laut.de-Kritik

Powerchords, eingängige Hooks und Refrains für die Massen.

Review von

Running Wild-Kapitän Rolf Kasparek hat noch nie motivierendes Schulterklopfen von außen benötigt, um sein eigenes Schaffen gutzuheißen. Das ist ja auch erst einmal keine schlechte Eigenschaft. Nicht umsonst stehen gerade im Musik-Biz eher die Künstler breitbeinig an vorderster Front, die über ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein verfügen. Auch das neueste Schaffen "Shadowmaker" ist nach Aussage des Metal-Veteranen mit ausnahmslos erhabenem Material gesegnet.

In der Vergangenheit sahen das viele Fans etwas anders, und so hat der gute Rolf die Schwermetall-Pole Postion schon seit Jahren aus den Augen verloren. Sieben Jahre nach dem letzten Hochsee-Fiasko "Rogues En Vogue" kehrt "Starkstrom-Jack Sparrow" Rolf Kasparek dieser Tage zurück und verblüfft die verbliebene Anhängerschaft zunächst einmal mit grundlegenden thematischen Änderungen.

Rasselnde Säbel und fransige Lederhosen haben auf "Shadowmaker" weitestgehend ausgedient. Stattdessen prangt ein D-Movie-Darth Vader-Schädel auf dem Cover, der mit kreativem Design der Neuzeit ungefähr so viel zu tun hat wie Wacken mit dem ZDF-Fernsehgarten.

Ganze zwei Songs ("Riding On The Tide", "Sailing Fire") beschäftigen sich inhaltlich mit altbekannten Inhalten rund um triefend nasse Augenklappen und Seeschlacht-erprobte Holzbeine. Ansonsten präsentieren sich Kaspareks Lyriks anno 2012 vielfältiger denn je. Zwischen Party-Aufforderungen ("Piece Of The Action", "Me & The Boys"), Endzeit-Prophezeiungen ("Black Shadow", "Into The Black") und autobiografischen Anekdoten ("I Am Who I Am") finden Kaspareks Themen ihren Höhepunkt im abschließenden "Dracula".

Auch musikalisch tanzt das Album auf mehreren Hochzeiten. Mit "Piece Of The Action" und "Riding On The Tide" eröffnen zwei melodische Midtempo-Rocker den Reigen. "I Am Who I Am" erhöht die Schlagzahl, ehe das stampfende "Black Shadow" eher im Schritttempo daherkommt. Rock'n'Rolf weiß noch, wie es geht, keine Frage. Abgedämpfte Powerchords, eingängige Hooks und Refrains für die Massen. Es gibt Szene-Kreise, wo derart antiquiertes Starkstrom-Gepumpe fernab vom Zeitgeist immer noch mit Löffeln gefressen wird.

Leider wird dem nicht mit Scheuklappen behafteten DieHard-Fan der Zugang zum Material aber nicht nur erschwert, sondern fast schon unmöglich gemacht. Schuld daran ist Herrn Kaspareks Faible für Sounds, die Clawfingers Robo-Crossover Anfang der Neunziger wie von Kinderhänden eingespielt klingen lassen.

Steril, monoton und blutleer: wer oder was auch immer diese "Drums" eingespielt hat, glänzt mit der Variabilität einer Techno-Bassdrum. Auch die sich permanent auf einem Volume-Level bewegende Gitarrenarbeit zwingt den Hörer spätestens nach der eher zwiespältigen Slade-Hommage "Me & The Boys" zum Einlegen einer etwas längeren Hörpause.

Warum der Running Wild-Mastermind sich seit geraumer Zeit dagegen verwehrt, eine funktionierende Band mit in die Studioarbeit zu involvieren, ist und bleibt ein Rätsel. Da hilft dann am Ende auch kein Song wie "Dracula" mehr, der mit ungewohnt differenzierter Songwriting-Struktur überzeugt. Denn viele empfindliche Ohren werden gar nicht erst bis zum Ende durchhalten.

Trackliste

  1. 1. Piece Of The Action
  2. 2. Riding On The Tide
  3. 3. I Am Who I Am
  4. 4. Black Shadow
  5. 5. Locomotive
  6. 6. Me & The Boys
  7. 7. Shadowmaker
  8. 8. Sailing Fire
  9. 9. Into The Black
  10. 10. Dracula

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