laut.de-Biographie
Cave In
Cave In bedeutet 'Der Einsturz', oder bezieht man sich auf den Tunnelbau, dann eben 'Der Firstbruch'. Aber egal, was so bricht oder stürzt, die Band Cave In tut ebendies auf keinen Fall. Vielmehr startet sie durch, strebt nach Meriten und begeistert. Wie so oft beginnt alles ganz klein und in einem Proberaum. Dieser befindet sich 1995 in Massachusettes, genauer gesagt im Kaff Methuen. Gitarrist Stephen Brodsky und Sänger Jay Frechette spielen für geraume Zeit in verschiedenen Bands, bevor sie beschließen, eine eigene Combo an den Start zu bringen. Weitere Verstärkung finden die beiden mit dem Bassisten Justin Matthes, Adam McGrath (Gitarre) und John-Robert Conners am Schlagzeug. Den Namen klauen sie sich bei der Band Codeine, deren sechster Song auf dem Album "Frigid Stars" lautet.
Musikalisch hegen sie eine Vorliebe für Hardcore der Marke Converge und Snapcase, die sie zu Beginn auch in ihre Songs einfließen lassen. In der Anfangszeit nimmt der Fünfer auch jede sich bietende Gelegenheit wahr, aufzutreten. Dabei verfolgen sie eine witzige Strategie, um nicht vor drei oder noch weniger Leuten spielen zu müssen. Sie nehmen Autos von Bekannten in Beschlag, packen ihr Equipment und so viel Freunde, wie nur eben möglich in die Karre und fahren zu den Auftrittsorten. So treten sie zusammen mit lokal bekannten Bands auf, die sich bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad erspielt haben. Mit einer dieser Gruppen (Gambit) nehmen sie auch ein Split-Album auf.
Zu jenen Sessions müssen sie erneut gefahren werden, da keiner der Jungs alt genug für einen Führerschein ist. Weitere Splits mit den Formationen Early Grace und Piebald folgen, bis Cave In irgendwann von Split-Releases die Nase voll haben. Ein eigener Output muss her. Dieser lässt nicht mehr lange auf sich warten, denn 1996 ist ein gewisser Aaron Turner Zeuge eines Cave In-Gigs und nimmt die Band für sein Label Hydrahead unter Vertrag. Nun kommt das Line Up in Bewegung. Justin verlässt die Band. Seinen Job übernimmt Andy Kyte. Sänger Frechette nimmt ebenfalls seinen Hut. Ersatz finden Cave In vorübergehend mit Dave Scrod. In dieser Formation spielen sie eine weitere 7" ein, bevor sie mit "Beyond Hypothermia", einer Art Compilation mit allen bisher geschriebenen Songs, an die Öffentlichkeit gehen.
Dave geht jedoch nach dem Release auch wieder eigene Wege. Da auch Andy nicht mehr mit von der Partie ist, stehen Cave In trotz guter Ausgangsposition schon wieder ohne Bassisten da. Auf Dauer ist das kein Zustand und so sind sie froh, dass ein Anruf eines gewissen Caleb Scofield eingeht. Eben jenen lernen sie auf einer ihrer vielen Konzerte kennen. Ist er doch der Basser einer befreundeten Band (Strike3), mit der sie schon einige Gigs bestreiten durften. Die Not mutiert zur Tugend und so belassen sie es bei den vier Mann und suchen nicht krankhaft nach einem weiteren Mitglied.
Als Quartett starten die Proben für das, was einmal als "Until Your Heart Stops" Bekanntheit erlangt. Die Zeit bis zu einem weiteren Studioalbum überbrückt die EP "Creative Eclipse" (1999). Diese 12" stellt einen klaren Wendepunkt in der musikalischen Entwicklung von Cave In dar. Hauen sie bis dato ordentlich auf die Wurst, so verschiebt sich ihr Kosmos erheblich. Nicht mehr der harte Kern steht im Vordergrund, vielmehr integrieren sie verspieltere Elemente in ihren Klang und sogar eine Akustik-Nummer ("Burning Down the Billboards") hat den Weg ans Licht der Welt geschafft.
Natürlich ist das ein Affront gegen die Fans, die 'ihre' Band bereits im hässlich stinkenden Schlund des Kommerzes verschwinden sehen. Nichts weniger steckt jedoch dahinter, denn neben den bereits erwähnten Einflüssen aus der Hartwurst-Ecke, hegen die Mitglieder auch eine tiefe Liebe für psychedelisch angehauchten Sound der Marke Led Zeppelin oder Pink Floyd, was sie mit dieser EP auf ihre eigene Art und Weise umsetzen.
Nach jeweils einem Song für einen Cure- und Bad Brains-Tribute-Sampler, beginnen sie mit der Arbeit an einem neuen Album. Hier nehmen sie - sehr zur Enttäuschung einiger alter Fans - den Faden von "Creative Eclipse" wieder auf und komponieren zwar filigrane und progressiv ausgefeilte Songs, die jedoch in einer sehr abgespeckten Version auf das Album gelangen. Kein unnötiger Produktions-Firlefanz versperrt den Blick auf die Tracks, wie sie live klingen sollen. Das Medienecho auf "Jupiter" ist jedoch ganz im Gegensatz ein pompöses: Euphorie verbreitet sich ob der neuen Hoffnung im Indierock-Zirkus. Mit diesem Kreativsprung machen sie zum ersten Mal Major-Labels auf sich aufmerksam, die Cave In für sich gewinnen möchten. Den Zuschlag erhält die BMG-Tochter RCA, die ihnen von allen Companys die größte künstlerische Freiheit gewährt. Extensives Touren ist seit jeher fester Bestandteil von Cave Ins Lebensphilosophie und nicht anders verhält es sich auch 2001 und 2002, denn sie entjungfern den noch Cave In-freien alten Kontinent.
Als letzte Arbeit für Hydra Head erscheint im Oktober die EP "Tides Of Tomorrow", das nächste Lebenszeichen ist das 2003 erscheinende Album "Antenna", mit dem der Cave In-Zug richtig abgeht. Mit der Promotion-Power eines Majors im Rücken, verbreitet sich die Kunde der vier wie das sprichwörtliche Buschfeuer. Positive Resonanzen hagelt es von Seiten der Presse und auch die Hörer sind enthusiastisch ob der kompakten und gekonnten Ausarbeitung ihrer musikalische Visionen. Die Aufnahmen zur Scheibe finden übrigens im legendären Cello Studio statt, wo die Beach Boys bereits ihren Jahrhundertcoup "Pet Sounds" eingespielt haben. Ein Omen? Wenn, dann nur ein gutes.
2005 erscheint mit "Perfect Pitch Black" das fünfte Album. Es ist eine Ansammlung von Songs, die größtenteils 2003 und 2004 entstanden sind. Fette Gitarrenwände und Schreiattacken: Bei Cave In deutet wieder einiges auf Rückkehr zu ihren musikalischen Wurzeln hin. Dahinter steckt möglicherweise auch die Rückkehr zur alten Wirkungsstätte der Band. Nach dem Ausflug zu RCA veröffentlicht das Quartett mittlerweile wieder bei Hydra Head Records.
2006 geben Cave In bekannt, eine Pause einlegen zu wollen. Sie betonen explizit, dass sie sich nicht auflösen, damit Fans nicht gleich panisch vom Dach springen. Die Pause der Band bedeutet nämlich nicht, dass die Jungs untätig Zuhause herum sitzen, im Gegenteil. Adam McGrath nimmt mit der Formation Clouds "Legendary Demo" auf. Die Scheibe erscheint im Februar 2007. Conners, der die Band verlässt, prügelt bei den Doomriders die Felle, Caleb fummelt mit Zozobra an eigenem Material, während Stephen Brodsky ins Octave Museum einlädt. Connors' Nachfolger an den Drums, Ben Koller, tourt derweil mit Converge um den Globus.
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