laut.de-Biographie
Crematory
Von Fans verehrt, von der Presse irgendwie nie richtig ernst genommen. Dieses Schicksal verfolgt Crematory aus Mannheim seit ihrer Gründung. Ihren Ursprung hat die Band, als Drummer Markus Jüllich und Gitarrist Lothar 'Lotte' Först 1991 beschließen, zusammen Musik zu machen.
Mit Bassist Marc Zimmer und Sänger Gerhard 'Felix' Stass (Ex-Reborn Angel) ist das Line-Up schnell komplett. Das Demo, das die vier ein Jahr später einspielen, findet mehr als beachtlichen Absatz. Und das nicht nur national, sondern auch im Ausland, so dass sie von dem Tape bald über 1.500 Einheiten verticken.
Inzwischen steht Heinz Steinhauser (Ex-Agoraphobia) aber am Viersaiter, da sich Marc fortan lieber Graf Von Belzebub nennt und mit Mystic Circle Lärm macht. Auf den diversen Konzerten, die Crematory absolvieren, unter anderem ein Auftritt in der Fernsehshow "Na Und?", integriert sich Keyboarderin Katrin Goger immer besser ins Bandgefüge. Nachdem sie auf dem Demo schon als Gastmusikerin dabei ist, beschließen sie, die Dame in die Band aufzunehmen.
Als Massacre Records die Combo unter Vertrag nimmt, ist die Freude natürlich groß. Crematory spielen '93 ihr Debüt "Transmigration" ein. Für die Tour mit My Dying Bride nimmt Harald Heine den Platz von Heinz ein.
Seinen Einstand liefert er auf "... Just Dreaming". Heavy rotation auf MTV und VIVA folgen, sowie kleinere Touren mit Atrocity und Tiamat, nachdem sie auf den 'Summer Metal Meetings'-Festivals mit Bands wie Savatage, Iced Earth, The Gathering und Lake Of Tears unterwegs waren.
"Tears Of Time" heißt die Single, welche Crematory aus dem dritten Album "Illusions" auskoppeln und die den großen Durchbruch der Band kennzeichnet. Da sich Crematory aber gerade in einem kreativen Flow zu befinden scheinen, geht es schon Ende 1995 wieder ins Studio, heraus kommt Anfang '96 das mit komplett deutsch verfassten Songs bestückte Album "Crematory".
Nebenbei gründet Drummer Markus mit Gitarrist Michael Rohr die Band Century. Wieder belächeln Teile der Presse die Band nur, trotzdem übersteigen die Verkaufszahlen die der Vorgänger. Auf den 'Out Of The Dark'-Festivals schneiden sie eine Live-Scheibe mit, die auch als Homevideo zu haben ist. Diese kommt über CRC raus, Crematorys eigenem Label, da der Vertrag mit Massacre zu Ende geht.
Mit "Awake" erscheint '97 das nächste Gothic Metal Album, das sofort auf Platzt 54 der deutschen Albumcharts einsteigt. Die Coverversion von "Temple Of Love" (Sisters Of Mercy) passt gut ins Konzept und auch Lottes klarer Gesang als Kontrast zu Felix' Grunzen macht gut was her.
Auf ihrer zweiten Headlinertour durch Deutschland springt Matthias Hechler (Ex-Shit For Brains) für Lotte ein, der wegen einer Erkrankung nicht an der Tour teilnehmen kann. Aufgrund diverser Probleme mit den anderen Mitgliedern steigt Lotte wenig später auch offiziell aus, um bei Sculpture weiter zu machen.
"Act Seven" ist somit das erste Album mit neuem Gitarristen, es klingt womöglich deswegen etwas frischer als sein Vorgänger. Die Aufteilung zwischen klarem Gesang und den tiefen Growls weitet die Band aus. Mit der schon zuvor veröffentlichten Single "Fly" erscheint ein Song, auf dem Felix überhaupt nicht zu hören ist, sondern ausschließlich Michael Rohr von Century. Mit Kalle Friedrich (Giants Causeway) und Lisa Mosinski (Dark) sind noch zwei weitere Gastsänger auf der CD vertreten.
Die 3CD-Box "Early Years" enthält fast alle Hits der vergangenen Jahre, neu abgemischt und digital remastert, sowie mit speziell von namhaften Musikern angefertigten Remixen. Als Remixer konnten Bruno Kramm (Das Ich) Raymond Boyé (Scooter, U96, Culture Beat), DJ G.O.D. (Camouflage, Die Fantastischen Vier) und KK (La Bouche, Dr. Alban) verpflichtet werden. Zusätzlich enthalten ist eine CD-ROM mit den vier Videoclips "Tears of Time", "In My Hands", "Ist Es Wahr" und "Shadows Of Mine".
Mit "Believe" legt das Quintett noch einmal sehr gut nach, da Matthias auch effizient ins Songwriting einbezogen wird und immer öfter mit seinem Klargsangs zum Geschehen beiträgt. Zu der Videosingle "The Fallen" verpflichten Crematory die Pornodarstellerin Chantal Chevalier, was wohl Keyboarderin Katrin zu recht freizügigen Coverphotos inspiriert.
Daran allein wird es aber nicht gelegen haben, dass das Album Platz 34 in Deutschland belegt. Auch die Nuclear Blast Tour mit Destruction und Hypocrisy läuft sehr gut.
Um so überraschender kommt die Ankündigung, nach einer Doppel-CD namens "Remind" nach zehnjähriger Karriere Schluss zu machen und Crematory nach einem Gig auf dem Wacken Open Air aufzulösen. Felix will sich fortan Ab:Norm widmen, Harald tönt bei Excess weiter und Markus bei Century.
Katrin und Matthias gehen mehr oder minder ganz normalen Jobs nach, doch die richtige Erfüllung bringt das nicht. Da kommt die Anfrage von Nuclear Blast im August 2002 gerade recht, ob sie nicht einen Beitrag zu einem Metallica-Sampler machen wollen. Wollen sie und spielen prompt "One" ein.
Nuclear Blast lassen nicht locker, und so machen sich Crematory Anfang 2003 tatsächlich daran, ein paar neue Songs zu schreiben, im Oktober beginnen sie mit den Aufnahmen. Die müssen sie mittendrin allerdings unterbrechen, da Kathrin und Markus Nachwuchs bekommen. Im Mai 2004 erscheint "Revolution" und bietet genau das, was man als Fan der Band erwartet.
Nach ihrem Comeback spielen sie auch wieder ein paar Konzerte. Vor allem Felix tritt immer wieder mit Umbra Et Imago auf, da ihn mit Mozart eine lange Freundschaft verbindet. Von den Comeback-Auftritten gibt es ab September '05 auch Bild- und Tonmaterial in Form der "Liverevolution" DVD/CD.
Ab Anfang August steht mit "Klagebilder" schon der nächste Longplayer in den Regalen. Einmal mehr sind sämtliche Texte auf deutsch. Der Limited Edition liegt sogar noch eine Remix-CD bei. Die von Kris Kohlmannslehner (Sieges Even/Abandoned) produzierte Scheibe geht wieder in die Charts und Crematory auf Tour mit Atargatis und Lacrimas Profundere.
Seit "Revolution" halten sich die Mannheiner fast schon stoisch an ihre Vorgabe, alle zwei Jahre ein Album mit Produzent Kohle aufzunehmen und mit fast traumwandlerischer Sicherheit, in die Charts einzusteigen. Sowohl "Pray", als auch "Infinity" setzen diese Tradition fort.
Auch die folgenden Alben "Black Pearls" (2010) und "Antiserum" (2014) geben dem Fan, was dieser verlangt. Umgekehrt tut aber der Fan offenbar nicht, was die Band von ihm erwartet: Im März 2018 fordert Drummer Markus Jüllich die Fans der Band in einem Statement auf Facebook auf, "endlich mal den Arsch" hochzukriegen und gefälligst Tickets für die anstehenden Konzerte zu kaufen. Denn Vorsicht: "Wir werden die Tour absagen, wenn jetzt nicht endlich die Vorverkaufszahlen für unsere Konzertkarten deutlich ansteigen".
"Ach ja, bitte drückt dazu noch ein paar Cents für die noch nicht erschienene neue Platte 'Oblivion' ab: "Das Allerwichtigste ist aber, dass ihr unsere neue CD oder Doppel-LP kauft, denn wenn ich unsere aktuelle Lizenzabrechnung ansehe bekomme ich das kotzen".
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