laut.de-Kritik
Wunderbar dichte Träume zwischen Krautrock und Post Punk.
Review von Hannes HußHerzlich willkommen im Traum des Nils Herzogenrath. Unter seinem Projekt Vomit Heat veröffentlicht der Kölner sein "Second Skin". Es ist keine Hülle, die er sich überstreift, sondern die Abbildung eines langen, luziden Wachzustandes. Zwischen Krautrock, Dream Pop und Post Punk verliert er sich in Sounds und Riffs, lädt seine Zuhörer*innen ein, ihm zu folgen. Dabei schleift er seiner Musik jegliche Härten und Kanten ab, so dass sie hypnotisch in sich versinkt. In keinem Song ist diese Luzidität so greifbar wie in "Leere (feat. Stella Sommer)". Sommer intoniert ihre Zeilen mit der Klarheit eines Dirk Von Lowtzow, während Herzogenrath um sie herum eine wunderbar dichte, zirkulierende Atmosphäre schafft.
Inhaltlich geht es, entsprechend des Titels, um Isolation, Einsamkeit und Dissoziation. Aus dem Post Punk erwächst ein Stück großer Pop, beseelt von Schwerelosigkeit. Herzogenrath schichtet Soundstrukturen aufeinander, bis sie vor lauter Reibung aneinander ganz sanft werden. Das zirkuläre Gitarrenriff könnte auch auf einem Camera-Album auftauchen und dort Spontaneität verkörpern, auf "Second Skin" wird es zur angenehmen Traumbegleiter.
"Coincidences" könnte anfangs durchaus auf einem International Music-Album stattfinden. Wird es auch, denn Vomit Heat begleitet die Essener Wunderknaben auf ihrer großen Frühjahrstournee. Doch Herzogenrath bastelt aus seinem trockenen Schlagzeug-Groove keine Neo-Blues-Nummer, sondern nimmt konsequent die Ausfahrt in Richtung Shoegaze. Dazu singt er Thom Yorke-artig in Kopfstimme, lässt Feedback-Loops laufen.
So erschafft Herzogenrath immer wieder eine wahrhaftig psychedelische Atmosphäre. Der International Music-Gastauftritt "Heute" verliert sich fast in einem Kraftwerk-artigen Beat, der unaufhaltsam seine Bahnen zieht. Doch wo die Krautrock-Pioniere auf mechanische Präzision setzten, klingt "Second Skin" weiterhin warm und menschlich. Der überraschend tanzbare Closer "Sweat Days" mischt dem Krautrock verspielten Funk bei, klingt irgendwie nach Mac DeMarco, aber so, als wäre der Kanadier auf die Kunsthochschule gegangen. Die Synthesizer springen wie Flummis durch den Song, Herzogenraths Stimme ist mit Hall belegt, während er durch die Stratosphäre driftet. So sollen doch bitte meine Träume klingen.
Immer wieder verliert sich "Second Skin" in seinen unzähligen Klangschichten. Es driftet vor sich hin, nie vollständig kontrolliert. "Dematerialize" ist für mehr als fünf Minuten von einem einzigen Gitarrenriff durchzogen. Wie ein Lehrstück für Anfänger*innen wandert der Song die Skala hinab und wieder hinauf. Diese Repetition hält so lange an, bis der Song, passend zum Titel, fast in ihr zusammenbricht. Das Auseinanderfallen, die Entwicklung hin zur Nichtexistenz findet sich immer wieder auf dem Album. Ganz wie Träume Wendungen nehmen und abrupt aufhören zu existieren, so gibt auch Herzogenrath seinem Album Momente der Langwierigkeit, gefolgt von spontanen Ausbrüchen aus der Monotonie.
Auf das langsame, von indisches Sitar-Musik durchwobene "Ornamental Sight" folgt das beschwingte "Different Life". Wie ein Traumwandler bewegt sich Herzogenrath zwischen diesen Polen. Wo er aus dem Post Punk die Düsternis übernimmt, so denkt er auch immer an die Helligkeit all des großartigen Pops, der sich aus dem Post Punk entwickelt hat. Die umwerfende Vorabsingle "I'm Over You" ist ein Meisterwerk aus hypnotisierendem Bass, dem beschwörenden "I'm over you" und Feedback-Schleifen. Der Song ist gleichzeitig unvorstellbar dicht und dennoch feinteilig. Jeder Effekt, jeder Sound sitzt in Perfektion.
1 Kommentar mit 33 Antworten
Uuuh. Gefällt!
Wenn das dem Schwengelchen ein Uuuh(sic!) entlocken kann, höre ich vielleicht auch mal rein.
Ich vergebe meine Uuuhs in der Tat nur an ganz besondere Künstler. Mein Urteil ist wie die Kirsche in Mon Chéri - aus Piemont handverlesen.
Du meinst unreif und einfach fake?
Nein, ich meinte aus Piemont und handverlesen. #lesenlernenmitschwingo
"Das Wort Piemont-Kirsche ist eine im Markenregister eingetragene Marke. „Piemont“ ist angelehnt an die Herkunftsregion der Familie Ferrero.
Eine Kirschsorte dieses Namens existiert nicht. Trotz der Bezeichnung „Piemont“ kommt die Kirsche nicht aus Italien, sondern wird dort eingekauft, wo Ferrero die besten Konditionen erhält. Bekannt wurden bisher drei Herkunftsorte: Polen, Chile und die Ortenau in Deutschland. Die Kirschen aus Chile werden wegen des langen Transportweges dort früher geerntet als andere, da sie zur Verarbeitung fester sein müssen. Ein Teil der in der deutschen Produktion verwendeten Kirschen stammt aus der Ortenau (Stand 2008).[6]
Der Fernsehsender WDR konnte in Erfahrung bringen, dass ein Großteil der Früchte vor allem aus Polen stammt.[7] Laut Ferrero sei für den Verbraucher mit dem Begriff „Piemont-Kirsche“ eine Qualitätsvorstellung verbunden, „die nicht unbedingt mit dem Piemont in Verbindung steht“.[8]"
Ingos Leben.
Lügenpresse!
Wann löschst Du Dich endlich?
Wie gefällt dir die Musik?
In etwa so lecker wie eine Piemont Kirsche.
Ernsthaft: Hab durch ein paar Tracks geskippt, ist absolut UNHÖRBARER DRECK! Deshalb auch direkt 1/5 gegeben, Musik fürs Kliemannsland!
"Ingos Leben"
*Schwingos Leben
"Ernsthaft: Hab durch ein paar Tracks geskippt, ist absolut UNHÖRBARER DRECK!"
Na gut, du verstehst von Postpunk vermutlich soviel wie ich von Rap. Ich kann's verstehen, dass es nix für Genrefremde ist.
Das ist wirklich Mucke für Typen, die gern abends bei wildfremden Menschen mit ihrem exquisiten Musikgeschmack prahlen...aber passt ja ins Bild.
Ne, ich spare mir in Zukunft das Schw und nenne ihn Ingo.
@Craze:
Nee, solche Gespräche laufen dann eher so ab:
https://m.youtube.com/watch?v=s-ULvJeqDdU
"Ne, ich spare mir in Zukunft das Schw und nenne ihn Ingo."
Treffen wir uns in der Mitte und einigen uns auf Hwingo.
Naja, das sch ist ja eigentlich sowas wie ein eigener Konsonant, deswegen würde ich dann eher Wingo sagen... deal?
Leute, es ist Sonntag.
Und?
Die Gerechtigkeit kennt kein Wochenende!
Sonntagsruhe ist auch nur ein weiteres Werbeversprechen, auf das du reingefallen bist, Wingo.
Ich wüsste nicht dass bereits eine Einigung mit Gleep erfolgt wäre, CKFT.
Wingo33 ist wirklich der überflüssigste User hier.
33? Außergewöhnliche Belastung?
Wuff!
Naja, ich versuche wenigstens, mehr zu bieten als stumpfes heckling. Ich versuche, über Musik zu reden. War ja ursprünglich auch der Sinn dieses Fadens: Ich wollte ausdrücken, dass mir die Musik gefällt. Dein Kleinkrieg interessiert mich nicht, und der von Capsi ebenso wenig. Aber der gute Ragi hat's kürzlich ganz treffend ausgedrückt: Anzunehmen, dass du dazu lernst, grenzt gewissermaßen schon an ableism.
Back on topic: Geile Band. Gefällt mir gut.
Bis du diesen bemüht provokant lustigen mon-cheri-Vergleich brachtest, ging es um Musik. Danach ging es um dich.
Provokant, iz kla. Das sollte eine Mischung sein aus gesunder Selbstironie bzgl meiner Urteilskraft und Throwback zu Moncheri-Gate von vor ein paar Monaten.
"Danach ging es um dich."
Hmm ja, da hab ich doch glatt nen Witz auf meine eigenen Kosten gemacht. Ich böser, provokanter Junge, ich. Ich weiß was du hier abziehst, Capsboy. Glaub mir, ich bin nicht im mindesten innteressiert an deinem kleinem Flaming-Anfall.
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An sowas wie Lollipops liegt mir auch rein gar nichts, ma anmerken.
Im Gegensatz zu Mon Chéri. Yummy! Ich steh dazu.
CAPS ist nur noch des Hassens wegen hier, traurig.
Sehr in character von dir hier temporäres Verhalten als absolute Eigenschaft zu deklarieren. Absicht?
Was ist mit Byzantiner Königsnüssen? Bitte einmal investigativ recherchieren für mich, ich habe gerade keine Lust.