arbeit. Egal, ob Jalil sphärische Passagen mit bedrohlicher Tiefe ausfüllt oder wie in "Rackman" (das zu einem guten Teil wie der Score zu einem Terminator-Film anmutet) auch mal zeitweise selbstbewusst groovend den Lead übernimmt.

Gibt es eigentlich das Filmgenre Space-Western? Irgendwie erweckt der finale Track "Collapse" mit seinem Intro jedenfalls diese Assoziation. Muss man wohl mit eigenen Ohren gehört haben. Erste Powerchords deuten dann an, dass Monkey3 die nächste Stufe zünden und in eine intensive Psychedelic-Rock-Passage einbiegen. Langgezogene Gitarrenklänge geben hier den Ton an, bis der Song zur Mitte hin – nomen est omen – kollabiert und Drums and Bass das Steuer übernehmen. Schon eindrücklich: Nur rund fünf Minuten braucht die Band, um in trocken rockenden Gefilden anzukommen, wieder geht ihr die Transformation von einem Part in den nächsten mühelos von der Hand. Selbstverständlich passiert noch allerhand mehr, ehe "Collapse" nach fast 13 Minuten in einem packenden Crescendo explodiert.

Monkey3 haben es wieder geschafft: "Welcome To The Machine" unterstreicht ihre Virtuosität und Leidenschaft. Mehrmalige Durchläufe lohnen sich allein schon, um mal auf jenes, mal auf ein anderes Instrument zu achten. Zwar treten mittlerweile so einige Muster zutage, wie sich ein Track typischerweise steigert und wieder vergeht. Schließlich geschieht alles schön organisch, forcierte Kapriolen liegen den Schweizern fern. Doch auch so überrascht die Band gelegentlich noch: Welche Wendungen nimmt ein Song? Wohin führt die musikalische Reise als nächstes? Diese Fragen fesseln einen praktisch auf gesamter Albumlänge gebannt an die Boxen.

Trackliste

  1. 1. Ignition
  2. 2. Collisoin
  3. 3. Kali Yuga
  4. 4. Rackman
  5. 5. Collapse

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