laut.de-Kritik
So gut wie Erykah Badu und Nina Simone.
Review von Sven KabelitzFür einen kurzen Moment ist Joseph Kony im März 2012 in aller Munde. Die Kampagne 'Kony 2012' wird zig Millionen-fach verlinkt, findet auf Computern und Smartphones unserer Welt statt. Die berechtigte Kritik an der Darstellung der Probleme und der dahinter stehenden Organisation lässt nur kurz auf sich warten, doch plötzlich ist das beklemmende Schicksal von Kindersoldaten wieder allgegenwärtig.
Fast ein halbes Jahr vorher brachte Y'akoto mit "Tamba" ihre erste Single auf den Markt. Das gleiche Thema behandelnd, schickte sie selbstbewusst, dunkel und rauchig ihre anklagenden Worte ins Feld. "The kid soldiers in Uganda / may you be free for eternity."
Die Ausnahmesängerin hat schon viel von der Welt gesehen. Vielleicht sogar zu viel. Die Reife, die ihre Erfahrungen unweigerlich mit sich gebracht hat, spiegelt sich in jedem Moment von "Babyblues" wider, ihr steht aber eine ständige Rastlosigkeit entgegen. Zwischen Folk, Afrobeat und Jazz bringt Y'akoto ein weites Spektrum an persönlichen Gefühlen und Gedanken unter.
Die verhalten und dezent gesetzten Arrangements, die die Sängerin selbst ausarbeitete, halten ihr Debüt zusammen. Das Marktschreierische ist Y'akotos Ding nicht. Ihre Stimme, oft kunstvoll übereinander gelegt, gepaart mit Gitarre, Bass, Beats und angenehmen Percussions, genügt sich selbst und ist der Humus, aus dem die einzelnen Songs erblühen.
Konträr zu "Tamba" steht "Diamonds", der Einstieg ihres ersten Albums. Freiheit liegt in dir selbst und in deiner Reaktion auf dein Umfeld. "It's you and nobody else / you can fight your way to freedom." Ein meditativer, durchs Gestern holpernder Keyboardbeat bildet die Basis für Y'akotos eindringlichen Gesang. Musik und Stimme bilden eine mehr als natürliche Einheit. "Diamonds" ist übernatürlich.
Der Titeltrack erzählt von der düstersten Stunde der Afrohanseatin. Während sich Streicher nur andeuten, Pianoklänge zum Ziel wanken, lässt der Text kaum Fragen offen, steht für Verlust und Trotz. Dabei ist es der größte Kunstgriff des Songs, dass er Langsamkeit nicht mit Langweile verwechselt, Spannung in einem Moment aufbaut, in dem andere Künstler versagen.
"Talk To Me" wirkt mit seinem einfühlenden Gitarrenspiel und dem sanften Bass wie Wundsalbe für die geschundene Seele. "I want to know how it's like under your skin." Jennifer Yaa Akoto Kieck meint diese Worte ernst. Ihr Ziel liegt unterhalb der Haut, unterhalb des öffentlichen Scheins.
Wie ein Sommermorgen, unschuldig und leicht, erzählt die Weltmusik-Hymne "Good Better Best" die Geschichte des Lebens. Hinfallen, aufstehen, Krone richten und weitergehen aus der Sicht einer Vogelfamilie. Y'akoto klingt wie das kuschelige und schützende Gefieder von Mamavogel. Im schlimmsten Moment nimmt sie dich in den Arm, drückt dich an ihre Brust und sagt dir, dass alles gut wird. Sie tröstet und ermuntert.
Sharon Jones und Amy Winehouse blitzen kurz in "Without You" auf, das als einziger Song auf "Babyblues" das momentan gängige Bild von Soul gekonnt und eigenständig aufgreift. "Bodymovements" macht mit seinem schwitzenden Rhythmus, verruchten Bläsern und dreckigem Bass gelungene Zugeständnisse an das aktuelle Musikgeschehen.
Das Acapella-Stück "Sitting Round The Table" schnürt die Kehle zu. Über mehrere Gesangsspuren klagt Y'akoto vom traurigen Schicksal einer Frau, die ihr Neugeborenes und ihren Mann bei einem Erdbeben verliert. Die Direktheit des Stücks lässt kurz verzweifeln, doch bereits "What Makes You Strong" bringt den Sonnenschein und den Glauben an das Leben zurück.
All diesen mal schmerzhaften und beklemmenden, mal fröhlichen Momenten steht mit "Whatever Dear" nur ein einziger Totalausfall entgegen, in dem die Y'akoto-Formel nicht greifen mag.
Nie hat man das Gefühl, das es sich bei "Babyblues" um ein Debüt handelt. Y'akoto ist einzigartig, hält den Vergleichen mit der Intensität von Erykah Badu, oft sogar mit Nina Simone stand. Nneka überflügelt sie im Vorbeigehen. Sie klingt wie eine Grand Dame auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, steht aber doch erst in den Startlöchern.
7 Kommentare
Oh mein Gott, Vergleich mit Erykah Badu?? So gut soll das Ding sein?? Dann muss ich da ja definitiv mal reinhören!!
Wow die Hörproben hören sich mehr als vielversprechend an - und diese Stimme ist einfach genial. Wird die nächsten tage gekauft!
I read this never having heard of Yakoto and was quite excited by the comparisons drawn by the reviewer. As good as Nina Simone? High praise. High praise that, after listening to Babyblues, seems to me more like blasphemy. Comparing Yakoto to Nina Simone is like comparing Square One to Wu Tang. Das grenzt an Realitätsverlust. Yakoto has a curious little voice, nasal and whiny, a fusion of mediocre Badu and Winehouse imitations, not remotely comparable to Nina Simone's rare organ. Her lyrics don't have an inkling of Simone's fluency, profundity and subtlety. At best, they are English-as-a-Second-Language knock-offs of Badu's elemental musings. I've never felt quite so mislead by a review.
@JoshuaDB (« I read this never having heard of Yakoto and was quite excited by the comparisons drawn by the reviewer. As good as Nina Simone? High praise. High praise that, after listening to Babyblues, seems to me more like blasphemy. Comparing Yakoto to Nina Simone is like comparing Square One to Wu Tang. Das grenzt an Realitätsverlust. Yakoto has a curious little voice, nasal and whiny, a fusion of mediocre Badu and Winehouse imitations, not remotely comparable to Nina Simone's rare organ. Her lyrics don't have an inkling of Simone's fluency, profundity and subtlety. At best, they are English-as-a-Second-Language knock-offs of Badu's elemental musings. I've never felt quite so mislead by a review. »):
Ach halts Maul du Wichtigtuer
Wenn die Dame sich mal hier blicken lassen würde, jederzeit.
uiuiui, seit Juli kein Kommentar, gebt euch bös, die Dame kann alles und noch mehr!