laut.de-Kritik

Einzig Iggy bleibt ein bisschen unter seinen Möglichkeiten.

Review von

The Stooges are back! Die Helden unserer Jugend, Erfinder des rohen und ungezügelten Punkrocks, Schöpfer von solch unsterblichen Rockbomben wie "TV Eye", "Somebody", "Search & Destroy", "1969", "No Fun", "Real Cool Time" usw. usf. Es gab mal eine Zeit, da waren Hardcore- oder Grunge-Konzerte ohne Stooges-Cover als Zugabe undenkbar. Bullet La Volta, Mudhoney, The Cynics, Sister Ray, Cosmic Psychos, und wer auch immer sonst noch - alle haben sie auf diese Weise dem durchgeschossenen Detroiter Godfather Of Punk die Ehre erwiesen. Und zwar zu Recht.

Wenn so eine Band nach 25 Jahren Abstinenz in Originalbesetzung zurück kehrt, dann ist man natürlich gespannt. Wie werden die Stooges V 2.0 wohl klingen? So wie damals? Total anders? Irgendwie dazwischen? Und: Können die Asheton-Brüder, notorische Drogenköpfe und Vollfreaks vergangener Tage (man denke nur an Ron Ashetons Fantasie-Rock'n'Roll-Uniform inkl. eisernem Kreuz), überhaupt noch ihre Instrumente bedienen bzw. halten? Nun, offensichtlich können sie es noch.

Das wird sofort beim Opener "Trollin'" klar. Ein Iggy-typisches "Huargh" und los geht's. Ron Ashetons Gitarrensound ist angenehm oldschoolig fett verzerrt und Scott beballert die Schießbude wie zu seligen "Fun House"-Tagen. Einzig Iggy bleibt gesanglich doch ein bisschen unter seinen Möglichkeiten und nölt allzu routiniert seinen Part herunter. Ein Manko, das sich im weiteren Verlauf von "The Weirdness" durch fast alle Songs zieht. Mal mehr ("You Can't Have Friends"), mal weniger ("Passing Cloud").

Es kommt beinahe ein bisschen so rüber, als würde er angesichts der kaputten Vergangenheit der Stooges denken, er müsse absichtlich so rotzig und punky wie möglich klingen. Was angesichts seiner gesanglichen Qualitäten, die er auf den frühen Stooges-Scheiben im übrigen durchaus gerne zur Schau gestellt hat, mit Sicherheit die falsche Idee war. Und so klingt Iggy über weite Strecken des Albums wie eine schwache Kopie seiner selbst. L'Punk pour L'Punk.

Soundtechnisch hingegen gibt es nicht viel auszusetzen. Immer noch schön rough und ungebügelt klingen Klampfe und Schlagzeug und kommen dem Stooges-Sound vergangener Tage nahe, aber nicht zu nahe (wir erzittern heute noch im Gedenken an die Un-Produktion von "Raw Power"). Da hat Steve Albini mit spitzen Fingern und viel Feingefühl ein schönes Gleichgewicht zwischen altem Scheppersound und einer fetten, modernen Produktion gefunden.

Und so rocken sich die Gebrüder Asheton in altbewährter Manier durch die zwölf Songs, die allesamt ordentlich Druck entwickeln und einfach guter alter (neuer) Punkrock sind, nicht mehr und nicht weniger. Dennoch fällt schon beim ersten Durchhören auf, dass hier zwar solide gearbeitet wird, die letzte Inspiration, die einen ordentlichen Song von einem echten Hammer unterscheidet, auf "The Weirdness" leider nicht zu finden ist. Der, bzw. die echten Hits fehlen fast durchweg. Klar, einige der Songs wie z.B. "My Idea Of Fun", "Trollin'" oder das Saxophon geschwängerte "Passing Cloud" sind durchaus aller Ehren wert, doch insgesamt kommt keiner der Songs letztlich so richtig an die zahlreichen Highlights der Stooges 1.0 heran.

Und auch textlich gibt es auf "The Weirdness" kaum mal einen Moment, der wirklich an die Sternstunden Iggy'scher Stooges-Lyrik heranreicht ("Say Can You Feel It, Say Can You Feel It When You F*** Me - Ouuuuuhhhh I Feel Dirt ..."). Das passt dann schon irgendwie zu seinem insgesamt nicht ganz so brillanten Auftritt. So wie die Songs von der Dynamik her abgehen, habe ich durchaus berechtigte Hoffnung, dass die drei uns mit dem (hoffentlich) nächsten Album noch eine Mega-Monster-Stooges-Scheibe alter Couleur schenken. Mit "The Weirdness" sind die Jungs bereits auf dem Weg dorthin, doch bei weitem noch nicht am Ziel.

Trackliste

  1. 1. Trollin'
  2. 2. You Can't Have Friends
  3. 3. Atm
  4. 4. My Idea Of Fun
  5. 5. The Weirdness
  6. 6. Free&Freaky
  7. 7. Greedy Awful People
  8. 8. She Took My Money
  9. 9. The End Of Christianity
  10. 10. Mexican Guy
  11. 11. Passing Cloud
  12. 12. I'm Fried

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5 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    Hi, für mich sind die Stooges die größte Band des Rock´n Roll, umso mehr schmerzt es mich, dass sie mit dieser CD den größten Schmarrn ihrer Geschichte verbrochen haben, eigentlich das erste mal überhaupt. Das Album ist GROTTENSCHLECHT! Es gibt keinen guten Song drauf, es wird genudelt, genölt, gerumpelt, voll versagt eigentlich. Ich vermute: Iggy hat es gestunken, dass er sich 30 Jahre solo den Arsch aufgerissen hat, und alle haben nur immer gesagt, "ja, der Godfather of Punk, der Ex-Stooge, den finden wir natürlich ok, egal, was er macht" (ich ja auch), und jetzt sagen alle, "Wooooow, die Stooges sind endlich wieder da!". Und da hat er sich gesagt: "Jetzt mach ich der Sache endgültig ein Ende..." Vielleicht hat er´s ja unbewusst getan.
    Und um noch einen drauf zu setzen, sagte er zu Albini, "hör zu, Alter, misch das Ganze extra schlecht ab, gib den Drums den ganzen Bassanteil, und den Mike Watt, den will eh keiner hören, mach den ganz raus!". Gesagt, vertan! Mann, ich könnte Pogo nicht ZU, sondern AUF der CD tanzen!
    Gerd, www.myspace.com/chainrelease

  • Vor 15 Jahren

    also Enttäuschung? Klar, es ist nicht Raw Power, aber sicher auch nicht Chinese Democracy. Die Produktion ist fett (Albini ist Gott) und die Songs ebenso. Hör die ganze Platte jetzt auch nicht täglich, aber allein My Idee of Fun (is killing everyone) wäre es wert jeglichen Besitz für die Scheibe einzutauschen. Auf jeden Fall eine lohnenswerte Anschaffung. Die Platte braucht nur etwas Zeit

  • Vor 15 Jahren

    Und Ron Asheton ist nun nicht mehr dabei.

    R.I.P

  • Vor 14 Jahren

    @Gerd Rude (« Hi, für mich sind die Stooges die größte Band des Rock´n Roll, umso mehr schmerzt es mich, dass sie mit dieser CD den größten Schmarrn ihrer Geschichte verbrochen haben, eigentlich das erste mal überhaupt. Das Album ist GROTTENSCHLECHT! Es gibt keinen guten Song drauf, es wird genudelt, genölt, gerumpelt, voll versagt eigentlich. Ich vermute: Iggy hat es gestunken, dass er sich 30 Jahre solo den Arsch aufgerissen hat, und alle haben nur immer gesagt, "ja, der Godfather of Punk, der Ex-Stooge, den finden wir natürlich ok, egal, was er macht" (ich ja auch), und jetzt sagen alle, "Wooooow, die Stooges sind endlich wieder da!". Und da hat er sich gesagt: "Jetzt mach ich der Sache endgültig ein Ende..." Vielleicht hat er´s ja unbewusst getan.
    Und um noch einen drauf zu setzen, sagte er zu Albini, "hör zu, Alter, misch das Ganze extra schlecht ab, gib den Drums den ganzen Bassanteil, und den Mike Watt, den will eh keiner hören, mach den ganz raus!". Gesagt, vertan! Mann, ich könnte Pogo nicht ZU, sondern AUF der CD tanzen!
    Gerd, www.myspace.com/chainrelease »):

    Ich seh das fast genau wie du.
    Am schlimmsten ist Iggys "Gesang". Es klingt wirklich so, als ob er das Album und die Reunion sabotieren wollte.