laut.de-Kritik
Wechselbad der Gefühle - zwischen lau und handwarm.
Review von Dani FrommEs hört nie auf. Ist der Feind zur Strecke gebracht, ziehen die Drehbuchautoren, schwupps, dessen Bruder aus dem Hut, der selbstredend auf Vergeltung sinnt. Die Jagd kann weitergehen, sie muss weitergehen, und das obwohl einer der Hauptdarsteller noch vor Abschluss der Dreharbeiten ums Leben kam. Paul Walker starb - oh, the irony! - bei einem Unfall in seinem Sportwagen. Too fast, too furious bis zuletzt.
Klar, dass man diese Tragik einem "Fast & Furious"-Streifen am Ende nicht mehr anmerken darf. Noch klarer, dass der zugehörige Soundtrack genauso aufs Gas drücken muss wie die zu erwartenden Bilder. Über die kann man zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nur Vermutungen anstellen: "Furious 7" läuft erst am 1. April in den hiesigen Lichtspielhäusern an.
Kevin Weaver und Mike Caren, die die Musik dazu zusammengestellt haben, scheinen jedenfalls nicht zu wissen, wo (braucht im "Fast & Furious"-Kosmos ohnehin kein Mensch) das Bremspedal ist. Genauso wenig das Label, weswegen sie besagten Soundtrack wohl auch schon knapp zwei Wochen vor dem Kino-Start auf die Strecke schicken.
Wie die ausgewählten Titel mit Story und Atmosphäre des Films harmonieren, lässt sich so natürlich vorerst schlecht beurteilen. Ohne rasant bewegte Bilder aufgetischt, wirkt die Ansammlung von Tracks halt genau so: wie eine Ansammlung von Tracks. Teuer im Breitwandformat produziert zwar, aber scheinbar ohne nachvollziehbaren Sinn und Verstand über- und durcheinandergewürfelt.
Die Liste von Urhebern und Interpreten platzt zwar schier vor Charts-Prominenz und aktueller Angesagtheit. Das tun "The Dome"- oder "Bravo Hits"-Compilations aber ebenfalls. In etwa so nachhaltige Spuren hinterlässt "Furious 7", die CD, dann auch: Mehr als die husch-husch verblassende Erinnerung an ein soeben überstandenes Wechselbad der Gefühle bleibt nicht hängen. Ein Wechselbad zwischen lau und handwarm, wohlgemerkt. So richtig granatenschlecht ist nichts, das Wow-Gefühl überkommt einen aber auch nirgends.
Wenn sich gleich zu Beginn Kid Ink, Tyga, Wale, YG und Rich Homie Quan gegenseitig das Mic aus der Hand nehmen, haben Hip Hop-Fans eher wenig zu mäkeln. "Off-Set" von T.I. und Young Thug, der wahrhaft furiose Aufmarsch, den Juicy J, Kevin Gates, Future und Sage The Gemini in "Payback" zelebrieren, oder, etwas oldschooliger, weil älter, DJ Shadows "Six Days (Remix)" bedienen die kopfnickende Klientel weiter tadellos.
Über Lil Jons "Turn Down For What" brauchen wir ohnehin keine Worte mehr zu verlieren. DJ Snake, auf dessen Konto dieser irrwitzige Abriss geht, hat für "Furious 7" allerdings noch eine zweite Nummer in petto: "Get Low" mit Dillon Francis und auf ein Minimum reduziertem Text zwischen der quäkenden Bläsermelodie. Das macht Spaß und funktioniert unter Garantie in jedem Club, auch wenn Snake die verwendeten Spannungsbögen in der Rave-Mottenkiste gefunden haben muss. Egal! Man sucht ja wirklich nicht immer und überall Begleitmusik zur Hirnakrobatik.
Völlig abgeschossen muss sich aber die Lady haben, die im Jahr 2015 noch auf den Uralt-Spruch anspringt, den Prince Royce in "My Angel" absondert: "I cannot believe my eyes ..." Stopp. Nein. Bitte. Sags nicht! Sags nicht!! Er sagts trotzdem: "Did you fell from the skies?" Hätte er sich gleich des Spanischen bedient statt erst in der letzten Strophe: Die Ranzigkeit dieser Phrase wäre mir möglicherweise entgangen.
Noch schwerer fällt es, das grusige Lambada-Feeling zu ignorieren (die Älteren werden sich erinnern), das sich in "Ay Vamos" oder "Meneo" ausbreitet. Man wähnt sich ruckzuck in eine Touri-Nepp-Disco katapultiert. Bailando, bailando. Hilfe, ich will hier raus!
"Blast Off" klingt zum Ausgleich dafür wieder nicht halb so schlimm, wie der dabei stehende Name befürchten lässt. Der verlorene Vokalist wirkt zwischen David Guettas ganzem Synthie-Gepose und dem ollen Van Halen-Riff zwar, als könne er nur mit äußerster Mühe bis drei zählen. Was allerdings durchaus am einfallslosen, schamlos auf Funktionalität im Großraumclub angelegten musikalischen Umfeld liegen könnte. Sevyn Streeters "How Bad Do You Want It (Oh Yeah)" stieß mir zuvor wesentlich saurer auf. So bad, so absehbar und so autogetunet hätte ich es eigentlich nicht gewollt. Zum Glück entschädigen fast unmittelbar im Anschluss Wiz Khalifa und Iggy Azalea mit der wieder höchst ordentlichen Nummer "Go Hard Or Go Home".
(Warum-auch-immer) Hitproduzent J.R. Rotem jagt Skylar Grey am Ende noch mit "I Will Return" in den Ring: bocklangweilige Abspannmucke, bei der man schon während der ersten Töne der Strophe haargenau weiß, wie sich gleich der Refrain aufblähen wird. Und siehe: Genauso kommt es, mit wichtigtuerisch stapfendem Bass. Die Verheißung der nächsten Fortsetzung trägt die Nummer bereits im Titel.
"See You Again"? Gut möglich. Als Untermalung des Films dürfte "Furious 7" seinen Zweck zufriedenstellend erfüllen, auch zur Begleitmusik für mehr oder weniger rasante Autotouren taugt der Soundtrack durchaus. Dabei sollte man sein Hirn ja ohnehin nicht zu sehr anderweitig beanspruchen. Eigentlich genau wie im Action-Kino. Ihr Automobilclub empfiehlt: Hände ans Steuer, Augen auf die Straße. Gute Fahrt.
3 Kommentare mit 5 Antworten
Musik für den Lautuser.
Wird der Joke nicht mal irgendwann langweilig, hm? Außerdem hat der lautuser einen ziemlich guten Musikgeschmack und findet von diesem Soundtrack bestimmt nicht alles gut, whut!
Das ist keine Mucke für den lautuser.
glaube auch wirklich nicht das lautuser das gut findet. danke craze
Musik für den lautuser ist ewiggestriger Scheissdreck wie Fanta 4, Max Herre und Samy Deluxe.
schade ist Pitbull schon wieder nicht drauf
zu scheiß filmen passt scheiß musik im allgemeinen ganz gut, drum ist hier die musik richtig gewählt und dem kontext entsprechend 3 sumopunkte wert.
ansonsten frag ich mich warum so sauviele leute so drecksfilme mögen und wer 2015 noch david guetta und lil john hört
Das sind die gleichen Leute, die die Orsons mit 5 Punkten bewerten.