laut.de-Kritik

Triumphieren, lügen und begehren ... mit der Trompete.

Review von

Sebastian Studnitzky eröffnet "Memento" mit einzelnen, offenen Piano-Akkorden. Nur langsam bildet sich daraus eine weiche, elegische Melodie. Zu Kontrabass und Streichern beginnt sie, in die Weiten der Improvisation auszubrechen. Bis Studnitzky letztendlich zu seinem eigentlichen Instrument, zur Trompete greift. Mit ihr kann er weinen, triumphieren, lügen, begehren und sich vor den finsteren Schatten fürchten. Keine Emotion scheint ihm fremd.

Mit Mitgliedern des Reykjavik Philharmonic Orchestra vereinigt der studierte Musiker auf "KY - The String Project" Klassik und Jazz mit elektrischen Verfremdungen. Mit der Liebe zum Detail schafft er minimalistische Erinnerungen oder wehmütige, nebelverhangene Bilder.

Langsam ergänzen Orchester und ein tröpfelndes Klavier die in "Layers" zuerst noch für sich stehende Trompete. Pausen und die Stille gehen als beste Freunde mit Studnitzky Hand in Hand. Mit ihrer Hilfe baut er gekonnt Dramatik auf. Das schemenhafte "Grandola Revistes" begleitet Paul Klebers tiefer, kraulender Kontrabass, während sich orakelhafte Streicher näher und näher an ihr Opfer schleichen.

In "Structures" (Part 1 & Part 2) taumeln die Arrangements wild um sich, drohen die Bodenhaftung zu verlieren. Violine, Trompete und Piano wechseln sich in verdichteten und meisterlichen Melodielinien ab. Spannungsgeladen und getrieben wankt der in zwei Stücke gerissene Track zwischen ungezügelten Echos und Effekten umher.

Mit "KY - The String Project" feiert Sebastian Studnitzky die Schwere, die Melancholie sowie die Verschrobenheit des Lebens. Die vollkommene Schönheit der Musik, in deren Mittelpunkt trotz des allgegenwärtigen Freiheitsdrangs immer Harmonie und Grazie stehen. Ohne Anbiederung lebt sein Werk ganz für den Moment.

Trackliste

  1. 1. Layers
  2. 2. Waves
  3. 3. Momento
  4. 4. Structures Part 1
  5. 5. Pads
  6. 6. Grandola
  7. 7. Revisited
  8. 8. Structures Part 2
  9. 9. High

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