laut.de-Kritik
Trinkfreudige Schweinerocker auf der Überholspur.
Review von Kai ButterweckVor gut zwei Jahren brausten Scumbag Millionaire mit viel "Speed" im Hintern in Richtung Schweinerock-Olymp. Nun haben die Göteborger Rotzrocker ihr zweites Studioalbum "Poor And Infamous" im Gepäck. Und wieder geht es nur in eine Richtung. Die trinkfreudigen Skandinavier ziehen ihren energiegeladenen "Action-Punk"-Stiefel gnadenlos durch und schauen beim Rocken im Windschatten von alten Backyard Babies-Erinnerungen weder nach links noch nach rechts.
Gleich zu Beginn schnellt der Puls in die Höhe. Kurze Powerchord-Zuckungen ebnen den Weg für einen wilden Retro-Trip. Ein hymnenhafter Auftakt mit Turbonegro-Verweisen ("Demi God") und ein dreckiger Speedrocker, der klingt, als hätten die Jungs von Gluecifer ein paar Bier zu viel im Tank ("Inferno"): Die ersten fünf Minuten sind noch nicht um, da läuft die Rotz'n'Roll-Party bereits auf Hochtouren.
Auch in der Folge lassen Scumbag Millionaire das Bremspedal weitestgehend außer Acht. Während sich Shouter Max an vorderster Front die Seele aus dem Leib röhrt, zünden die Kollegen im Background ein Riff-Feuerwerk nach dem anderen. Hinzu kommt ein punktgenaues Rhythmusspiel, das an Zugkraft und Dynamik keine Wünsche offen lässt. Wahlweise im stampfenden Midtempo-Modus ("You Had It Coming", "Put A Price On My Soul", "Highway Blues") oder aber auf der Überholspur ("Cashing Dawn", "Desperado", "Trouble City") lassen es Scumbag Millionaire von der ersten bis zur letzten Minute krachen. Wenn der schleppende Rausschmeißer "One For The Road" nach einer guten halben Stunde schließlich den Deckel draufmacht, sinkt der Hörer im Hellacopters-Shirt zufrieden in die Couch und wischt sich den Schweiß von der Stirn.
Alles gut? Naja, fast. Abgerundet mit eingestreuten Orgelläufen und weiblichem Gospel-Background zieht "Poor And Infamous" zwar spielend leicht an seinem phasenweise etwas zu hölzernen Vorgänger vorbei. Was den Schweden aber noch fehlt, ist ein Gespür für nachhaltige Harmonien. Schlussendlich packt einen mehr die Energie des Gesamtpakets als einzelne Songs. Sollte man das in Zukunft noch besser ausbalancieren, könnte man über den Albumtitel vielleicht bald nur noch schmunzeln.
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