laut.de-Kritik

Als wollten sie das gesamte Publikum umarmen ...

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Ist es tragisch, dass sich die meisten Menschen vier Jahre nach dem Debütalbum nur an die erste Single erinnern können? Ihnen vielleicht gerade noch einfällt, dass es sich hierbei um eine Band handelt, in der sich ein Ire befindet, der sich irgendwann mal in den Breisgau verirrte? Vielleicht nicht, wenn die erste Live-Platte dieser Band mit einem blubbernden 80er Stadionrock-Intro beginnt, das höchstens im 80er-Musical "Linie 1" noch Anerkennung finden könnte. "C'mon" schreit Rea, und schon geht's mit "Stripped" richtig los.

Der Song ist nicht schlecht gedacht, doch wieso diese zitternden Gitarren? Diese störrische Keyboard-Line? Das ist zu aufdringlich. Auf "Swim" tönt Rae mit kratziger Rock-Röhre zu Stadion Rock-Sound. Dieser zieht sich auch durchs Album. Zu großen Gesten wird auf "Star" ausgeholt. Im Refrain hört sich der Frontmann an, als würde er mit seinen Armen ausholen und das gesamte Publikum umarmen wollen. Ihr seid alle meine Stars? Ach nein, "I'm a shining star". Immer wieder schreit er dem anhaltenden Applaus ein "Dankeschön" entgegen. Schickt auch gerne Mal ein "Das war schön, ne?" hinterher.

Ist das jetzt peinlich? Selbstbeweihräucherung? Unsympathisch? Auf jeden Fall für dieses Live-Album unpassend. Mit "Strong" kommen dann die Streicher, es wird leise und romantisch. Und man muss kein Musikexperte sein, um spätestens hier sagen können: Rae ist ein Profi. Singt ohne Kiekser und Ausfälle, redet ein bisschen mehr als die Standard-Dankeschöns mit dem Publikum, erzählt mal ein kleines Geschichtchen zum Song.

Viel Zeit zum Nachdenken bleibt nicht. Es kommt das Lied, bei dem sich jeder fragen muss: Können sie es noch hören? Richtig motiviert hört sich die Live-Version von "Supergirl", die Rea seiner Mutti widmet, dann auch nicht an. Verständlich, immerhin haben sie diesen Song auf frühen Konzerten manchmal zwei- bis dreimal gespielt.

An der Professionalität der Künstler ist genau so wenig zu zweifeln, wie an der Begeisterung der Fans beim Konzert im sehr großen Kölner Palladium. Man könnte der Band ein bisschen zu viel Routine und daraus resultierende Eintönigkeit vorwerfen. Aber das liegt wohl nicht an der Live-Aufnahme, sondern an der nur schleichenden Weiterentwicklung Reamonns seit ihrem ersten Super-Hit. Das Publikum feiert sie trotzdem.

Trackliste

  1. 1. Stripped
  2. 2. Swim
  3. 3. Star
  4. 4. Strong
  5. 5. Supergirl
  6. 6. Place Of No Return (In Zaire)
  7. 7. Promised Land
  8. 8. Pain
  9. 9. Life Is A Dream
  10. 10. Josephine
  11. 11. Beautiful Sky
  12. 12. Alright
  13. 13. Sunshine Baby - feat. Maya

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