Er schrieb Songs für Janis Joplin und Johnny Cash und galt als Lyriker der Americana-Bewegung: Nun ist Kristofferson auf Hawaii gestorben.
Maui (phk) - Kris Kristofferson ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Wie seine Familie mitteilt, starb der amerikanische Country-Sänger am Samstag "friedlich in seinem Haus" auf Maui/Hawaii. Er war hierzulande in erster Linie als Schauspieler bekannt ("Pat Garrett jagt Billy The Kid", "Planet der Affen", "A Star Is Born"), einige seiner Songs brachten andere Interpreten zu Weltruhm und machten ihm zum Lyriker der Americana-Bewegung.
1970 schreibt Kristofferson "Me And Bobby McGee" für Janis Joplin, kurz nach deren Tod erreicht der Song die Spitze der Charts. Dadurch kommt auch Kristoffersons selbstbetiteltes Debütalbum in die Schlagzeilen. Elvis Presley nimmt Kristoffersons Songs "For The Good Times" und "Help Me Make It Through The Night" auf, Johnny Cash erhält "Sunday Morning Coming Down", das ihm der ausgebildete Hubschrauberpilot der Legende nach mit dem Helikopter vorbei bringt. Dem "Man In Black" bleibt Kris stets eng verbunden, beide gehen ihren alternativen Weg durch Nashvilles Country-Szene.
Bei Kristofferson, dessen Name sich von seinem schwedischen Vater ableitet, führt der Weg über eine Reihe christlich geprägter Alben mit anspruchsvollen Texten. Wie sollte es anders sein, immerhin studierte er Literatur und bringt sein Faible für prägnante Zeilen und pointierte Lebensweisheiten ein. Die Song- und Albumtitel referieren gerne auf den Teufel ("The Silver-Tongued Devil And I") oder den Steinbock Jesus ("Jesus Was A Capricorne"). An seiner Seite trällert in den 70er Jahren Ehefrau Rita Coolidge. Ihre tiefe Stimme findet ihren Platz neben seinem noch tieferen, vom Alkohol gezeichneten Organ. Sein Konsum setzt der Ehe 1980 ein frühes Ende, Kristofferson wendet sich verstärkt dem Filmgeschäft zu. Dort muss er auch Niederlagen einstecken. Im immens teuren, 225 Minuten langen Historien-Schinken "The Heaven's Gate" spielt er neben Christopher Walken einen Sheriff. Das Projekt floppt und wird schon nach einer Woche aus den Kinos genommen.
1984 gründet er mit Cash, Willie Nelson und Waylon Jennings die Country-Supergroup The Highwaymen. Alle Musiker haben zu dieser Zeit Probleme Gehör zu finden, das Country-Genre gilt als tot. Der Zusammenschluss ihrer klangvollen Namen lässt dennoch aufhorchen, ein Kritiker nennt sie den Mount Rushmore der Country-Musik. Im Film "Stagecoach" agieren die Vier auf der Kino-Leinwand, das Debütalbum "The Highwaymen" erreicht die Spitzenposition der Country-Charts, findet außerhalb der Szene aber kaum Gehör. Erst 1990 geht das Quartett gemeinsam auf Tour. Der 91-jährige Nelson ist das letzte noch lebende Mitglied der Highwaymen.
Als politisch links stehender Typ, der in Kalifornien in den Fünfzigern zur High-School ging und zur Hochphase der Beatniks Literatur studierte, sympathisiert Kristofferson mit der Sandinisten-Bewegung in Nicaragua. Bürgerrechte liegen ihm sehr am Herzen, dem Bürgerrechtler Jesse Jackson widmet er später ein Lied, singt auch über Nelson Mandela. Seine Soloplatten in den 80ern fügen sich dem Zeitgeist an: "Third World Warrior" und "Repossessed" fahren üppig Keyboards auf, mit seiner Band The Borderlords rückt er in die Nähe der Dire Straits. Sie zählen zu seinen künstlerisch anspruchsvollsten Werken. In den 1990ern nimmt Kris nach den verheerenden Anschlägen auf Asylunterkünfte beim Hamburger Event "Künstler gegen Rassismus" teil, das im Fernsehen übertragen wird. Mit Deutschland verbindet den Singer/Songwriter seine Stationierung als GI in den Sechzigern im rheinland-pfälzischen Bad Kreuznach.
Im Laufe seiner Karriere bringt es Kris Kristofferson auf rund 100 Kino- und Fernsehrollen. Sein letztes Album "Feeling Mortal" verweist bereits darauf, dass er geistig abbaut. Sein Erinnerungsvermögen lässt nach, sogar Alzheimer wird vermutet, aber nie diagnostiziert. 2018 tourt der begnadete Mundharmonika-Spieler und Gibson-Gitarrist nochmal groß um die Welt und stattet auch Deutschland einen Besuch für eine ordentliche Reihe an Gigs ab. Während der zweiten Corona-Welle muss er jedoch in ein Pflegeheim auf Hawaii aufgenommen werden. Kristofferson erhielt mehrere Grammys und einen Golden Globe. 2004 wurde er in die Country Music Hall of Fame aufgenommen.
Die Inschrift auf seinem Grabstein hatte Kristofferson vor Jahren auch schon gefunden - beim Kollegen Leonard Cohen: "Like a bird on the wire / Like a drunk in a midnight choir / I have tried in my way to be free."
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Legende!
Guter Mann. R.I.P.