Die Party im Süden trotzt diabolischer Sonne und heftigem Gewitter: das Wochenende mit Cro, Nina Chuba, SDP, Kraftklub u.a.

Straubenhardt (jah) - Die Sonne knallt gnadenlos. Ganz Deutschland verbarrikadiert sich hinter geschlossenen Fensterläden und mit Kühlpads im Keller. Ganz Deutschland? Nein, ein von unbeugsamen Feierwütigen bevölkertes Festival im Süden hört nicht auf, den hohen Temperaturen zu trotzen: Es ist Zeit für Happiness!

"Best European Small Festival"

Seit 1991 lockt das Festival Besucher:innen nach Straubenhardt bei Pforzheim. Damals noch vom ortsansässigen Jugendclub als "Umsonst & Draußen" organisiert, hat es sich über die Jahre zu einem echten Kultevent entwickelt und unter anderem 2015 bei den European Festival Awards den Titel zum "Best European Small Festival" einkassiert.

Happiness is only real when shared

Von small kann man aber eigentlich nicht mehr sprechen. Als wir uns am Freitagmittag auf dem Gelände einfinden, sind die meisten der knapp 13.000 Fans schon angereist und in Feierlaune. Aber wie sagt man so schön "Happiness is only real when shared". Also rein in die Menschenmassen, Moshpits und meterlangen Schlangen - vor allem aber: ab zur Musik.

Wir starten mit der humorvollen Popgruppe ok.danke.tschüss. Denen ist es "Zu Laut In Der Disko", trotzdem sorgen sie direkt für gute Stimmung. Ok, danke! Das Tschüss heben wir uns noch für Sonntagmorgen auf! Es folgt Ennio. Der Münchner Newcomer überzeugte vergangenes Jahr mit seiner Debütplatte "Nirvana", beim Happiness liefert er an Gitarre, Klavier und Mikrofon komplett ohne Playback voll ab. Dementsprechend gut kommt die Mischung aus wunderschönen Heartbreak-Balladen und sommerlichen Partyhits bei der Crowd an.

Freshe Beats von Nina Chuba

Trotz nach wie vor diabolisch brennender Nachmittagssonne wird es danach blitzschnell rappelvoll vor der Mainstage, denn als nächstes kommt Nina Chuba. Die packt sofort ihre Dancemoves aus und startet die Party. Sie liefert bekannte Songs wie "Freitag" oder "Ich Hass Dich", und wie es sich für einen Shootingstar gehört auch den Chartstürmer "Wildberry Lillet". Der Song ist mittlerweile fast ein Jahr alt, dass sie kein verblühter Hype ist, sondern ihr die Zukunft gehört, zeigt Nina am Ende des Auftritts mit zwei unveröffentlichten Songs. So viel sei verraten: Auf "Waldbrand" und "Schwarzer Sand" kann sich die Musikwelt schon mal freuen.

Hi Kids!

Während BHZ legen wir im Dienste der Arbeit eine kleine Mainstage-Pause ein. Pünktlich zum Abendrot des Sonnenuntergangs steht dann der Typ mit der Maske auf der Bühne, Besuch aus Stuttgart quasi, Cro ist da! Mit Monster-Gänseblümchen als Deko, Hüpfburg, T-Shirt-Kanone und großer Band inklusive Backgroundsängerinnen ist für Stimmung auf jeden Fall gesorgt. Das liegt auch an der Textsicherheit des Publikums, denn Cro spielt neben neueren Tracks wie "So Bad" natürlich auch eine ganze Menge seiner größten Hits aus der Vergangenheit, von "Einmal Um Die Welt" über "Du" und "Traum" bis hin zu "Easy". Für Gänsehaut sorgt außerdem die Version von "Ich Liebe..." mit Gastperformer Badchieff.

Zeit, auch mal die zweite Bühne, die deutlich kleinere Arty Stage abzuchecken. Dort macht Dilla gerade Gesangsübungen mit dem Publikum und lässt sich auch von ihrem mehrmals verschütteten Aperol nicht unterkriegen. Der Auftritt ist solide, am Ende fehlt selbstverständlich auch der Durchbruchs-Song "Photosynthese" nicht.

"Ist das nicht der eine von Peter Wackel?"

Bleiben noch die Headliner am Freitag, die bekannteste unbekannte Band der Welt: SDP. Die spielen ganze 90 Minuten, so viel hätte es vielleicht nicht sein müssen, insgesamt ist der Auftritt aber eine positive Überraschung. Es ist der gewohnte Humor für 14-Jährige mit billigen Überleitungen und viel Gezappel auf der Bühne, aber doch irgendwie spaßig, da sich das Duo eben selbst nicht zu ernst nimmt. Zwei Jungs, die ihr Ding durchziehen, sich zwischendurch sogar in die Crowd mischen und mit Feuerwerk, La Ola und Mitgröl-Songs für Stimmung sorgen.

Pünktlich um 0 Uhr gibt es ein kleines Ständchen für Geburtstagskind Dag. Die Highlights: eine wirklich richtig schöne Akustik-Version von "Wie Viele Lieder Muss Ich Noch Schreiben" und Dags Ankünding von "Die Nacht Von Freitag Auf Montag": "Ist das nicht der eine von Peter Wackel?"

Schlagerstrudel eröffnen den Samstag

Mit Schlager-Referenzen hörten wir am Freitag auf, mit Schlager geht es auch am Samstag direkt weiter. Nachdem bei Nachwuchs-Popsängerin Jules schon die ersten Menschen aufs Gelände geschlendert sind, strömt zum zweiten Auftritt eine Schar Roy Bianco-Ultras zur Mainstage, liebevoll auch "Jünger des Italo Schlagers" genannt. Roy Bianco & Die Abbruzanti Boys enttäuschen ihre treue Fangemeinde nicht und spielen Hits wie "Bella Napoli" oder "Quanto Costa". Der Auftritt verdeutlicht, welche Kraft diese Art von Musik - so anspruchslos sie manchmal klingen mag - haben kann: Menschen für eine gute Zeit zusammenzubringen.

Stuttgart-Power mit Lostboi Lino und Majan

Bei gemütlichen Temperaturen jenseits der 33 Grad ist neben Sonnenschutz vor allem viel Trinken wichtig. Daran erinnert auch Lostboi Lino bei seinem Auftritt regelmäßig. Knapp eine Woche vor dem Release seines zweiten Albums spielt er mit pinken Haaren - und nach einem Outfit-Wechsel zwischenzeitlich im Kleid - auf der Mainstage. Gute Stimme, gute Texte, mehr braucht es nicht, um gegen die Sonne anzukämpfen.

Ähnliches gilt für den folgenden Act Majan. Der sympathische Schorndorfer spielt nicht seinen besten Auftritt aller Zeiten, insgesamt bleibt bei der Mischung aus Klavier-untermalten Balladen und playbackfreiem, lupenreinem Doubletime-Rap trotzdem nur Happiness übrig. Für mächtig gute Laune sorgen am Ende außerdem "Liebe zu Dritt", "Lonely" und die Ankündigung: "Wir sehen uns dann nachher bei Provinz wieder".

Dunkle Wolken ziehen auf ...

Vorher kommt eigentlich noch Badmómzjay, die Rapperin muss ihren Auftritt nach knapp der Hälfte aber abbrechen, denn mittlerweile schlägt das Wetter um. Die Veranstalter:innen reagieren auf die angekündigte Gewitterwarnung und räumen das Gelände sicherheitshalber um kurz nach 20 Uhr. Das muss man an der Stelle ausdrücklich loben, so geht die 'Evakuierung' nämlich ruhig und organisiert über die Bühne, ehe es um 21 Uhr anfängt, heftig zu gewittern und regnen was das Zeug hält.

Es ist die Rede von "nur einer Pause", später gehe es weiter. Betrachtet man das Gewitter, bleibt wenig Hoffnung, dass diese Ankündigung Realität wird. Doch tatsächlich - nach knapp drei Stunden des Ausharrens im Auto erfolgt die erlösende Botschaft: Das Gelände wird wieder eröffnet.

Badmómzjay kehrt leider nicht zurück, und auch der geplante Auftritt von Provinz fällt komplett – wortwörtlich – ins Wasser. Trotzdem hat man das Beste aus der Situation gemacht. Während es gemütlich weiterregnet, und sich das Gelände in Rekordzeit wieder füllt, wird die Bühne zumindest für die Headliner provisorisch hergerichtet. Um kurz vor 1 Uhr ist es dann geschafft und Kraftklub betreten die Mainstage. Was folgt ist ein denkwürdiger Auftritt.

Highlight schreibt man mit K

Für das eigentlich aufwändige Bühnenbild mit LED-Wänden reicht es nicht mehr, Kummer erzählt: "Man hat uns gesagt: ihr könnt entweder mit den Möglichkeiten spielen, die wir jetzt haben oder gar nicht." Natürlich hat sich die Band mit K für zweitere Option entschieden und spielt ein spontan über den Haufen geworfenes Set.

Wahre Größe beweisen sie dann, als sie zwischendurch erst Badmómzjay für einen letzten Song und anschließend auch Provinz inklusive Majan für wenigstens diesen einen Song "Liebe Zu Dritt" die Bühne überlassen. Schade, dass wir davon nicht mehr sehen konnten. Vielleicht ja nächstes Jahr? Am Ende liegen sich Kummer, Badmómzjay, Vincent von Provinz und Majan in den Armen, voller Dankbarkeit füreinander und voller Happiness – das Bild des Wochenendes.

Danke, Happiness!

Im Endeffekt spielen Kraftklub doch noch fast die ursprünglich geplanten einundhalb Stunden, vollgepackt mit einem Banger nach dem anderen sowie dem überragenden Finale mit "Ein Song Reicht" und "Songs Für Liam". Ob es am Dauerregen liegt, an der Erleichterung, dass es überhaupt noch mal losging oder an der sichtlich chaotischen, aber coolen Moderation von Kummer: Völlig egal, es macht einfach richtig Spaß.

Und so war am Ende alles dabei: Chaos, auch mal das eine oder andere kleine Problem, insgesamt aber eine tolle Orga, brutale Sonne genauso wie Blitz, Donner, Sturm und Starkregen, tolle Auftritte, positive Überraschungen und vor allem eines: ganz viel Happiness!

Für uns vor Ort: Lena Bayer und Jakob Hertl.

Fotos

Happiness Festival, 2023 Die Sonne brennt erbarmungslos, und die Party rollt!

Die Sonne brennt erbarmungslos, und die Party rollt!, Happiness Festival, 2023 | © laut.de (Fotograf: Lena Bayer) Die Sonne brennt erbarmungslos, und die Party rollt!, Happiness Festival, 2023 | © laut.de (Fotograf: Lena Bayer) Die Sonne brennt erbarmungslos, und die Party rollt!, Happiness Festival, 2023 | © laut.de (Fotograf: Lena Bayer) Die Sonne brennt erbarmungslos, und die Party rollt!, Happiness Festival, 2023 | © laut.de (Fotograf: Lena Bayer) Die Sonne brennt erbarmungslos, und die Party rollt!, Happiness Festival, 2023 | © laut.de (Fotograf: Lena Bayer) Die Sonne brennt erbarmungslos, und die Party rollt!, Happiness Festival, 2023 | © laut.de (Fotograf: Lena Bayer) Die Sonne brennt erbarmungslos, und die Party rollt!, Happiness Festival, 2023 | © laut.de (Fotograf: Lena Bayer) Die Sonne brennt erbarmungslos, und die Party rollt!, Happiness Festival, 2023 | © laut.de (Fotograf: Lena Bayer) Die Sonne brennt erbarmungslos, und die Party rollt!, Happiness Festival, 2023 | © 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1 Kommentar mit 37 Antworten

  • Vor 9 Monaten

    Serotonin wird immer noch völlig falsch dargestellt - bedauerlicherweise sogar von Psychatern. Es ist schon fraglich, wofür es überhaupt zuständig ist (oder ob SSRIs eine plausible Wirkung haben), aber die Darstellung als "Glücksstoff" ist völlig banane. Logo, von den zehntausenden an Hormonen, Neurotransmittern usw., die sich in einem menschlichen Hirn herumtreiben, ist genau EINES dafür da, grundsätzlich ne happy Stimmung zu haben.

    Komplett unwichtig für den Artikel, logo. Trotzdem quasi jedes mal ärgerlich, was für Quatsch propagiert wird mit diesem Wort.

    • Vor 9 Monaten

      Wofür es überhaupt zuständig ist:
      Es bewirkt u.a. in der Lunge und in den Nieren eine Vasokonstriktion, in der Skelettmuskulatur eine Vasodilatation, im Herz-Kreislauf-System Änderungen des Blutdrucks, eine Steigerung der Darmperistaltik, Fibrosen, Thrombosen und trägt zur Wundheilung bei. Im ZNS ist es an Schmerzempfindung, Gedächtnisleistung, Schlafsteuerung, Essverhalten,Sexualverhalten und Thermoregulation beteiligt. Bitte, gern geschehen!

    • Vor 9 Monaten

      Genau, u.A... Es ist also vermessen etwas so Komplexes wie "gute Stimmung" einfach auf einen Neurotransmitter zu schieben. Ob, und auf welche Art und Weise es überhaupt etwas mit Depressionen oder schlechter Stimmung zu tun hat, ist noch immer sehr fraglich. Da gibt es widersprechende Meta-Studien.

      Daß Serotonin trotz - vor allem damals - fraglicher Evidenzlage und Wirksamkeit nach Jahrzehnten heute Synonym dafür ist, ist vor allem ein PR-Erfolg von Pharmaunternehmen. Ich scheue solche Aussagen sonst, allerdings ist die Geschichte genau diese Kampagne ziemlich gut nachvollziehbar.

      Wie auch immer - Hirne sind komplex. Gerade deshalb sollte man sich zu diesem Zeitpunkt vor solchen Mythen und einem Neuroreduktionismus menschlicher Erfahrung hüten. :)

    • Vor 9 Monaten

      Rechtfertigung um weiter im Kellerloch abzuhängen... häh?111111111111111

    • Vor 9 Monaten

      ...ich z.b. hab heute mein Auto gewaschen und gepfegt ... und ja, es is ein Opel!
      https://www.youtube.com/watch?v=aP-TYdMlJbU

    • Vor 9 Monaten

      Schon beeindruckend, welches knowledge sich hinter einigen Usern verbirgt. Vermutlich ist ElMassivo in Wirklichkeit ein Akademiker!

    • Vor 9 Monaten

      Sag mal, Rager, bist Du am Ende etwa auch vom Fach? :)

      Deine Pharmakritik und die klare Haltung gegen den Reduktionismus sind Balsam für meine Seele und Wasser auf meine Mühlen.

      Gleichzeitig kommt mir sofort die Frage: Hast Du (auch) klinische Erfahrung?
      Ich habe wirklich schon oft Fälle erlebt, bei denen es mit dem SSRI oder auch SNRI dann wirklich besser wurde.
      Natürlich in aller Regel nicht als Monotherapie, sondern eingebettet in ein meist interdisziplinäres Gesamtregime.
      Was würdest Du dazu sagen? Nur (optimierter) Placeboeffekt?

    • Vor 9 Monaten

      @Oli:
      Massivo hat auf jeden Fall studiert. Ich tippe auf einen IMM-Studiengang.

    • Vor 9 Monaten

      @Duri: Ich hatte eine Therapieausbildung gemacht, und bin seitdem zumindest ungefähr im Speckgürtel des Fachgebiets. Capslock scheint sich in Sachen Psychatrie viel, viel besser auszukennen.

      Nach allem, was ich weiß, bin ich kein pauschaler Gegner von Präparaten. Es gibt Fälle und Leiden, in denen sie sehr sinnvoll sind. Jemanden mit akkuten schizophrenen Schüben kann man z.B. therapeutisch kaum oder gar nicht erreichen. Ich bin nur der Überzeugung, daß sie obszön viel verschrieben werden - und obszön macht es für mich die vergleichsweise sehr dünne, sehr selektive Datenlage, die wie über viele Präparate haben. Die meisten davon wurden vor vielen Jahrzehnten einmal für jene akkut schweren Fälle entwickelt, als absolute Ausnahme und mit vielen Bedenken. Grundsätzliche Neuentwicklungen von Präparaten gab es seitdem fast gar nicht mehr, und weitgehend wurde die Forschung an ihnen eingestellt. Trotzdem wurde der Markt immer aggressiver mit ihnen beworben - vor allem in den USA gilt es fast schon als normal, täglich mehrere Präparate einzunehmen.

      Kurz: Sie werden heute quasi als Standard bei allen erdenklichen Leiden verschrieben, und in den wenigsten Fällen ist das sinnvoll oder notwendig, und fast IMMER gibt es schwerste Nebenwirkungen, die eine bewährte Gesprächstherapie erschweren können. Ich empfehle allen, sich das gut recherchierte Video von MaiLab zum Thema reinzuziehen. Zusammengefasst sagt sie zu dazu: Wir haben bei SSRIs extrem widersprechende Metastudien, und sie haben es sehr schwer im Double-Blind-Vergleich. Was sie sagt, und meine alten Kollegen immer wieder sagen, ist jedenfalls: Hauptsache, man macht überhaupt irgendetwas - alleine der Schritt dazu löst schon viel Heilsames aus. Ob es nun empirisch wirkt oder nicht, ist eher zweitrangig. Es sollte nur kein unnötiger Schaden angerichtet werden (!)

    • Vor 9 Monaten

      Ich danke dir ganz herzlich für die ausführliche Antwort und kann erneut bei vielem mitgehen, hätte aber hier und da auch (zumindest spontan) nochmal Bock auf weitergehende Diskussion.

      Vielleicht, wenn ich aus dem Urlaub zurück bin :D

      Ansonsten erstmal ganz bemerkenswert, dass die Headline nun tatsächlich geändert wurde - Chapeau, laut.de!

    • Vor 9 Monaten

      Spezifiziere: "Therapeutenausbildung"

      Spezifiziere: "ungefähr im Speckgürtel des Fachgebiets"

      Bis dahin stelle ich mal die steile These auf, dass weder Leute vom Fach noch Laien dich bei Nennung deines Berufstitels als "vom Fach" bezeichnen würden. Was das für deine Beiträge hier bedeutet musst du selber erkennen, was das für dein Ego bedeutet, das trieft momentan noch aus dem Rumgedruckse im ersten Absatz deines letzten Beitrags.

      Mein Tipp: Ergotherapeut, der während der Ausbildung einen Pflichtpraxisteil in der allgemeinen Psychiatrie absolviert hat. Keine Wertung, wenn es so ist. Wobei Musiktherapie wohl nach deinem angefangenen Musikwissenschafsstudium das Logischere (aber auch noch weiter "vom Fach" Entfernte) gewesen wäre...

    • Vor 9 Monaten

      Gestalttherapie. Ist zwar aufm amerikanischen Kontinent die Gesprächstherapieform Nummer 1, und auch im europäischen Umland ziemlich beliebt, aber im Land des Erfinders kennts kaum eine Sau. Hat nix mit Basteln zu tun, sondern ist, wie gesagt, eine klassische Gesprächstherapie, die sich wesentlich von Psychoanalyse und Verhaltenstherapie unterscheidet.

      "Im Speckgürtel" bedeutet, ich behme regelmäßig an Treffen teil, die innerhalb der Psychologie interdisziplinär besetzt sind. Mein Ausbilder hat jahrzehntelang als Klinikarzt gearbeitet, daher habe ich flüchtige Kenntnisse. Darüber hinaus lese ich gelegentlich Bücher zur Neurologie. Vielleicht lieste mal, wie sehr ich es extra betone, daß ich mich hier nicht drauf spezialisiert habe, und wenig Fachkenntnis habe, wenn Du immer noch der Meinung bist, hier sei ein riesiges Ego am Werk.

    • Vor 9 Monaten

      Wieder was gelernt, danke. Hab vorher noch nie was von Gestalttherapie gehört, Wiki dazu liest sich intrisant.
      Btw habe ich das Gefühl, dass mir persönlich SSRIs gut helfen. Ausschläge nach unten auf der Gefühlsskala sind nicht mehr so krass, einzige Nebenwirkung, die ich so wirklich merke, ist, dass ich öfter mal weniger Bock auf Sex habe, als vor der Therapie. Damit komme ich aber sehr gut klar.

    • Vor 9 Monaten

      Kollege Pseudo, warum gleich so scharf geschossen?
      Und was ist deine Haltung als TPler zur angestoßenen SSRI-Debatte?

      Gestalttherapie grundsätzlich spannend, meiner Meinung nach, auch wenn ich nur sehr rudimentär darüber was gelernt habe an der Uni.
      Wie lang dauert die Ausbildung, bzw. was umfasst sie grob stundenmäßig, wenn ich mal fragen darf, Rage?

      @me2:
      Dein Erfahrungsbericht entspricht damit genau meinen o. g. klinischen Erfahrungen, eben aus der Perspektive "gegenüber". Finde ich sehr stark und super wichtig, dass Du das hier so mitteilst!

    • Vor 9 Monaten

      (natürlich nicht allumfassend meinen sämtlichen klinischen Erfahrungen, falls ich das noch spezifizieren muss, um richtig verstanden zu werden; es geht um einzelne Fälle und natürlich kenne ich andere einzelne Fälle, die keine oder keine hinreichend gute Response gezeigt haben)

    • Vor 9 Monaten

      Ganz viel Solidarität, Tooli! Wenns klappt, klappts, und da ist es auch vollkommen egal, warum eigentlich. Hoffe, der andere Teil der Therapie hilft ebenso!

      @Duri: Die Ausbildung in Deutschland ist eher als Weiterbildung verbucht, weil wir eines der wenigen Länder sind, in denen diese Therapieform nicht studierbar ist, und entsprechend keine Zulassungen machbar sind. Hatte entsprechend ein Semester intensiv im Ausland studiert. Jedenfalls sind die Voraussetzungen von Institut zu Institut sehr unterschiedlich. Bei mir warens damals 1,500 Stunden.

      Ich vermute, Krankenkassen sind der Hauptgrund dafür. Sie taten sich ja schon lange sehr schwer damit, Verhaltenstherapie bürokratisch erfassbar zu machen. Da braucht eine eher anarchistische, weniger "pathologisierende" Art der Therapie vermutlich viel länger.

    • Vor 9 Monaten

      Naja, wenn man dem deutschen System vertraut, dann geht es nicht so sehr um die bürokratische Erfassbarkeit einer Therapieform, sondern darum, ob sie hinreichend evidenzbasiert ist. Das scheinen entsprechende Gremien in diesem Land für den Gestalt-Ansatz (noch) nicht so zu sehen. Wobei ich (noch aus dem Seminar dazu im Rahmen meiner Ausbildung) meine, dass zumindest der EFT-Ansatz von vor allem Greenberg durchaus systematisch beforscht wurde und dass auch Wirksamkeit gefunden wurde. Oder würde man das gar nicht der Gestalt-Schule zuordnen?

    • Vor 9 Monaten

      Danke Ragi und Duri!
      Nominiere an der Stelle btw Duri für den Neunutzer des Jahres 2023, ma vormerken.

    • Vor 9 Monaten

      Es gibt diesen "Award" tatsächlich? :D

    • Vor 9 Monaten

      J@@, hab nur gerade den korrekten Titel nicht parat :D Evtl war es auch der "Angenehmste Neuzugang" oder so, Gleepi ist da der Gralshüter.

    • Vor 9 Monaten

      ... der könnte btw auch mal wieder von sich lese lassen :(

    • Vor 9 Monaten

      @Duri: hier sind die Ergebnisse der letzten Ausgabe:
      https://www.laut.de/News/Lesercharts-Eure-…

    • Vor 9 Monaten

      Was für ein geiler Riesenaufwand ist DAS denn eigentlich?? :D
      Und wo zur Hölle wird wie abgestimmt?
      Viel zu gut ey...

    • Vor 9 Monaten

      Feurigste Romanze:
      Yannik Gölz ♥ Kernschrottmucke

      Immer noch sehr groß und sehr witzig, imho :D

    • Vor 9 Monaten

      Nun, der Abstimmungsprozess ist da ja auch zu sehen, alles ganz normal und gesittet zugegangen:
      https://www.laut.de/News/Lesercharts-Eure-…

    • Vor 9 Monaten

      Es gibt ein FORMULAR!!1eins!elf

      Bin ein bisschen wuschig jetzt... Immer zum Jahresende, ja? Da muss ich mich aber mühen, hier wirklich auch aktiv genug zu bleiben, um wenigstens aktives Wahlrecht beanspruchen zu können :D

    • Vor 9 Monaten

      Ich bitte darum, ich hab bereits paar Gromky-Wetten am laufen, wann und in welche Richtung sich deine Antwortmuster verändern, sobald du erstmals Zeuge diverser klassischer, wiederkehrender Ragismen wurdest.

      Davon unabhängig auch hier nochmal der Hinweis, dass Ragebaiting nach einem kürzlich erlassenen Altvorderenbeschluss nur noch denjenigen (angestammten) muppets gestattet ist, die die Rage bereits ausdrücklich im Nutzernamen tragen. Das schliept Fakes aller Abstufungen aus. Initiativbewerbungen, wie aktuell wieder gehäuft in anderen Freds beobachtbar, sind entsprechend zwecklos, die Planstellen sind auf unbefristete Zeit besetzt.

      Derartige Beiträge finden darüber hinaus keine Berücksichtigung in den Einzelkategorien der diesjährigen laut.de-Awards, wie bspw. "Fake Troll des Jahres".

    • Vor 9 Monaten

      Ich werde schon wieder rot, mein Lieber!

      Aber lass Du besser endlich mal lesen jetzt, was Du zu SSRIs so meinst - Interessiert mich wirklich! :kiss:

    • Vor 9 Monaten

      Ich bin nur Pseudologe, mein Lieber. Jemand, der sich über die längste Zeit überwiegend erfolgreich als etwas oder jemand auszugeben versteht, der oder das er nicht ist. Sollte dir im Psychostudium begegnet sein, der Begriff. Hab ich zumindest mal in nem interdisziplinärem Stuhlkreis gehört.

      Für alles andere außer dem schabernäckischen Tagesgeschäft ist mir meine (freie) Zeit (momentan) aber eindeutig zu lieb.

    • Vor 9 Monaten

      Work-Life-Balance, richtig gut! Das finde ich ja geradezu phantastica :)

      Hast Du einen (halben) Sitz wohl?

      Bei mir warn die Medis halt paar Jahre schon Teil des Tagesgeschäfts, weil die ärztlichen Kolleginnen und Kollegen zwar regelhaft aufgeklärt (oft per Zettel lesen und unterschreiben lassen), aber nicht so richtig Edukation betrieben haben.

      No hate in diesem Kontext, die hatten und haben halt auch oft einfach die Zeit nicht. Nur war es so für mich schon wichtig, zumindest paar Grundlagen zu den gängigsten Präparaten zu kennen.

    • Vor 9 Monaten

      "https://www.laut.de/News/Lesercharts-Eure-…

      In dem Zusammenhang möchte ich monieren, dass ich immer noch auf die Kontaktdaten von Dieter Nuhrs Mutter warte.

    • Vor 9 Monaten

      Ach Mensch, ich wollte hier eigentlich schreiben, dass ich seit einigen Jahren nur noch als Freelancer im Großraum München arbeite, nachdem mich meine indisch-englische Ehefrau sowie unser Kind in UK gebannhammert bzw. gecancelt hat, und dass mein letzter Auftrag die Projektleitung für die Spielentwicklung bei einem großen Online-Casino mit maltesischer Lizenz war. Es ging hauptsächlich darum, dass Flow-Erlebnis der einzelnen Spielsysteme zu optimieren, um das Suchtpotential der Spieler*innen optimal auszuschlachten... aber Duri ist so ein gottverdammter Fach-Charmebolzen... :D

      Sagen wir mal so: Während des Studiums und der Kliniktätigkeit hatte ich lange den Anspruch, die meisten der mich umgebenden Ärzt*innen fachlich nicht nur das Wasser reichen, sondern sie regelmäßig bitten zu können, mir ma eben schnell ein Glas voll zu holen. Vermutlich bedingt durch ein paar junge Ärzte in Fachausbildung, die mich früh im Studium während eines freiwilligen Wahlpraktikums aufgezogen haben, warum ich meinen Plan nicht von medizinischer Seite her aufziehe "wie ein echter Kerl" und mich stattdessen selber "ein Leben lang zum Psycho-Schoßhündchen der Ärzte degradiere, was sich im klinischen Umfeld wie ein Medikament an- oder absetzen" ließe. Passend dazu hatte die Klinik einen Chefarzt, der während der Vorbesprechung zur Visite bei den Neuzugängen immer meine Mentorin fragte: "Und? Spricht er/sie?", gleich nachdem er die Ergotherapeutin gefragt hatte: "Und? Malt oder bastelt er/sie was?"

      ...wenn ich heute so eure theoretischen Austauschthreads oder einfach nur den nächsten Credible Hulk-Beitrag von CAPSi oder Gleepi lese frage ich mich schon des Öfteren: "Junge, stumpfst du hart ab in der Niederlassung, oder was?!" - was ja durchaus nicht unwahrscheinlich ist, wenn du dir deine Leute sowie das wöchentliche Kontingent selber aussuchen kannst und vielleicht noch 2 mal im Jahr auf ner Pseudo-Fortbildung zur Kontaktpflege in irgendwelchen Gartenanlagen von Parkhotels gammelst.
      Hinzu kommt ja nun mal zweifellos, dass in der ambulanten PT oft ganz anderes Klientel auftaucht (u.v.a. dabei bleibt) als bspw. in der allgemeinen Psychiatrie. Medis haben viele von ihnen begleitend und ich bin auch immer noch großer Fan der Kombitherapie (bzw. halte sie zur Behandlung diverser Störungsbilder selbstredend für (temporär) völlig unabdingbar), auch wenn die Vernetzung zwischen Psychiatrieambulanz und ambulanten PTn dafür zumeist noch immer viel zu dürftig ausfällt (was auch an mir liegt, da ich oft zu bequem bin für die Extrameile, respektive den fallspezifischen kollegialen Austausch, und das eher mit den Leuten selbst thematisch angehe wenn ich das Gefühl bekomme, da könnte was rein/raus bzw. mehr/weniger, und sie das dann selbst in die psychiatrischen Ambulanzen tragen, wenn sie das auch so empfinden.

      Ich möchte an der Stelle auch nochmal los werden, dass ich nicht grundsätzlich und prinzipiell was gegen Ragi ab. Ich merke selbst, dass er sich im Rahmen seiner Weiterbildung mächtig reingekniet hat ins Fach und definitiv über das in einer GT-Ausbildung verlangte Maß reingelesen / diskutiert hat. Als Musiker genießt er eh meinen uneingeschränkten Respekt, geschmackliche Überschneidungen sind nach wie vor reichhaltig. Und dann gibt's da halt diese anderen Nuancen seines hiesigen muppets, die ich jetzt eigentlich gar nicht explizit umreißen will, um dir Gelegenheit zu geben, dir ein eigenes Bild von ihm zu machen...

      [SPOILER]
      ...aber die lassen mich schon ab und zu kopfschüttelnd, in die Tischkante beißend, doch mit dem immerhin ruhigen Sicherheitsgefühl im Bauch zurück, dass es zumindest mal momentan noch nicht so ist, dass sich jeder eloquente und zeitweise unverhältnismäßig übermäßig von der Richtigkeit seiner subjektiven Meinung überzeugte Philo-Student nach dem Abschluss denken kann: "Ja, geilo, mach ich jetzt halt ma 10 Monate GT-Fortbildung in Vollzeit und atz mich danach bequem approbiert ins gesetzliche Kassensystem".

    • Vor 9 Monaten

      Der spekulative Teil, der mich und meinen therapeutischen Weg betrifft, ist natürlich banane, und wird ignoriert.

      Aber logo - in einer psychatrischen Klinik ist idR. kaum eine tiefgreifende Therapie möglich. Alle Abneigungen, die ich gegen diese Einrichtungen habe, habe ich seltenst gegenüber dem Personal, denn das hat kaum Möglichkeiten, anders zu handeln. Hier geht es meist um schnellstmögliche Linderung sehr akuter Beschwerden, in Kurkliniken ggf. mal um etwas dezent Mittelfristigeres. Das hat seine Wichtigkeit und seinen Platz.

      Und es ist etwas sehr Anderes als eine nachhaltigere und grundsätzlichere Therapie wie sie eben die klassischen Gesprächstherapeuten verfolgen. Auch wenn ich meine Probleme mit VT und Analyse habe, so versuchen die besseren Therapeuten unter ihnen immerhin, einem Leidenden zu Kontakt zu sich selbst zu verhelfen.

      Entsprechend bin ich entsetzt darüber, wie die BRD beschließt, mit Menschen mit psychischem Leiden umzugehen. Ich war jahrelang täglich zu Gast in einer Klinik, und hatte seltenst das Gefühl, daß dort Menschen langfristig geholfen wird. Vorgaben der Krankenkasse scheinen zu reichen. Hauptsache, es gibt eine geringere Gefahr der Fremd- und Selbstverletzung. Hauptsache, man hat schnell eine Diagnose und einen (im Bestfall dezent von den Standards abgewandelten) Medikamentenplan. Laut Personal waren 90% der Patienten schon seit 10 Jahren immer wieder da. Grundsätzliche Gespräche, grundsätzliche Pläne, wie mit ihnen zu verfahren ist, hatten sie nie bekommen. Offenbar hatte auch kein Therapeut ernsthaft die Augen aufgemacht, was mit ihnen überhaupt Sache ist.
      Ja, logo, kann eine Ausnahme sein (auch wenn ich in Varianten von anderen Orten ähnliches mitbekam). Aber daß diese Ausnahme überhaupt möglich ist, reicht schon für meinen gerechten Zorn.
      Noch mal: Ich will pauschal keinen Angestellten etwas Böses, und auh Medikamente haben ihren Platz. Aber es wäre für mich absolut krank anzunehmen, das sei halt normal und in Ordnung so wie wir beschlossen haben, mit einigen der Schwächsten der Gesellschaft umzugehen.

      Ach ja: Wenn hier tatsächlich "Altvordere" Beschlüsse getroffen haben, freut mich das sehr. Mit gelegentlich unnötig giftigen Aussetzern von Caps oder Dir, stelle ich jedenfalls fest, daß das Gesprächsklima viel besser geworden ist, und Rudelbildungen oder neurotische Drängereien zum Widerspruch nachgelassen haben. Win-win für beide, mehr Raum für Austausch :)

    • Vor 9 Monaten

      Nix VT, TP4life hier, poi. ;)

    • Vor 9 Monaten

      Eeeeeeyo... Mit TP kann ich definitiv mehr anfangen als mit PA und VT. Props!

    • Vor 9 Monaten

      Ich küsse eure Augen, Bros! :kiss:

      Was wir hier für ein Spektrum abdecken und sogar mehr oder weniger friedlichen Austausch an den Tag legen!
      Auch wenn die BRD-GmbH natürlich mittelfristig eh alles unter "meinem" und dem "einzig wirksamen" Verfahren zusammenfassen wird ;)

      Ansonsten wieder mal way too many lohnende Anknüpfungspunkte, um hässlich auf dem Smartphone zu antworten, während ich auf die Fähre warte.

      Nur so viel:
      Ich habe sowohl in der Zusammenarbeit mit Ärztinnen und Ärzten als auch im Hinblick auf die Frage, ob / wie in der Akutpsychiatrie langfristig sinnvolle Therapiepläne erstellt und zumindest begonnen werden offenbar deutlich bessere (Teil-) Erfahrungen gemacht, als ihr. Es geht also! Aber sicher und leider nicht überall und immer, klar.

    • Vor 9 Monaten

      "Fach-Charmebolzen" schreibt er... Mein ZNS überhitzt ja bald von den ganzen Serotoninausschüttungen! (scnr :D)