Porträt

laut.de-Biographie

Cannibal Corpse

1988 gründen Shouter Chris Barnes, die beiden Gitarristen Bob Rusay und Jack Owen, Basser Alex Webster und Drummer Paul Mazurkiewicz in Buffalo im Staate New York eine Band mit dem verträumten Namen Cannibal Corpse. Alle Musiker haben bereits einschlägige Erfahrungen bei Tirant Sin respektive Beyond Death gesammelt, zeigten sich mit den Resultaten allerdings nicht unbedingt zufrieden. Rein technisch und auch in Sachen Provokation muss doch weitaus mehr drin sein.

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Schon beim ersten Demo aus dem Jahr 1989 zeigen Metal Blade Interesse. Ein Jahr später erscheint das erste Album "Eaten Back To Life". Als Gastgrunzer begrüßen Cannibal Corpse Deicides-Frontdeibel Glen Benton. Neben der musikalisch hochwertigen Leistung sorgt vor allem das Coverartwork für Aufsehen. Das Debüt ziert ein gezeichneter Zombie, der sich fröhlich selbst verspeist. Klar, dass das Teil (nicht nur in den USA) der Zensur zum Opfer fällt.

Ebenso ergeht es dem Nachfolgealbum "Butcherd At Birth", das eine Zeichnung zweier Zombies zeigt, die die Leiche einer Schwangeren ausnehmen. Im Hintergrund hängen Neugeborene an Fleischerhaken. Dämlich, billig, wie immer man es nennen will, doch es erfüllt seinen Zweck: Die Band taucht in Medienberichten auf.

Schnell haben Cannibal Corpse den Ruf von Gehirnamputierten weg. In den USA macht es sich der damalige republikanische Präsidentschaftskandidat Bob Dole zur Aufgabe, gegen die Band zu hetzen. In Deutschland übernimmt dies lange Zeit eine Dame namens Christa Jenal, die in Metal-Kreisen als bemühter, aber eher weltfremder Gutmensch keine Unbekannte ist.

Mit der zweiten Scheibe sind die Herren erstmals in Europa auf Tour, wo sie zwiespältig empfangen werden. Sieht man von Cannibal Corpses Vorliebe für Splattermotive einmal ab, kommt man aber nicht umhin, ihnen ausgezeichnete technische Fähigkeiten an den Instrumenten zu attestieren. Blastspeedartige Geschwindigkeiten und komplizierte Breaks machen die Mucke aus und sichern dem Fünfer eine so treue wie beachtliche Fanschar.

Dennoch ist "Tomb Of The Mutilated" Bob Rusays letztes Album. Für ihn kommt Rob Barrett (Ex-Malevolent Creation/Solstice/Dark Deception). Der Durchbruch gelingt mit mit eben diesem Album.

Die Jungs treten in der Folge nicht nur in den USA und Europa, sondern auch in Russland auf. Ein besonderes Schmankerl folgt im Jim Carrey-Streifen "Ace Ventura: Pet Detective": Als Carrey in dem Film einen Club besucht, um Nachforschungen anzustellen, stehen Cannibal Corpse als Liveband auf der Bühne. Der Song "Hammer Smashed Face" erscheint ein Jahr später als EP. Neben dem Track gibt es eine Coverversionen von Possessed und Black Sabbath zu hören.

In Deutschland darf die Band übrigens offiziell keinen Song der drei ersten Alben spielen. Für Chris Barnes ist "The Bleeding" das letzte Album mit Cannibal Corpse. Die Scheibe verkauft sich allein in den Staaten über 100.000 Mal, dort tourt die Band drei Monate lang mit Cynic. Anschließend geht es nach Europa, Australien und Südamerika. Barnes, der mit dem Obituary-Gitarristen Allen West ein Nebenprojekt namens Six Feet Under laufen hat, fliegt bald darauf aus dem Line-Up.

Die Lücke am Mikro schließt der Ex-Monstrosity-Shouter George 'Corpsegrinder' Fisher. Der gibt seinen Einstand 1996 auf "Vile", dem ersten Death Metal-Album, das es in die amerikanischen Billboard Charts schafft. Mit der Scheibe sind Cannibal Corpse beinahe ein komplettes Jahr lang auf Tour und teilen sich die Bühnen mit Anthrax, Misfits, Vader, Immolation oder Brutal Truth. Auf den Touren schneiden sie das Homevideo "Monolith Of Death" mit, das sich ebenfalls wie geschnitten Brot verkauft.

Nach dieser Mammuttour zieht sich Rob aus der Band zurück, die sich stattdessen Pat O'Brien von Nevermore holt. Dieser tritt auf "Gallery Of Suicide" in Erscheinung, dem ersten Album ohne Stammproduzenten Scott Burns. Spieltechnisch zeigen sich die Kannibalen auf ihrem absoluten Höhepunkt. Ausgiebige Tourneen bleiben vorerst aus, schon ein Jahr später schiebt der Fünfer statt dessen "Bloodthirst" nach. Drei ausgedehnten Aufenthalten in Europa stehen dann zwei Rundreisen in Nordamerika gegenüber.

Im September 2000 erscheint mit "Live Cannibalism" das zweite Homevideo, das in Deutschland nur in deutlich abgespeckter Version zu haben ist - schließlich fehlen nach wie vor sämtliche Songs der ersten drei Alben. 2002 melden sich Cannibal Corpse mit ihrem nächsten Studiowerk "Gore Obsessed" zurück, das stilistisch in dieselbe Kerbe haut wie der Vorgänger. Als Gimmick covern die Kannibalen sogar einen Song von Metallica.

In schöner Regelmäßigkeit sind die Jungs auf Tour und veröffentlichen ihre Alben. Völlig überraschend verabschiedet sich 2004 Jack Owen aus der Band. Jeremy Turner von Origin springt vorerst ein, doch letztendlich kehrt tatsächlich Rob Barrett wieder ins Line-Up zurück. Zwischenzeitlich startet Basser Alex ein Nebenprojekt mit dem WatchTower-Klampfer Ron Jarzombek namens Machinations Of Dementia.

2006 geht es mit Hate Eternal-Chef Erik Rutan (Morbid Angel) als Produzent ins Studio, wo sie das schlicht "Kill" betitelte Album aufnehmen, das Ende März 2006 erscheint. Nach Dates in Europa sind sie in den Staaten Teil des riesigen Sounds Of The Underground-Treks.

Neben zahlreichen anderen Konzerten und der Fertigstellung der 3-DVD-Box "Centuries Of Torment: 20 Years" findet Basser Alex im April 2008 die Zeit, auf der Hate Eternal-Scheibe "Fury" den Bass einzuspielen. Bevor im Januar 2009 "Evisceration Plague" erscheint, spielen Cannibal Corpse zum ersten Mal in der Karriere auch in Neuseeland und sind anschließend mit Children Of Bodom und Diablo unterwegs.

In Ton und Bild vernichten die Kannibalen auf "Global Evisceration" alles und jeden. Bei Cannibal Corpse bekommt man auch live einfach, was man erwartet und verdient.

Daran ändert sich mit dem 2012er Release "Torture" nichts. Indexerfahren wie die Amerikaner mittlerweile sind, gestalten sie für den deutschen Markt diesmal von vornherein ein alternatives Cover. Die Originalversion wird natürlich wie gehabt indiziert und beschlagnahmt. Außerdem fehlen aus Jugendschutzgründen sämtliche Texte.

Beim Artwork des nachfolgenden "A Skeletal Domain" verzichten Cannibal Corpse allerdings auf blutige Skizzen. Verständlich, schließlich geht es ja um Skelette. Aber keine Sorge: Musikalisch schrauben die Mittvierziger noch immer mit dem Gewaltbohrer.

Daran ändert sich auch beim Nachfolger "Red Before Black" nichts, allerdings spritzt es diesmal dem Titel entsprechend wieder ordentlich auf dem Cover. Zum 2018 anstehenden 30-jährigen Bandjubiläum versorgen sich Cannibal Corpse dazu mit einigen der stärksten Songs ihrer jüngeren Karriere – von Abnutzungserscheinungen keine Spur. In der Zwischenzeit erklärt der Corpsegrinder in einem amüsanten YouTube-Video seine Einkaufsgewohnheiten und es erscheint die autorisierte Biografie "Bible Of Butchery", geschrieben von Joel McIver, der zuvor bereits die Geschichte Metallicas, Black Sabbaths und Max Cavaleras unter die Lupe nimmt.

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Party.San, 2022 Cannibal Corpse rissen als Donnerstag-Headliner die Hauptbühne komplett ab.

Cannibal Corpse rissen als Donnerstag-Headliner die Hauptbühne komplett ab., Party.San, 2022 | © laut.de (Fotograf: Jochen Dreher) Cannibal Corpse rissen als Donnerstag-Headliner die Hauptbühne komplett ab., Party.San, 2022 | © laut.de (Fotograf: Jochen Dreher) Cannibal Corpse rissen als Donnerstag-Headliner die Hauptbühne komplett ab., Party.San, 2022 | © laut.de (Fotograf: Jochen Dreher) Cannibal Corpse rissen als Donnerstag-Headliner die Hauptbühne komplett ab., Party.San, 2022 | © laut.de (Fotograf: Jochen Dreher)

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1 Kommentar mit einer Antwort

  • Vor 2 Jahren

    Ich warte seit Wochen sehnsüchtig auf die Review von "Violence Unimagined"...

    • Vor 2 Jahren

      freddy hat gestern erst zur Bewerbung aufgerufen, glaube also nicht, dass es bereits zur Gegenzeichnung der Anstellungsverträge zwischen Herrn Fromm und a user formerly known as Dogmer (@aufkaD) gekommen ist...

      ...gib der Geschichte vielleicht noch paar Wochen mehr und der Streif am Horizont glimmt umso silbriger?

      Für die Zwischenzeit empfehle ich dir indes was leichteres für's Gemüt... ein verzwickt um die Ecke gedachtes und dabei dennoch federleicht auf Punkt groovendes Sommeralbum wie bspw. "Silbo" (2014) von Féloche als Aperitif, der Herr?

      https://www.youtube.com/watch?v=jAlnL8JHetY