laut.de-Biographie
Y'akoto
Wer Musiker nach ihren Einflüssen befragt, muss mit hunderten von unterschiedlichen Antworten rechnen. Von Müttern über Kinder, Haustiere und Politiker zu großen Namen der Musikgeschichte aus Jazz, Pop und Rock bis zu ganzen Genres und Gesellschaften. Umso besser, wenn das eigene Leben seit jeher kosmopolitisch geprägt ist.
So vereint Y'akoto kinderleicht, was ohnehin zusammengehört: afrozentrierte, wenn auch westlich geprägte Spielarten des Pop wie Soul und Hip Hop mit afrikanisch geprägten Rhythmen, vornehmlich aus Ghana. Neu ist das freilich nicht, als Y'akoto 2012 mit "Babyblues" die Bühne der Musikwelt betritt. Dass dieser native Sound aber aus Deutschland stammt, gleicht fast einer Sensation.
1988 in Hamburg geboren und in Ghana aufgewachsen wandelt die Tochter einer Deutschen und eines Ghanaers von klein auf zwischen den Welten, die zumindest musikalisch und künstlerisch weniger trennt als landläufig angenommen. Y'akoto behält diese Freizügigkeit bei. Im Erwachsenenalter pendelt die Halbdeutsche zwischen Hamburg, Paris und Lomé, der Hauptstadt Togos.
So ausufernd wie die geografischen Fixpunkte ihres Privatlebens ist ihre Musik allerdings nicht. "Mir geht es vor allem darum, Geschichten zu erzählen. Deswegen ist der Sound sehr reduziert", erklärt Y'akoto im Vorfeld ihres Debüts. Dazu passt die erste Single "Tamba", die vom Schicksal eines afrikanischen Kindersoldaten erzählt. Aufgenommen wurde der Titel in Berlin, an den wenigen Instrumenten saß das Produzententeam Kahedi, bestehend aus Max Herre, Samon Kawamura und Roberto di Gioia.
"Natürlich ist das kein Stück, das einem beim Zuhören ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Aber es bringt einen zum Nachdenken. Musik muss eben auch nicht immer angenehm sein. Manchmal muss es weh tun, um etwas bewirken zu können", kommentiert Y'akoto das schwierige Thema des Songs. Den Kritikern verschlägt weniger Tambas Geschichte den Atem, als vielmehr das Talent der Sängerin.
Wie so oft machen sofort Vergleiche mit den Größen von Gestern und Heute die Runde. Doch selten ergeben diese mehr Sinn. Mit ihrem rauchigen Timbre erinnert Y'akoto tatsächlich an Billie Holiday, dabei hat sie einen Blues wie Nina Simone und ist so groovy wie Erykah Badu. Dass sie bei Letzterer im Sommer 2011 im Vorprogramm auftritt, passt wie die Faust aufs Auge. Schon zuvor sammelt sie Bühnenerfahrung bei Max Mutzke sowie im Fernseh- und Radiostudio. Der NDR entdeckt sie im Rahmen seiner Sendung "Hamburg Sounds", die musikalische Talente aus dem Sendegebiet vorstellt.
Die Grundlage für eine erfolgreiche Karriere legt Y'akoto allerdings schon deutlich früher. Als Kind lernt sie Klavier, mit 13 tingelt sie mit ihrer ersten Band durch Jugendclubs und spielt eine Mischung aus Rock, Reggae, Soul und Funk. Drei Jahre später entdeckt sie die elektronische Musik für sich, bevor sie mit 18 bei einer neuen Truppe landet, bei der sie über Gitarre, Bass und Beatbox singt. Während der Ausbildung zur Tanzpädagogin begibt sie sich auf Solopfade.
Fragt man Y'akoto nach ihren Einflüssen, sie würde wohl viele große Namen der Musikgeschichte aus Jazz, Pop, Rock und Soul nennen, ohne sich in deren Reihe stellen zu wollen: "Ich weigere mich zu sagen, ich würde Soul-Musik machen, Soul-Seeking-Musik trifft es viel besser." Aber eigentlich mache sie ohnehin Folk, "weil ich damit eben Menschen, als das Volk, ansprechen möchte." Und zwar unabhängig von Länder- oder Kontinentgrenzen.
Während die Alben "Moody Blues" und "Mermaid Blues" ihre Blues-Trilogie vollenden, gärt es in der Hansestädterin. Sie fühlt sich ausgebrannt. Weniger beruflich, wo sie ihren Erfolg auskostet. "Im persönlichen Leben lief es allerdings nicht so". Zudem fühlt sie sich unwohl mit ihrem gesellschaftlichen Exotinnen-Status: "Als schwarze Künstlerin sehnte ich mich danach in Black Spaces zu leben und zu arbeiten und jenes ist schwer zu finden in Deutschland. (...) Immer wieder die gleichen Fragen beantworten zu müssen, verursachte eine große
körperliche und emotionale Erschöpfung."
Ein Zwischenstopp in Paris macht die auswandernde Y'akoto nicht glücklich. Im Milieu der Afro-Franzosen knüpft sie Kontakt zu Leuten aus Guadeloupe. Die Karibikinsel gehört zu Frankreich, die Sängerin bricht dorthin auf und unterhält sich mit jungen Menschen, die sich in Europa heimatlos fühlten: "Der Rassismus, der Druck und das Gefühl sich nie ganz in die französische
Gesellschaft einfügen zu können, obwohl sie Franzosen waren, inspirierten sie, in ihre Länder
zurückzukehren. Ich konnte das gut nachvollziehen. In Deut schland ging es mir genauso."
Zwischen Alkohol- und Koffein-Exzessen und solchen Gesprächen keimt in Y'akoto Erkenntnis, dass sie nach Ghana zurück migrieren möchte. Schwerer Liebeskummer inspiriert sie dort zu neuer Musik. Die digitale Afrobeats-Szene boomt, und die zu dieser Zeit 31-jährige Künstlerin arbeitet mit einem 19-Jährigen zusammen. So entsteht u.a. der Song "I Agree". Auch dem Vintage-Funk von Daft Punk wendet sie sich zu, die zugehörige EP "Obaa Yaa" stellt sie dann wieder in Hamburg fertig. "Obaa Yaa" ist zugleich ihr neuer Name: Ich stelle ich mich mit dieser EP neu vor. Hier in Ghana nennen mich meine Freunde Yaa. Abkürzung
für Yaa Akoto (...). Ich wurde an einem Donnerstag geboren. In Ghana ist der Tag deiner Geburt wichtig. Obaa bedeutet Mädchen, Frau."
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